Leishmania amazonensis
Definition
Leishmania amazonensis des Leishmanien-Subgenus Leishmania ist der Erreger einer amerikanischen kutanen Leishmaniose.
Epidemiologie
Erreger des Leishmania-mexicana-Komplexes, zu denen auch Leishmania amazonensis gehört, finden sich bei geringer Endemizität in sehr verstreuten Endemiegebieten sowohl in feuchten und halbtrockenen Wäldern wie auch im trockenen Buschland. Leishmania amazonensis ist dabei besonders in den feuchten Primär- und Sekundärwäldern Brasiliens vertreten. Die Endemiegebiete des Erregers sind in Nordargentinien, Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guayana, Peru, Surinam und Venezula gelegen.[1]
Übertragung
Leishmania amazonensis wird durch den Stich von Sandmücken der Gattung Lutzomyia übertragen. Der wichtigste Vektor Lutzomyia flaviscutellata ist in allen Endemiegebieten auffindbar, die beiden anderen wichtigen Überträger Lutzomyia reducta und Lutzomyia olmeca nociva nur im Amazonasbecken. Alle genannten Lutzomyia-Spezies gelten als nicht besonders anthropophil, wodurch die Häufigkeit menschlicher Infektionen sehr eingeschränkt ist.[2] Zu den Reservoirwirten des zoonotischen Erregers gehören verschiedene Nagetiere, in Brasilien vor allem Kurzstachelratten (Proechimys) und Reisratten (Oryzomys), zusätzlich mit geringerer Bedeutung Rotnasenmäuse und verwandte Arten (Wiedomys). Reisratten sind auch die einzigen bekannten Wirte in Bolivien und Kurzstachelratten die alleinigen bekannten Wirte in Französisch-Guayana. In Ecuador sind noch Eichhörnchen (Sciurus) als Reservoirwirte bekannt. In vielen der verstreuten Endemiegebiete sind die Reservoirwirte jedoch unbekannt.[1]
Inkubationszeit
Die Inkubationszeit beträgt im Durchschnitt 2-3 Monate, variiert aber zwischen 2 Wochen und 2 Jahren. (Dies ist die an Leishmania brasiliensis orientierte Inkubationszeit für amerikanische kutane Leishmaniose in Brasilien.)
Klinik
Kutane Leishmaniose
Eine Papel expandiert im Verlauf mehrerer Wochen zu einer ulzerierenden runden bis ovalen, bis zu mehrere cm breiten schmerzlosen Läsion mit erhöhten Rändern. Diese Ränder sind allerdings etwas unauffälliger als bei den Viannia-Läsionen (wie z.B. bei Leishmania-brasiliensis-Läsionen).[2] Zusätzliche Läsionen, meistens in der Umgebung der Einstichstelle, sind möglich. Selbstheilung unter Komplikationen ist nicht ausgeschlossen.
Disseminierte kutane Leishmaniose
Aufgrund einer reduzierten zellvermittelten Immunantwort führt in seltenen Fällen eine lymphogene Aussaat der Erreger zu einer für den Erreger spezifischen Form der disseminierten kutanen Leishmaniose mit erythematösen infiltrierten Plaques in mehreren Körperregionen.
Diffuse kutane Leishmaniose
Ein (gemäß WHO) "kleiner Prozentsatz"[1] der Infizierten entwickelt eine diffuse kutane Leishmaniose. Aufgrund einer unterdrückten zellvermittelten Immunantwort breiten sich die Erreger hämatogen oder lymphogen unkontrolliert über den ganzen Körper aus.
Mukokutane Leishmaniose
In vereinzelten Fällen wurde auch von der Entwicklung einer mukokutanen Leishmaniose im Nasenrachenraum berichtet.[2]
Rezidivierende kutane Leishmaniose
Auch eine südamerikanische Variante der rezidivierenden kutanen Leishmaniose wird in der medizinischen Literatur erwähnt.
Virulenz des Erregers
Leishmania amazonensis gilt aufgrund seiner vielen möglichen Komplikationen als äußerst virulenter Erreger. Gemäß der Leitlinie [3] der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin soll eine Infektion durch Leishmania amazonensis ähnlich behandelt werden wie eine Erkrankung durch Leishmania brasiliensis. Es soll der Mundrachenraum auf mukokutane Läsionen untersucht werden, außerdem soll jede Infektion systemisch behandelt werden, und zwar mit der gleichen Medikation wie Leishmania brasiliensis.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Control of the leishmaniases WHO Technical Report 949, WHO 2010
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Manual de vigilância da Leishmaniose tegumentar americana, 2.aktualisierte Auflage; Brasilia 2013 Leitlinie des brasilianischen Gesundheitsministeriums
- ↑ Diagnostik und Therapie der kutanen und mukokutanen Leishmaniasis in Deutschland Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, 2010