Extrakorporale Reanimation
Synonyme: Extrakorporale kardiopulmonale Reanimation, eCPR
Definition
Die extrakorporale Reanimation, kurz eCPR, ist die Anwendung einer veno-arteriellen extrakorporalen Membranoxygenierung (va-ECMO) zur vollständigen Aufrechterhaltung von Kreislauf und Oxygenierung. Sie wird zur Überbrückung bei Patienten mit therapierefraktärem Herz-Kreislauf-Stillstand eingesetzt, bis reversible Ursachen des Kreislaufstillstands behandelt werden können.
Hintergrund
Die konventionelle Reanimation erreicht bei therapierefraktärem und prolongiertem Herz-Kreislauf-Stillstand nur begrenzte Erfolgsraten. Registerdaten und klinische Studien aus der Notfall- und Intensivmedizin belegen, dass ein Teil der Patienten trotz qualitativ hochwertiger Reanimation ohne technische Kreislaufunterstützung keine Aussicht auf ein Überleben mit gutem neurologischem Outcome hat. Die eCPR wurde entwickelt, um einen suffizienten Kreislauf künstlich aufrechtzuerhalten und Zeit für die Behandlung reversibler Ursachen wie Koronarstenose, Hypothermie oder Intoxikationen zu gewinnen.
In Deutschland existieren zwei organisatorische Modelle:
- innerklinische Anlage der eCPR nach Transport unter mechanischer Reanimation in ein eCPR-Zentrum
- prähospitale Anlage eCPR durch nachalarmierte spezialisierte Teams (z.B. Medical Intervention Cars)
Indikationsstellung
Die Indikationsstellung folgt strengen Selektionskriterien und setzt sowohl eine realistische Chance auf ein gutes neurologisches Outcome, sowie ein zeitnah verfügbares eCPR-Konzept voraus:
| Positiv-Kriterium | Negativ-Kriterium |
|---|---|
| Beobachteter Kreislaufstillstand | Unbeobachteter Kreislaufstillstand |
| No-Flow Zeit < 5min | Unbekannte No-Flow Zeit (> 10min) |
| Geringe Low-Flow Zeit < 60min | Hohes Alter (> 75 Jahre) |
| Vorhandene Laienreanimation | Keine Laienreanimation |
| Vorhandensein vor reversiblen Ursachen | Niedriges etCO2 < 10mmHg |
| Kammerflimmern, VT oder Pseudo-PEA | Asystolie |
| Protektive Faktoren (Hypothermie, Intoxikation) | Onkologische Vorerkrankung |
| Lebenszeichen unter Reanimation (z.B. Grimassieren) | Ausgeprägte Vorerkrankungen
z.B. terminale Herzinsuffizienz, Niereninsuffizienz oder COPD |
Evidenzlage
Die Evidenz zur eCPR ist begrenzt, aber zunehmend vielversprechend für streng selektierte Patienten. Bei OHCA zeigen Studien Überlebensraten mit gutem neurologischem Outcome von 20 bis 40 %, bei IHCA etwa 20 bis 30 %. Besonders günstig sind kurze Low-Flow-Zeiten, beobachteter Kreislaufstillstand, defibrillierbarer Rhythmus und reversible Ursachen.
Metaanalysen und Registerdaten weisen darauf hin, dass die eCPR die 30-Tage-Überlebensrate und das neurologische Outcome verbessern kann, vor allem in erfahrenen Zentren mit standardisierten Abläufen. Limitationen bleiben Selektionsbias, geringe Studienzahlen und begrenzte Langzeitdaten. Ein breiter Einsatz ohne strenge Patientenselektion wird derzeit (2025) nicht empfohlen.
Literatur
- A. Rand et. al: Extrakorporale kardiopulmonale Reanimation – eine Standortbestimmung, Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin 2023, Springer-Verlag
- DGK: Empfehlungen zur extrakorporalen kardiopulmonalen Reanimation, Der Kardiologe 2018, Springer-Verlag
- C. Gaisendree et. al: Die extrakorporale kardiopulmonale Reanimation für die Behandlung des außerklinischen Herz-Kreislauf-Stillstands, Der Anaesthesist 2021, Springer-Verlag