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Synonym: Tubulus proximalis
Abkürzung: PT
Englisch: proximal tubule
Der proximale Tubulus ist ein Abschnitt des Tubulussystems im Nephron, der funktionellen Einheit der Niere.
Der proximale Tubulus entspringt am Harnpol der Bowmanschen Kapsel. Er endet mit dem Übergang in den dünneren Intermediärtubulus der Henle-Schleife. Dieser Übergangsbereich bildet die Trennung von Außen- und Innenstreifen des äußeren Nierenmarks.
Man unterscheidet nach ihrem Aspekt zwei Anteile des proximalen Tubulus:
Der Nierentubulus ist ein Röhrchen aus einschichtigem kubischen Resorptionsepithel, das einer Basalmembran ohne stärkere Barriereeigenschaften aufliegt. Die Zellverbindungen bestehen aus durchlässigen, "undichten" Tight Junctions. Lumenseitig ist das Epithel mit einem hohen Bürstensaum ausgestattet.
Auf der Seite, welcher der Basalmembran zugewandt ist, weisen die Epithelzellen einen hohen Mitochondriengehalt und eine extensive Zellinterdigitation auf. Sie vergrößert – vergleichbar mit dem Bürstensaum der Lumenseite – die Diffusionsfläche der Zellen gegenüber Interstitium und den Blutgefäßen.
Besondere Strukturen beziehungsweise Strukturmerkmale sind
Die starke Oberflächenvergrößerung sowohl der luminalen als auch der basolateralen Membranabschnitte ist ein Hinweis auf die hohen Diffusionsraten zwischen Lumen und Zelle einerseits sowie zwischen Zelle und Interstitium andererseits. Sie zeugt von einer hohen Sekretions- wie auch Rückresorptionsaktivität in diesem Tubulusabschnitt.
So werden etwa zwei Drittel des im Primärharn befindlichen Wassers und NaCl, 90% des Bikarbonats und 99% der Glukose in diesem Abschnitt rückresorbiert. Dieser Tubulus weist also hohe Transportraten auf. Allerdings geht man davon aus, daß er keine besonders hohen Konzentrationsgradienten aufbauen kann.
Die Energie für diesen überwiegend passiven Transport von H2O, H3O+, Hydrogencarbonat und CO2 beruht größtenteils auf Konzentrationsgradienten. Zur Aufrechterhaltung dieser Gradienten besitzt die Epithelzelle in diesem Tubulusabschnitt sowohl an der apikalen Membran als auch im Zellinneren eine hohe Carboanhydrase-Aktivität.
Um den Austausch über das gesamte Epithel aufrechtzuerhalten und das innerzelluläre Milieu zu stabilisieren, verfügt die basolaterale Membran über die gleiche Diffusionskapazität wie ihr lumenseitiger Gegenpart. Die Basalmembran selbst stellt kein bedeutendes Diffusionshindernis dar.
Über die basolaterale Zellmembran werden ausgetauscht
Zahlreiche weitere Substanzen werden ausgetauscht. Hierzu wird auf die Fachliteratur verwiesen.
Sowohl basolateral als auch apikal besitzt die Epithelzelle eine Vielzahl von Poren und passiven, sekundär-aktiven und aktiven Kanälen, wobei letztere – in der basolateralen Membran liegend – die bereits erwähnte hohe Mitochondriendichte auf dieser Seite als funktional zweckgerichtet unterstreichen.
Im Einzelnen finden sich
auf luminaler Seite. Außerdem diffundiert hier CO2 dem Partialdruckgefälle folgend durch die Zellmembran.
Basolateral findet sich als bedeutendster Transporter die Na+/K+-ATPase, die die Energie für die anderen Transportprozesse liefert.
Außerdem verlassen Glukose (über GLUT2-Uniporter) und Aminosäuren die Zelle sowie Natrium und Hydrogencarbonat über einen Symporter ohne Auswirkungen auf den elektrischen Gradienten (weil entgegengesetzt geladen und äquimolar).
Zahlreiche Krankheiten sind auf Transportdefekte im proximalen Tubulus zurückzuführen. In der Regel handelt es sich um hereditäre Defekte, da sie direkt auf fehlende oder übermäßige Exprimierung von Kanalproteinen zurückzuführen sind. Beispielhaft seien erwähnt:
Tags: Epithel, Histologiepräparat, Nephron, Niere, Transportsysteme, Tubulus
Fachgebiete: Nephrologie
Diese Seite wurde zuletzt am 30. Juli 2018 um 10:54 Uhr bearbeitet.
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