Hands-Off-Zeit
Synonym: Hands-Off-Intervall
Englisch: hands-off-time
Definition
Die Hands-Off-Zeit bezeichnet das Intervall während einer Reanimation, in der keine Thoraxkompressionen durchgeführt werden. Diese Unterbrechungen sind ein kritischer Faktor für den Erfolg der kardiopulmonalen Reanimation (CPR), da die koronare und zerebrale Perfusion direkt von der Kontinuität der Thoraxkompressionen abhängen. Ziel moderner Reanimationskonzepte ist es, das Hands-Off-Intervall auf ein Minimum zu reduzieren.
Hintergrund
Während einer Reanimation können Unterbrechungen der Thoraxkompressionen vor allem durch folgende Maßnahmen entstehen:
- Analysephase der Herzrhythmen (EKG-Analyse)
- Peri-Schock-Phase (Defibrillation und Wiederbeginn der Thoraxkompressionen)[1]
- Atemwegsmanagement, insbesondere endotracheale Intubation
Jede zusätzliche Sekunde Hands-Off reduziert die koronare Perfusion um ca. 10–12 %, was die Chancen für eine erfolgreiche Rückkehr des spontanen Kreislaufs (ROSC) verringert. Ziel ist es daher, die Hands-Off-Zeit so gering wie möglich zu halten, idealerweise unter 5 Sekunden. Ein Maximalwert von 10 Sekunden pro Unterbrechung sollte nicht überschritten werden.[2] Längere Intervalle reduzieren die zerebrale Perfusion deutlich, was mit einem schlechteren neurologischen Outcome assoziiert ist.
Strategien
- Analysephase des Herzrhythmus und Laden des Defibrillators während der Thoraxkompressionen
- Die EKG-Analyse sollte möglichst während der laufenden Thoraxkompressionen erfolgen, um Unterbrechungen zu vermeiden. Moderne EKG-Monitor können oft Artefakte filtern, sodass die Rhythmusanalyse teils ohne Pausen durchgeführt werden kann.[3]
- Das Aufladen des Defibrillators sollte noch vor der Analyse unter laufender Thoraxkompression erfolgen, sodass eine sofortige Schockabgabe bei Bedarf möglich ist.
- Integration von Notfallsonographie (POCUS) während der Analysephase
- Ultraschalluntersuchungen können gezielt in die Rhythmusanalyse integriert werden, z. B. zur Kontrolle der kardialen Aktivität oder Diagnostik reversible Ursachen.
- Für die Durchführung sollte eine Zeitgrenze festgelegt und von einem Teammitglied "durchgesetzt" werden, das nicht direkt an der Sonographie beteiligt ist.
- High-Performance-CPR
- Neue Teamkonzepte der Reanimation (High-Performance-CPR) optimieren die Teamkoordination und Aufgabenverteilung.
- Klare Rollen, geschulte Abläufe und Feedbacksysteme minimieren die Hands-Off-Zeit bei allen Reanimationsmaßnahmen[4]
- Effizientes Atemwegsmanagement
- Während der Reanimation sollte die Glottis eingestellt werden.
- Die Pause der Thoraxkompressionen sollte so kurz wie möglich sein, idealerweise nur wenige Sekunden für die Intubation[5]
- Die Intubation kann bei entsprechender Erfahrung auch während laufender Thoraxkompressionen erfolgen.
Quellen
- ↑ Cheskes et al., The impact of peri-shock pause on survival from out-of-hospital shockable cardiac arrest during the Resuscitation Outcomes Consortium PRIMED trial, Resuscitation, 2014
- ↑ Perkins et al., Kurzfassung der Leitlinien des European Resuscitation Council 2021, Notfall + Rettungsmedizin, 2021
- ↑ CPR-Synchronisation, abgerufen am 25. September 2025
- ↑ Pearson et al., Effectiveness of team-focused CPR on in-hospital CPR quality and outcomes, Resuscitation Plus, 2024
- ↑ Wang et al., Effect of a strategy of initial laryngeal tube insertion vs endotracheal intubation on 72-hour survival in adults with out-of-hospital cardiac arrest, JAMA, 2018