Pseudo-PEA
Englisch: pulseless with a rhythm with echocardiographic motion, PREM
Definition
Unter einer Pseudo-PEA, kurz für Pseudo-pulslose elektrische Aktivität, versteht man einen kritischen Patientenzustand, bei dem ein elektrischer Herzrhythmus erkennbar ist, sich jedoch kein tastbarer Puls nachweisen lässt. Im Unterschied zur „echten“ pulslosen elektrischen Aktivität (PEA) ist bei der Pseudo-PEA noch eine minimale mechanische Herzaktivität mit zumindest minimaler Perfusion vorhanden.
Hintergrund
Die Unterscheidung zwischen klassischer PEA und Pseudo‑PEA während der Reanimation ist klinisch relevant, da sich Prognose und therapeutisches Vorgehen deutlich unterscheiden.[1] Viele Patienten, die initial als PEA eingestuft werden, zeigen bei gezielter Diagnostik mittels Notfallsonographie (POCUS) oder invasiver arterieller Druckmessung während der Reanimation noch eine minimale mechanische Herzaktivität, also eine Pseudo‑PEA.
Ungefähr 20 % der zunächst als PEA klassifizierten Fälle zeigen eine solche Restkontraktion.[2][3] Diese Restperfusion ist entscheidend, da sie mit der Möglichkeit gezielter therapeutischer Maßnahmen verbunden ist, insbesondere der schnellen Therapie reversibler Ursachen des (Beinahe-)Kreislaufstillstands.
Diagnostik
Die Unterscheidung zwischen PEA und Pseudo-PEA ist klinisch schwierig, da kein tastbarer Puls vorhanden ist. Entscheidend ist daher der Nachweis minimaler mechanischer Herzaktivität und einer zumindest eingeschränkten Perfusion. Während der Reanimation bietet sich eine kurze, weniger als zehn Sekunden dauernde Echokardiographie (z.B. während der Analysephase) an, um ventrikuläre Kontraktionen und die Auswurfleistung zu beurteilen. Ergänzend liefern Monitoringparameter wertvolle Hinweise:
- ein endtidales CO₂ (etCO₂) von über 10–15 mmHg spricht für eine Restperfusion
- arterielle Druckmessungen können vorhandene Pulswellen sichtbar machen
- die Pulsoxymetrie kann durch ihre Kurvenform eine minimale Durchblutung anzeigen.
Therapie
Die Behandlung der Pseudo-PEA folgt den Standards der Reanimation, erfordert aber eine gezielte Anpassung:
- Basismaßnahmen: Hochqualitative CPR (High-Performance-CPR), Adrenalin 1 mg i.v. alle 3–5 Minuten, Behandlung reversibler Ursachen („5Hs & HITs“).
- POCUS & Monitoring: Ultraschall zur Erfassung ventrikulärer Kontraktion, arterielle Druckmessung und etCO₂ als Prognosemarker.
- Vasopressoren: Neben Adrenalin kann bei nachgewiesener Restkontraktilität eine frühe Noradrenalin-Gabe sinnvoll sein.
- Ursachentherapie: Perikardpunktion, Thrombolyse, Thoraxdrainage oder andere spezifische Maßnahmen je nach Auslöser des Kreislaufstillstands.
- Optionale Verfahren: Bei geeigneten Patient kann eine ECPR/ECMO in Erwägung gezogen werden.
Weblinks
Notfallsonographie-Befunde:
Literatur
- Nickson. (2020, November). Pulseless electrical activity. Life in the Fast Lane. https://litfl.com/pulseless-electrical-activity/
- Lahouti. (2023, März). Pulseless Electrical Activity in the Emergency Department. RECAPEM. https://recapem.com/pulseless-electrical-activity-in-the-emergency-department/
- Simard und Weingart. (2019, Oktober). PEA Arrest, PseudoPEA & PREM. Emergency Medicine Cases. https://emergencymedicinecases.com/pea-arrest-pseudopea-prem/
- Larabee et al. (2008). A swine model of pseudo-pulseless electrical activity induced by partial asphyxiation. Resuscitation, 78(2), 196–199.
- Prosen und Križmarić (2010). Impact of modified treatment in echocardiographically confirmed pseudo-pulseless electrical activity in out-of-hospital cardiac arrest patients with constant end-tidal carbon dioxide pressure during compression pauses. Journal of International Medical Research, 38(4), 1458–1467.
Quellen
- ↑ Yamanoğlu et al. (2025). Definitions and treatment of pulseless electrical activity, pseudo-pulseless electrical activity and cardiogenic shock: A retrospective video-based analysis. Global Emergency and Critical Care, 4(2), 92–104.
- ↑ Breitkreutz und Price. (2010). Focused echocardiographic evaluation in life support and peri-resuscitation of emergency patients: a prospective trial. Resuscitation, 81(11), 1527–1533
- ↑ Zengin et al. (2020). Pseudo-pulseless electrical activity in the emergency department: A retrospective study. Journal of Vascular and Interventional Neurology, 13(2), 1–6.