Medical Intervention Car
Synonym: Notfallinterventionsfahrzeug
Definition
Das Medical Intervention Car, kurz MIC, ist ein spezialisiertes Einsatzfahrzeug, das zur präklinischen Durchführung komplexer medizinischer Interventionen eingesetzt wird, die im regulären Rettungsdienst sonst nur eingeschränkt oder gar nicht möglich sind. In Deutschland kommt das MIC derzeit (2025) im Rahmen von Pilotprojekten zum Einsatz.
Abgrenzung
Im Motorsport werden ebenfalls MIC-Fahrezeuge eingesetzt, die zusätzlich über eine Ausstattung für die technische Rettung und Bergung verfügen.[1]
Hintergrund
Der Einsatz des MIC erfolgt insbesondere bei Einsätzen und Maßnahmen, die eine hohe medizinische Expertise erfordern und – insbesondere in der präklinischen Versorgung – nur selten durchgeführt werden. Es kann ergänzend vom Rettungsdienst bzw. Notarzt angefordert werden, ist also keine Alternative bzw. Ersatz des vor Ort behandelnden Notarztes. Das Fahrzeug ist nicht für den Patiententransport vorgesehen.
Derzeit (2025) wird das MIC in Regionen mit universitären Maximalversorgern, wie Heidelberg, Gießen, Stuttgart und Kaiserslautern eingesetzt und wissenschaftlich begleitet. In Studien werden unter anderem Strukturqualität, Einsatzindikationen und Outcome-orientierte Effekte untersucht.
Einsatzindikationen
- Reanimationen mit erhöhtem medikamentösem/technischem Aufwand (Trauma-Reanimation, mechanische Reanimationshilfe, extrakorporale Reanimation)
- Komplexe pädiatrische Notfälle (Reanimation/Trauma)
- Schwieriger Atemweg
- Geburtshilfliche Notfälle
- MANV-Lagen oder Einsätzen mit erhöhtem Koordinationsbedarf (ergänzend zum Leitenden Notarzt)
- Präklinische Transfusion
- Polytrauma mit Notwendigkeit einer REBOA, Clamshell-Thorakotomie oder anderer invasiver Maßnahmen
- Notwendigkeit einer extrakorporalen Membranoxygenierung
- Notwendigkeit weiterer präklinischer Diagnostik (Ultraschall, Blutgasanalyse)
- Wunsch nach weiterer fachlicher Expertise jedweder Art ("Oberarzt-NEF")
Ausstattung
Die Ausstattung und personelle Besetzung sind nicht einheitlich geregelt. Je nach Einsatzstichwort wird noch zusätzliches Personal (z.B. Facharzt für Pädiatrie) hinzugezogen.
Personelle Ausstattung
Das MIC ist meist mit einem Facharzt für Anästhesiologie besetzt, der über umfassende Kenntnisse in der Intensivmedizin und Notfallmedizin verfügt (z.B. Zusatzweiterbildung Notfallmedizin und Intensivmedizin, Zertifizierung als ALS-/PALS-Provider). Teilweise ist zudem ein speziell geschulter Notfallsanitäter Teil des MIC-Teams.
Technische Ausstattung
- Grundausstattung eines Notarzteinsatzfahrzeugs
- Ausrüstung zur Durchführung einer Resuscitative Endovascular Balloon Occlusion of the Aorta (REBOA)
- Ausrüstung zur Durchführung einer Clamshell-Thorakotomie
- Ausrüstung zur Beherrschung eines schwierigen Atemwegs (Videolaryngoskop, chirurgischer Atemweg etc.)
- Ausrüstung zur Anlage einer vv-ECMO oder va-ECMO
- Mechanische Reanimationshilfe (z.B. Corpuls CPR oder LUCAS)
- Mobiles Blutgasanalysegerät
- Mobiles Ultraschallgerät
- Zusatzmaterial für Kindernotfälle
- Zusätzliche Medikamente und Blutprodukte (z.B. Erythrozytenkonzentrat, Prothrombinkomplexkonzentrat)
Literatur
- Kaltschmidt et al. (2024). Materielle Ausstattung des Heidelberger Medical Intervention Car / Equipment and supplies in the Heidelberg medical intervention car.
- Huck (2019) Medical Intervention Car: Pilotprojekt zur Verbesserung der außerklinischen Notfallversorgung.
- Schneider et al. (2024). Präklinische Bluttransfusion bei lebensbedrohlicher Blutung – erweiterte lebensrettende Therapieoptionen durch das Konzept Medical Intervention Car.
- Huck, M. (2019). Medical Intervention Car (MIC). DRK Hessen. PDF, abgerufen am 07.10.2025
- Rettung Stadler. Neuer Rettungssatz für unser MIC – Sicherheit auf höchstem Niveau.
- Universitätsklinikum Heidelberg. MIC – Medical Intervention Car., abgerufen am 07.10.2025
- Westpfalz-Klinikum. MIC – Versorgung auf höchstem Niveau., abgerufen am 07.10.2025
- Steiger Stiftung. Medical Intervention Car – Unterstützung auf der Straße, abgerufen am 07.10.2025
Quelle
- ↑ DMSB – Ausstattungsrichtlinie Medical Intervention Car (MIC), abgerufen am 07.10.2025