No-Flow-Zeit
Synonym: No-Flow-Time
Definition
Die No-Flow-Zeit bezeichnet den Zeitraum von einem Kollapsereignis bis zur Initiierung der kardiopulmonalen Reanimation (CPR), in dem kein Blutfluss im Herz-Kreislauf-System stattfindet. Sie ist ein wichtiger Parameter beim Herzstillstand, da jede Verzögerung der Reanimation die Sauerstoffversorgung des Gehirns und anderer Organe einschränkt und die Prognose verschlechtert.
Terminologie
Der Begriff wird uneinheitlich verwendet. In der Literatur und klinischen Praxis wird mit der No-Flow-Zeit häufig jeder Zeitraum bezeichnet, in dem keine suffizienten Thoraxkompressionen erfolgt sind (also z.B. auch jede Hands-Off-Zeit).
Hintergrund
Längere Phasen ohne suffizienten Kreislauf verschlechtern die Überlebenschancen und erhöhen das Risiko für neurologische Schäden. Studien zeigen, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit pro Minute ohne Reanimation um etwa 7–10 % abnimmt.[1] Bereits nach etwa drei Minuten ohne Blutfluss kann es zu irreversiblen Hirnschäden kommen. Strategien zur Verkürzung der No-Flow-Zeit zielen daher darauf ab, die Zeit bis zur Wiederherstellung der Zirkulation so kurz wie möglich zu halten.
Strategien
- Duale Alarmierung: Bereits parallel zur Notrufabfrage wird ein Voralarm für Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeug mit einer groben Angabe der Einsatzstelle (Ort oder Straßenname) ausgelöst. Im weiteren Verlauf erfolgt die Präzisierung der genauen Einsatzstelle. Im Gegensatz zu vielen aktuellen Systemen, bei denen die Alarmierung erst nach vollständiger Datenaufnahme erfolgt, können die Rettungskräfte durch die duale Alarmierung schneller vor Ort sein, wodurch die Zeit bis zum Beginn der Reanimation verkürzt wird.
- Telefonreanimation: Notrufzentralen können Laien am Telefon Schritt für Schritt durch Wiederbelebungsmaßnahmen führen, bis professionelle Hilfe eintrifft.
- First-Responder/Voraushelfer: Geschulte Personen aus dem unmittelbaren Umfeld des Einsatzortes oder speziell registrierte Voraushelfer können frühzeitig mit der Wiederbelebung beginnen, noch bevor der Rettungsdienst eintrifft.
- Schulung der Bevölkerung in Reanimation: Durch gezielte Trainingsprogramme für Laien wird sichergestellt, dass möglichst viele Menschen grundlegende Erste-Hilfe- und Reanimationsmaßnahmen kennen und anwenden können.
Literatur
- Guy et al., The relationship between no-flow interval and survival with favourable neurological outcome in out-of-hospital cardiac arrest: Implications for outcomes and ECPR eligibility, Resuscitation, 2020
- Perkins et al., Kurzfassung der ERC-Leitlinien 2021, Notfall Rettungsmed, 2021
- Maier et al., Telephone-assisted CPR: A literature review, Notf Rett Med, 2016
- El-Zein et al., Out-of-hospital cardiac arrest survival when CPR is initiated by first responders, Resuscitation, 2023