Levodopa-Carbidopa-Intestinal-Gel
Handelsnamen: Duodopa®, Lecigon® (Kombination mit Entacapon)
Definition
Levodopa-Carbidopa-Intestinal-Gel, kurz LCIG, ist ein Gel zur kontinuierlichen intestinalen Anwendung bei der Parkinson-Krankheit, wenn eine Krankheitskontrolle bei starken Fluktuationen, Hyperkinesen und Dyskinesien mit anderen Therapien keine zufriedenstellenden Ergebnisse liefert.
Hintergrund
Bei der Parkinson-Krankheit kommt es zu einer Degeneration von dopaminergen Neuronen mit resultierendem Dopaminmangel. Der Arzneistoff Levodopa wird im Körper zu Dopamin umgewandelt und wirkt dem Dopamin-Mangel somit entgegen. An dieser Metabolisierung ist das Enzym Catechol-O-Methyltransferase (COMT) beteiligt. Die Umwandlung von Levodopa zu Dopamin sollte vorzugsweise im Gehirn stattfinden, da Dopamin peripher verschiedene Nebenwirkungen, wie Übelkeit und Diarrhoe verursachen kann. Aus diesem Grund wird Levodopa in der Regel mit einem COMT-Inhibitor wie Carbidopa kombiniert. Dadurch werden der periphere Abbau gehemmt, die Nebenwirkungen reduziert und die effektiven Wirkspiegel im Gehirn erhöht.
Indikation
LCIG ist indiziert zur Behandlung von Patienten mit Parkinson-Krankheit, die unter nicht beherrschbaren On-Off-Fluktuationen leiden und bereits ohne Erfolg mit Levodopa behandelt wurden.
Zudem wird LCIG bei ausgeprägter Dysphagie angewendet.
Applikation
Die Applikation erfolgt in der Regel direkt mittels Pumpe ins Duodenum oder obere Jejunum über eine Dauersonde. Diese wird mittels einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie, mit einer äußeren Transabdominalsonde oder einer inneren Intestinalsonde gelegt. Eine radiologische Gastrojejunostomie ist ebenfalls möglich.
Die kurzfristige Legung einer temporären Nasoduodenalsonde bzw. Nasojejunalsonde kann in Erwägung gezogen werden, um ein eventuelles Therapieansprechen festzustellen.
Nebenwirkungen
Schwerwiegende Nebenwirkungen, die LCIG betreffen, sind:
- gelegentlich Winkelblockglaukom (Grüner Star)
- sehr selten Agranulozytose
- anaphylaktische Reaktionen unbekannter Häufigkeit
- selten malignes neuroleptisches Syndrom bei abruptem Absetzen
Weiterhin treten sehr häufig auf:
- Stürze
- Gewichtsverlust
- Gefühl der Übelkeit und Obstipation
- Angst
- Depression
- Insomnie
- Dyskinesie
- Verschlimmerung der Symptome der Parkinson-Krankheit
- orthostatische Hypotonie
- Harnwegsinfektionen
Weitere häufig auftretende Nebenwirkung sind Impulskontrollstörungen, die durch höhere Dopaminspiegel entstehen. Diese können sich beispielsweise als Spielsucht, Kaufsucht, Fressattacken oder gesteigerte sexuelle Aktivität äußern. In unbekannter Häufigkeit kann eine Suchtsymptomatik mit heftigem Verlangen nach hohen Dosen von Duodopa auftreten.
Weiterhin kann das Pumpensystem zu Nebenwirkungen, wie bspw. Magenschmerzen führen.
Kontraindikation
LCIG darf nicht angewendet werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen Levodopa, Carbidopa oder einen der sonstigen Bestandteile
- Winkelblockglaukom
- schwerer Herzinsuffizienz oder Herzrhythmusstörungen
- akutem Schlaganfall
- Therapie mit Monoaminoxidase(MAO)-A-Hemmern
- Phäochromozytom
- hormonellen Beschwerden (Bspw. Cushing Syndrom, Hyperthyreose)
- nicht diagnostizierten Hautveränderungen oder Melanomen in der Anamnese (Levodopa kann maligne Melanome aktivieren)
Alternativen
Seit 2023 steht auch eine Foslevodopa-Foscarbidopa-Infusionslösung auf dem deutschen Markt zur Verfügung, die subkutan applizierbar ist.[1]
Literatur
- Rote Liste, Duodopa - PatientenInfo-Service, abgerufen am 23.01.2024
- abbviepro.at, Duodopa® 20 mg/ml + 5 mg/ml Gel zur intestinalen Anwendung, abgerufen am 25.01.2024
Quelle
- ↑ Subkutane Pumpentherapie bei Parkinson (pharmazeutische-zeitung.de), abgerufen am 25.01.2024