Karpalgelenkpunktion (Pferd)
Englisch: arthrocentesis of the carpal joints
Definition
Die Karpalgelenkpunktion ist eine Methode der Gelenkpunktion beim Pferd.
Indikation
Das Karpalgelenk wird häufig im Rahmen der Lahmheitsdiagnostik punktiert. Hierfür wird ein Lokalanästhetikum (z.B. Mepivacain) intraartikulär injiziert, um schmerzhafte Erkrankungen (z.B. Arthrose) feststellen bzw. ausschließen zu können.
In gesonderten Fällen wird das Gelenk auch zur Gewinnung von Synovia (z.B. bei Verdacht einer septischen Entzündung) punktiert.
Anatomie
Das Karpalgelenk ist ein zusammengesetztes Gelenk (Articulatio composita) und besteht aus drei großen und mehreren kleinen Einzelgelenken. Man unterscheidet:
- Articulatio antebrachiocarpea
- Articulatio mediocarpea
- Articulatio carpometacarpea
- Articulationes intercarpeae
Die Articulatio antebrachiocarpea besitzt eine eigenständige Gelenkkapsel, wohingegen die Gelenkkapsel der Articulatio mediocarpea und Articulatio carpometacarpea miteinander kommunizieren.
Vorbereitung
Vor der Punktion muss der betreffende Bereich großflächig geschoren und anschließend gründlich mit einer desinfizierenden Seife (z.B. Chlorhexidin) gewaschen werden. Anschließend ist die Punktionsstelle mit 70%igem Alkohol zu säubern.
Die Punktion wird mit einer sterilen Kanüle (20 oder 22 G) und einer Einwegspritze vorgenommen. Dabei sind sterile Handschuhe zu tragen. Abhängig von der Fragestellung (Gewinnung von Synovia oder intraartikuläre Therapie) sind weitere Utensilien (z.B. Objektträger, Bakteriologie-Tupfer u.ä.) vorzubereiten.
Durchführung
Die einzelnen Karpalgelenke können entweder von dorsal oder palmolateral sowie an belasteter bzw. gebeugter Gliedmaße punktiert werden.
Die Articulatio antebrachiocarpea und Articulatio mediocarpea lassen sich von dorsal sowie von palmar punktieren. Für den dorsalen Zugang muss das Gelenk gebeugt werden, während die palmare Punktion an der belasteten Gliedmaße vorzunehmen ist. Am gebeugten Karpalgelenk können dann die Gelenkspalten der Articulatio antebrachiocarpea und Articulatio mediocarpea als sanfte Vertiefungen von außen palpiert werden. Die Punktion erfolgt lateral oder medial der Sehne des Musculus extensor carpi radialis mit einer 20-G-Kanüle.
Die palmolaterale Punktion der Articulatio antebrachiocarpea erfolgt zwischen dem palmolateralen Ende des Radius, dem proximolateralen Rand des Os carpi accessorium und dem palmolateralen Rand des Os carpi ulnare. Diese seichte Eindellung kann man dann mit einer 20-G-Kanüle im 90°-Winkel zur Längsachse der Gliedmaße punktieren. Die Kanüle muss hierfür in dorsomedialer Richtung vorgeschoben werden.
Alternativ kann auch die Articulatio mediocarpea von palmolateral punktiert werden. An der belasteten Gliedmaße kommt die Gelenkkapsel oberflächlich direkt palmar und lateral des Os carpi ulnare und Os carpi quartum bzw. distal des Os carpi accessorium zu liegen. Die Punktionsstelle befindet sich ca. 2,5 cm distal der Punktionsstelle der Articulatio antebrachiocarpea. Die 20-G-Kanüle wird senkrecht zur Haut etwa 1-1,5 cm vorgeschoben.
Beurteilung
Die gewonnene Synovia sollte (abhängig von der Fragestellung) makroskopisch, mikroskopisch und bakteriologiesch untersucht werden.
Wirkstoffe
Bei der Karpalgelenkpunktion können neben der Gewinnung von Synovia auch verschiedene Wirkstoffe intraartikulär verabreicht werden. Je nachdem, welche Erkrankung vorliegt (septisch oder aseptisch bzw. akut oder chronisch) können Antibiotika (z.B. Amikacin), Antiphlogistika (z.B. Triamcinolon), Chondroprotektiva (z.B. Glykosaminoglykane oder Hyaluronsäure) oder regenerativmedizinische Lösungen (z.B. IRAP oder PRP) intraartikulär injiziert werden.
Literatur
- Baxter GM. 2011. Adams and Stashak's Lameness In Horses. Sixth edition. Wiley-Blackwell Publishing, Ltd. ISBN: 978-0-8138-1549-7/2011.
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