Gemeprost
Handelsnamen: Cergem® u.a.
Englisch: gemeprost
Definition
Gemeprost ist ein synthetisches Prostaglandin-E1-Analogon, das in der Gynäkologie zum medikamentösen Schwangerschaftsabbruch eingesetzt wird.
Wirkmechanismus
Gemeprost bindet an Prostaglandin-Rezeptoren der glatten Muskulatur des Uterus und führt dadurch zu einer Steigerung der myometrialen Kontraktilität. Parallel bewirkt Gemeprost eine Erweichung (Zervixreifung) und Dilatation der Zervix durch Umbau des zervikalen Bindegewebes. Zusätzlich kommt es zu einer Verminderung der uteroplazentaren Durchblutung, was die Ablösung der Frucht begünstigt. Das Zusammenspiel aus Uteruskontraktionen und Zervixdilatation erklärt die abortive Wirkung des Arzneistoffs.
Pharmakokinetik
Gemeprost wird nach vaginaler Applikation rasch resorbiert und unterliegt einem schnellen enzymatischen Abbau. Esterasen hydrolysieren den Wirkstoff zu verschiedenen Metaboliten, unter anderem zu einem Dicarboxyl-Derivat des Prostaglandin E1, das zugleich den Hauptmetaboliten darstellt. Aufgrund des raschen lokalen Abbaus ist die systemische Bioverfügbarkeit gering. Die Elimination erfolgt überwiegend in Form von Metaboliten, wobei etwa 10 % renal über den Urin ausgeschieden werden.
Indikationen
Gemeprost ist im Rahmen der Zervixdilatation bei nicht-schwangeren sowie schwangeren (bis zur 12. Schwangerschaftswoche) Patientinnen, die sich einer Kürettage unterziehen, indiziert. Der Arzneistoff wird darüber hinaus im Rahmen einer vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung im 2. Trimenon bei gesunden Frauen angewendet und erfordert ggf. eine instrumentelle Nachbehandlung.
Gemeprost ist heute (2026) nicht mehr Mittel der ersten Wahl. Es wurde weitgehend durch andere Wirkstoffe (z.B. Misoprostol) abgelöst.
Applikationsformen
Das Arzneimittel wird als Vaginalzäpfchen appliziert.
Nebenwirkungen
- Kopfschmerzen, Rückenschmerzen
- Schwindel
- Fieber, Hitzewallungen, Schüttelfrost
- Hypertonie, Hypotonie, Palpitationen
- Unterbauchschmerzen, Vaginalblutungen
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhoe, Bauchkrämpfe
- allergische Reaktionen: Hautausschlag, Flush, Juckreiz
- Muskelschwäche
Als Komplikation kann eine Uterusruptur auftreten.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bzw. Prostaglandinen
- erhöhtes Risiko für eine Uterusruptur
- Extrauteringravidität (EUG)
- Placenta praevia
- Fieber bei Infektionen der inneren Geschlechtsorgane
- Kolpitis, Entzündung der Gebärmutterhalsschleimhaut
- Glaukom
- obstruktive Atemwegserkrankungen