Postaggressionssyndrom
Synonym: Postaggressionsstoffwechsel
Englisch: post-aggression metabolism, postaggression syndrome
Definition
Das Postaggressionssyndrom ist eine Situation des intensivierten Metabolismus, die nach großen Traumata und Operationen, ausgedehnten Verbrennungen und schweren Infektionen eintritt.
Pathophysiologie
Stressbedingt kommt es zu einer gesteigerten Sympathikusaktivität und endokrinologischen Veränderungen (Dysregulationen auf der Ebene des Hypothalamus-hypophysären-Systems).
Ziel dieser physiologischen Reaktion ist die Bereitstellung einer ausreichenden Menge von Nährstoffen für den geschwächten Organismus. Dabei kommt es grundsätzlich zu einem vermehrten Katabolismus mit erhöhter Freisetzung von Cortisol, Katecholaminen (v.a. Adrenalin) und Glukagon. Insbesondere zu Beginn des Postaggressionssyndroms werden auch die Wasser retinierenden Hormone ADH und Aldosteron vermehrt freigesetzt.
Die hierdurch in Gang gesetzte Reaktionskaskade führt unter anderem zu gesteigerter Lipolyse und Gluconeogenese. Zusammen mit der Ausschüttung der insulinantagonistisch wirkenden Katecholamine und Glukagon begünstigt dies eine Hyperglykämie.
Im Rahmen der gesteigerten Lipolyse fallen vermehrt Fettsäuren an, die bei insuffizienter Beta-Oxidation vermehrt zu Ketonen angereichert werden (Ketonämie, Azidose). Weiterhin wird in der Leber mehr Harnstoff produziert (Proteinkatabolie), welcher zusätzlich durch die Nieren ausgeschieden werden muss.
Auf zellulärer Ebene besteht häufig trotz ausreichender Insulinmengen eine Verwertungsstörung für Glucose. Insgesamt muss der Organismus beim Postaggressionssyndrom mehr Sauerstoff verbrauchen, um lebenserhaltende Funktionen zu sichern.
Symptome
Klinisch äußert sich das Postaggressionssyndrom mit Symptomen des gestörten Hormon- und Herz-Kreislauf-Systems sowie des katabolen Stoffwechsels.
- Schwäche und Müdigkeit
- Durst
- Oligurie
- Immunschwäche durch erhöhte Cortisolspiegel
- Vasokonstriktion und Zentralisierung
- Tachykardie und Hypertonie durch erhöhte Katecholaminspiegel
- Tachypnoe
Therapie
Bei intensivmedizinisch behandelten Patienten muss ein vorliegendes Postaggressionssyndrom in die Therapieplanung einbezogen werden. So erfolgt in den ersten Stunden nach dem auslösenden Ereignis zunächst keine Ernährungstherapie und der Fokus liegt auf Ausgleich des Flüssigkeits-, Elektrolyt-, und Säure-Basen-Haushaltes.
Durch die auch in der Folge überwiegende antiinsulinerge Stofwechsellage sollte eine Ernährung schrittweise und adaptiert erfolgen.
Komplikationen
Gelingt es nicht, die Stoffwechselsituation zu normalisieren, kann ein Postaggressionssyndrom dekompensieren und in einen Schock bzw. Kreislaufstillstand münden.
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