Mirabegron
Handelsname: Myrbetriq®, Betmiga®
1. Definition
Mirabegron ist ein Arzneistoff aus der Familie der Betasympathomimetika. Es handelt sich um einen Beta-3-Adrenozeptor-Agonisten mit starker und selektiver Wirkung auf den Rezeptor, der zur Behandlung der überaktiven Blase (OAB) eingesetzt wird.
2. Wirkung
Als Urologikum wirkt Mirabegron spasmolytisch auf die glatte Harnblasenmuskulatur und erhöht die Konzentration von cAMP im Harnblasengewebe. Das mittlere Entleerungsvolumen je Miktion wird gesteigert, hingegen verringert Mirabegron die Häufigkeit von Blasenkontraktionen, die nicht zu einer Blasenentleerung führen. Der Entleerungsdruck oder das Restharnvolumen bleiben unbeeinflusst, die Miktionsfrequenz wird verringert.
2.1. Speicherphase
Die Stimulation von Beta-3-Adrenozeptoren in der Harnblase verbessert die Harnspeicherfunktion. Die sympathische Nervenstimulation überwiegt, wenn sich der Urin in der Harnblase sammelt (Speicherphase). Durch die Freisetzung von Noradrenalin aus den Nervenendigungen erfolgt vorwiegend eine Aktivierung der Betaadrenozeptoren in der Harnblasenmuskulatur, wodurch der glatten Harnblasenmuskel entspannt wird.
2.2. Harnentleerungsphase
In der Harnentleerungsphase wird die Harnblase vorwiegend vom parasympathischen Nervensystem kontrolliert. Die pelvinen Nervenendigungen setzen Acetylcholin frei, das die cholinerge M2- und M3-Rezeptoren stimuliert und eine Harnblasenkontraktion auslöst. Die über Beta-3-Adrenozeptoren induzierte Zunahme von cAMP wird durch Aktivierung des M2-Pfades gehemmt. Eine Beta-3-Adrenozeptor-Stimulation beeinflusst den Entleerungsprozess auch bei partieller Urethraobstruktion nicht.
3. Pharmakokinetik
Nach oraler Anwendung wird Mirabegron im Gastrointestinaltrakt resorbiert. Es erreicht nach 3 bis 4 Stunden die maximale Plasmakonzentration (Cmax). Die Bioverfügbarkeit liegt dosisabhängig zwischen 29 % und 35 %.
Steady-State-Konzentrationen werden nach 7 Tagen täglicher Einnahme erreicht, wobei die Plasmaexposition im Steady-State etwa doppelt so hoch ist wie nach einer Einzeldosis. Obwohl eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme die Cmax von Mirabegron beeinflusst, kann das Arzneimittel unabhängig von Mahlzeiten eingenommen werden.
Das Verteilungsvolumen von Mirabegron beträgt im Steady-State etwa 1.670 Liter. Die Plasmaproteinbindung liegt bei rund 71 %. In Erythrozyten ist die Wirkstoffkonzentration doppelt so hoch wie im Blutplasma.
Der Metabolisierung des Wirkstoffs erfolgt durch Dealkylierung, Oxidation, Glukuronidierung und Hydrolyse. Mehrere Enzyme sind an der Biotransformation beteiligt, darunter CYP3A4, CYP2D6, Butyrylcholinesterase und UDP-Glucuronosyltransferasen.
Die Ausscheidung des Wirkstoffs und seiner Metaboliten erfolgt zu 55 % renal, zu etwa 34 % über die Fäzes.
4. Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen von Mirabegron sind:
Eine mögliche schwere Nebenwirkung ist Vorhofflimmern.