Fungämie
Englisch: fung(a)emia
Definition
Als Fungämie bezeichnet man die Anwesenheit bzw. den Nachweis von Pilzen im zirkulierenden Blut, wie sie z.B. im Rahmen einer Systemmykose auftritt. Eine Fungämie kann zur Sepsis führen und ist ein Pendant zur Bakteriämie.
Hintergrund
Eine Fungämie bei immunkompetenten Menschen ist selten, da das Immunsystem eine wirksame Barriere gegen das Eindringen von pathogenen Pilzen darstellt. Meist handelt es sich um Patienten mit einer Immundefizienz (z.B. unter Chemotherapie, HIV) oder schwerer Grunderkrankung (Tumoren), bei denen sich Hefen oder Schimmelpilze als opportunistische Erreger ausbreiten.
Differentialdiagnostisch muss eine Kontamination oder eine Fremdkörperinfektion (Zentraler Venenkatheter, Port oder andere Implantate) in Betracht gezogen werden.
Erreger
In den meisten Fällen sind die auslösenden Erreger Hefen der Gattung Candida - man spricht dann auch von einer Candidämie. Am häufigsten trifft man Candida albicans und Candida glabrata an, in zunehmendem Maß auch "neue" Candida-Spezies wie Candida auris. Weitere mögliche Erreger stammen aus den Gattungen Aspergillus, Cryptococcus und Saccharomyces.
Klinik
Der Verlauf einer Fungämie kann mild bis gravierend mit schwerem grippeähnlichem Krankheitsbild sein. Mögliche Symptome sind:
Diagnostik
Der diagnostische Nachweis einer Fungämie ist anspruchsvoll. Der direkte Erregernachweis kann per Blutkultur oder PCR erfolgen. Die zur Zeit (2018) noch als Standardmethode angewendete Blutkultur hat eine Sensitivität zwischen 50 und 75%. Die Sensitivität sinkt deutlich, wenn bereits eine antimykotische Therapie begonnen wurde. Die Abnahme des Untersuchungsmaterials erfolgt mit speziellen Blutkulturflaschen, die ein nährstoffreiches Flüssigmedium enthalten und die lysosomale und phagozytotische Aktivität des Blutes hemmen. Es müssen mehrere Proben entnommen werden.
Blut aus bereits liegenden Venenkathetern hat eine doppelt so hohe Kontaminationswahrscheinlichkeit wie Blut, das durch eine "frische" periphere Venenpunktion gewonnen wird. Um katheterassoziierte Fungämien zu diagnostizieren, ist die Entnahme peripherer und zentraler Blutkulturen notwendig.
siehe auch: Differential Time to Positivity
Therapie
Die Therapie basiert auf der Gabe von Antimykotika, möglichst nach Erregernachweis (s.o.). Zu den einsetzbaren Wirkstoffen zählen u.a. Echinocandine wie Anidulafungin, Caspofungin oder Micafungin. Die Applikation erfolgt i.v.. Alternativ kommen Fluconazol und Amphotericin B zum Einsatz.
siehe auch: Parasitämie, Virämie