Olaratumab
Handelsname: Lartruvo®
Definition
Olaratumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der in Kombination mit dem Zytostatikum Doxorubicin zur Therapie bestimmter maligner Neoplasien eingesetzt wurde.
Eigenschaften
Olaratumab ist ein biotechnisch hergestellter Antikörper aus der Klasse IgG1. Die molare Masse beträgt 154 kDa.
Hintergrund
Im Rahmen der Embryonalentwicklung, bei der Zelldifferenzierung sowie im Rahmen der Wundheilung spielen Wachstumsfaktoren aus der PDGF-Familie eine entscheidende Rolle. PDGF binden als natürliche Liganden an PDGF-Rezeptoren (PDGFR). Sie aktivieren in der Zelle Signalwege, die u.a. zu einer erhöhten Zellproliferation führen. Die Überaktivierung bzw. konstitutive Aktivierung von PDGFR ist ein wichtiger Faktor bei der Onkogenese. Bei vielen malignen Tumoren sind Veränderungen hinsichtlich der PDGFα-Rezeptoren (PDGFRα (Genamplifikation, Überexpression, aktivierende Mutationen) beschrieben worden.
Wirkmechanismus
Olaratumab bindet spezifisch an die extrazelluläre Domäne von PDGFRα. Durch die Bindung wird die Wirkung der physiologischen Liganden des Rezeptors unterbunden. In der Folge entfallen wachstumsanregende Effekte auf Krebszellen und das Tumorwachstum wird gehemmt.
Wirksamkeit
Olaratumab wurde in den USA infolge eines beschleunigten Zulassungsverfahrens eingeführt und unterliegt in der Europäischen Union strengen Kontrollbestimmungen. Die erhöhte Wirksamkeit von Doxorubicin und Olaratumab gegenüber einer Monotherapie mit Doxorubicin in einer Phase-II-Studie wurde als signifikant bewertet. Dabei wurde das Gesamtüberleben mit 26,5 Monaten (Monotherapie: 14,6 Monate) angegeben.
In weiterführenden Studien (Phase-III-Studie) konnten die Vorteile einer Kombinationstherapie gegenüber dem bisherigen Standard einer Monotherapie mit Doxorubicin nicht bestätigt werden.[1]
Indikation
- Behandlung des fortgeschrittenen Weichteilsarkoms bei Erwachsenen in Kombination mit Doxorubicin, wenn keine Option einer operativen Behandlung oder Strahlentherapie besteht
Die Therapie erfolgt palliativ.
Darreichungsform
- Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung
Dosierung
Olaratumab wird intravenös angewandt. Die Infusion sollte über eine Stunde erfolgen. Die Dosis wird mit 15 mg/kgKG angegeben. Der Therapiezyklus ist dreiwöchig, wobei Olaratumab an Tag 1 und 8, Doxorubicin an Tag 1 verabreicht wird. Nach dem achten Zyklus kann Olaratumab als Monotherapie weiter verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Zu den möglichen Nebenwirkungen der Therapie von Olaratumab in Kombination mit Doxorubicin zählen:
Zulassung
Die Markteinführung von Olaratumab erfolgte in Deutschland im Jahr 2016 durch Lilly. Die Substanz hat den Status eines Orphan Drug.
Die bedingte Zulassung für Olaratumab wurde im Mai 2019 widerrufen. Die nachgereichten Ergebnisse der Phase-III-Studie ("ANNOUNCE") konnten die klinische Wirksamkeit des Antikörpers nicht bestätigen. Im Vergleich zur Monotherapie mit dem Zytostatikum Doxorubicin zeigte Olaratumab keine verbesserte Wirksamkeit.
Der Widerruf der Zulassung wurde angekündigt.[2]
Nutzenbewertung
Die Nutzenbewertung des G-BA auf der Basis des vom IQWiG gesichteten, älteren Studienmaterials kam zu folgendem Ergebnis:[3]
- beträchtlicher Zusatznutzen
Kosten
Die Jahrestherapiekosten für eine Behandlung mit Olaratumab betragen rund 186.000 €.[3]
Quellen
- ↑ Rote-Hand-Brief zu Lartruvo vom 28. Jan. 2019
- ↑ Informationen der Hersteller: Rote-Hand-Brief zu Lartruvo® (Olaratumab): Beauflagte EU-Zulassung wird widerrufen [1] (10. Mai 2019)
- ↑ 3,0 3,1 Bewertung von Arzneimitteln für seltene Leiden nach § 35a Absatz 1 Satz 10 i.V.m. 5. Kapitel § 12 Nr. 1 Satz 2 VerfO Wirkstoff: Olaratumab, 1. März 2017, abgerufen am 4.3.2019
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