Radiusfraktur (Pferd)
Englisch: fractures of the radius
Definition
Unter einer Radiusfraktur versteht man einen Knochenbruch des Radius beim Pferd.
Epidemiologie
Radiusfrakturen sind eher selten vorkommende Frakturen beim Pferd. Nur ungefähr 8 bis 14 % aller Frakturen betreffen den Radius.
Klassifizierung
Radiusfrakturen werden anhand ihrer Frakturlinien in verschiedene Arten unterteilt:
- Trümmerfraktur (am häufigsten)
- Schrägfraktur
- Querfraktur
- Epiphysenfraktur (Salter-Harris-Typ 1 und 2)
- Offene Fraktur
- inkomplette Fraktur bzw. Fissur
- kleine, artikuläre Frakturen (nur distal oder proximal)
Ätiologie
Radiusfrakturen sind meistens die Folge eines massiven Traumas von außen (z.B. Trittverletzung durch ein benachbartes Pferd). In seltenen Fällen kommt es auch bei Höchstleistungen (z.B. Pferderennen) zu Stressfrakturen.
Pathogenese
Durch die Krafteinwirkung kommt es zur Zertrümmerung des Radius. Je nachdem wo die Verletzung erfolgt, kann eine offene Fraktur die Folge sein. Solche Frakturen treten vorwiegend an der medialen Fläche des Antebrachiums auf, da sich hier zwischen der Haut und dem Knochen kaum Weichteilgewebe befindet.
Neben der einwirkenden Kraft trägt auch das Alter des Tieres zur Frakturentstehung bei. Trümmerfrakturen oder Spiralfrakturen treten gehäuft bei älteren Pferden auf (> 2 Jahre), wohingegen einfache Schrägfrakturen eher junge Tiere betreffen. Querfrakturen können fast nur bei Fohlen beobachtet werden, die jünger als 6 Monate sind.
Klinik
Der Schweregrad der Symptome hängt maßgeblich von der Art der Fraktur ab. Betroffene Pferde sind meist hochgradig lahm und weisen bei einer dislozierten Fraktur eine deutliche Achsenbrechung auf. Die betroffene Region ist stark geschwollen, die Palpation äußerst schmerzhaft. Weiterhin lässt sich oft eine Krepitation nachweisen. Bei offenen Frakturen können auch Knochenfragmente ersichtlich werden.
Diagnose
Die Diagnose wird im Rahmen der orthopädischen Untersuchung und mithilfe von Röntgenbildern gestellt. Bei unklaren Fällen (z.B. bei Verdacht einer Fissur) ist die Röntgenuntersuchung nach 10 bis 14 Tagen zu wiederholen. Bis dahin ist die Gliedmaße zu stabilisieren.
Therapie
Die Notfalltherapie (Erstversorgung) vor Ort besteht aus einer groben Wundversorgung (Spülung, Desinfektion, Abdeckung), der Gabe von Breitspektrumantibiotika und der Immobilisierung der gesamten Gliedmaße mittels festsitzendem Verband unter Zuhilfenahme von Schienen (z.B. ein der Länge nach geteiltes PVC-Rohr).
Offen, dislozierte Trümmerfrakturen sind aufgrund der Kontamination mittels Transfixations-Cast zu versorgen. Geschlossene Trümmerfrakturen und Epiphysenfrakturen hingegen können mithilfe einer Plattenosteosynthese stabilisiert werden. Frakturen, die nur gering oder gar nicht disloziert sind, werden konservativ behandelt (versteifender Verband, Boxenruhe, NSAIDs). Hier muss für mindestens 3 bis 4 Monate absolute Boxenruhe eingehalten werden.
Literatur
- Baxter GM. 2011. Adams and Stashak's Lameness In Horses. Sixth edition. Wiley-Blackwell Publishing, Ltd. ISBN: 978-0-8138-1549-7/2011.
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