Clamshell-Thorakotomie
von englisch: clamshell - Muschelschale
Definition
Die Clamshell-Thorakotomie ist eine Form der Eröffnung des Brustkorbs (Thorakotomie), bei der zwei Minithorakotomien miteinander verbunden werden, wodurch eine vollständige Eröffnung des Thorax möglich ist.
Hintergrund
Die Clamshell-Thorakotomie wird vor allem in der Notfallmedizin durchgeführt. Ziel des Eingriffs ist es, eine proximale Aortenkompression bzw. interne Herzdruckmassage durchführen zu können. Die Clamshell-Thorakotomie ermöglicht darüber hinaus die Entleerung einer Herzbeuteltamponade und das Übernähen von Herzwandverletzungen. Sie führt auch zu einer Entlastung eines Spannungspneumothorax.
Vorgehen
Beidseits wird eine Minithorakotomie in Bülau-Position (5. ICR) durchgeführt. Von der mittleren Axillarlinie ausgehend, wird zunächst mit dem Skalpell die Haut, das Subkutangewebe und die Faszie in Richtung des Sternums bis auf die Interkostalmuskulatur durchtrennt. Die Schnitte beider Thoraxseiten werden über dem Sternum verbunden. Im zweiten Schritt wird dann stumpf die Interkostalmuskulatur und die Pleura durchtrennt. Danach erfolgt die Querspaltung des Sternums mit einer Schere oder Gigli-Säge. Anschließend lässt sich der Thoraxraum - vergleichbar dem Aufklappen einer Motorhaube - durch Spreizen des Schnitts muschelförmig öffnen.
Indikation
- Kreislaufstillstand bei penetrierender Thorax- oder Oberbauchverletzung mit nicht durchführbarer äußerer Herzdruckmassage
Kriterien
Das Verfahren sollte nur durchgeführt werden, wenn verschiedene Gesichtspunkte beachtet werden. Als Merkhilfe lässt sich das 4E-Schema des ERC gut anwenden.
- Expertise: Ist ausreichend Training und Expertise im Team vorhanden, um die Maßnahme sicher durchzuführen?
- Equipment: Ist das entsprechende Equipment verfügbar?
- Environment: Stimmen die Umgebungsfaktoren in Bezug auf Wetter, Lichtverhältnisse usw.?
- Elapsed Time: Ist das Eintreten des Herz-Kreislaufstillstandes weniger als 10 Minuten (maximal 15 Minuten beim penetrierenden Trauma) her?
Risiken
- hohe Invasivität
- Infektion
- falsche Durchführung durch fehlendes Training
Kontraindikationen
- stumpfes Abdominaltrauma
- Kreislaufstillstand länger als 10 Minuten (bzw. 15 Minuten beim penetrierenden Trauma)
- jegliche Art von Herzarbeit
Literatur
- Wise D, Davies G, Coats T, et al: Emergency thoracotomy: „how to do it“ Emergency Medicine Journal 2005;22:22-24, auch: [1]