Kniest-Dysplasie
nach dem deutschen Kinderarzt Wilhelm Kniest (1919-1997)
Synonym: Kniest-Syndrom
Englisch: Kniest dysplasia, metatrophic dwarfism type II
Definition
Die Kniest-Dysplasie ist ein sehr seltenes, autosomal-dominant vererbtes Fehlbildungssyndrom mit kraniofazialen Anomalien, Kleinwuchs und weiteren Anomalien des Skelettsystems. Es zählt zu den Kollagenopathien.
Epidemiologie
Die Kniest-Dysplasie ist eine seltene Erkrankung. Die Prävalenz liegt unter 1:1.000.000. Frauen und Männer sind gleich häufig betroffen.
Genetik
Die Kniest-Dysplasie wird durch eine heterozygote Mutation im COL2A1-Gen auf dem Chromosom 12 an Genlokus q13.11-q13.2 hervorgerufen, das für die pro-alpha1(II)-Kette von Kollagen II kodiert. Sie führt zu einer gestörten Bildung von Prokollagen II, das dadurch instabil und schneller abgebaut wird.
Klinik
Der Phänotyp der Kniest-Dysplasie kann schwerwiegend oder mild sein. Das Spektrum der Skelettanomalien beinhaltet unproportionalen Kleinwuchs mit gestauchtem Rumpf, schmalem Becken sowie Kyphoskoliose, verkürzten Extremitäten und prominenten Gelenken. Eine vorzeitige Arthrose führt zudem zu Bewegungseinschränkungen. Durch Thoraxdeformitäten kann es zu Dyspnoe und rezidiverenden Atemwegsinfekten kommen.
Zu den kraniofazialen Anomalien zählen eine Hypoplasie des Mittelgesichts und eine Gaumenspalte. Zusätzlich treten Augenprobleme wie vorzeitige schwere Myopie, Katarakt und/oder Netzhautablösung auf. Ferner kommt es zu einer progressiven Schwerhörigkeit mit Hörverlust.
Histologie
Das mikroskopische Erscheinungsbild ist nahezu pathognomonisch für die Kniest-Dysplasie. Der Knorpel hat lakunenartige Freiräume, die ihm ein Schweizerkäse-artiges Aussehen und eine schwammige Konsistenz verleihen. Zwischen den Lakunen befinden sich ausgedünnte Kollagenfibrillen mit irregulärer Form.
Diagnostik
Bildgebung
Typische radiologische Befunde sind frontale Spaltwirbel und hantelförmige Oberschenkelknochen. Zusätzlich sieht man in der Regel:
- Platyspondylie (abgeplattete Wirbelkörper)
- Kyphoskoliose
- Abnormes Wachstum der Epi-, Meta- und Diaphysen
- Enge Gelenkspalten
Humangenetik
Der Nachweis der auslösenden Mutation im COL2A1-Gen ist durch eine molekularbiologische Untersuchung möglich.
Therapie
Ein kausale Therapie ist zur Zeit (2023) nicht möglich, sodass nur symptomatisch eingegriffen wird. Die Behandlung besteht aus verschiedenen Korrekturoperationen und Physiotherapie. Zusätzlich kommen Orthesen zum Einsatz.
Quellen
- OMIM: Kniest dysplasia, abgerufen am 26.11.2022
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