Feuerspuckerflüssigkeit
Synonyme: Feuerspeierflüssigkeit, Pyrofluid
Englisch: fire fuel, fuel for fire performing, fire breather fluid
Definition
Als Feuerspuckerflüssigkeit werden brennbare, kohlenwasserstoffhaltige Stoffe bezeichnet, die sich beim Ausblasen der Flüssigkeit in eine Flamme leicht entzünden und als großes, helles Feuer verbrennen. Sie werden beim Feuerspucken verwendet.
Physikochemie
Für die Verwendung zum Feuerspucken sind verschiedene physikochemische Eigenschaften der Flüssigkeit von Bedeutung:
- hoher Dampfdruck (Flüchtigkeit)
- niedriger Flammpunkt
- geringe Oberflächenspannung (Grenzflächenspannung)
- niedrige Viskosität
Substanzen
Die folgenden Substanzen werden als Feuerspuckerflüssigkeit verwendet:
- Petroleum ist ein flüssiges Gemisch verschiedener aliphatischer Kohlenwasserstoffe (Kettenlänge C10 bis C16; Flammpunkt 55 bis 74 °C). Leichtes Petroleum wird als Kerosin bezeichnet. Es wird auch in Grillanzündern verwendet.
- Lampenöl ist ein niedrigviskoses Petroleumdestillat (Kettenlänge C9 bis C16; sehr geringe Viskosität), dem Farb- und Riechstoffe zugesetzt werden.
- Spezielle Produkte (Pyrofluide) für die professionelle Anwendung
Alkohole (z.B. Ethanol, Methanol, Isopropanol), Wundbenzin (Petrolether, Leichtbenzin; Kettenlänge C6 und C7) oder flüssige Grillanzünder sind aufgrund ihres niedrigen Flammpunktes (20 bis 45 °C) und ihrer niedrigen Viskosität nicht zum Feuerspucken geeignet.
Toxizität
Aufgrund ihrer physikochemischen Eigenschaften besteht bei der Verwendung aller Feuerspeierflüssigkeiten Aspirationsgefahr. Durch die geringe Oberflächenspannung und die niedrige Viskosität können die Flüssigkeiten aus dem Mund in die Atemwege gelangen, ohne dass der Betroffene die Aspiration bemerkt. Das Aspirationsrisiko ist besonders hoch bei einer Viskosität unter 60 Saybold Universal Seconds (SUS), während es bei einer Viskosität über 100 SUS eher gering ist.[1] Auch die Aspiration kleiner Volumina (weniger als 1 g, z.B. durch Saugen oder Lutschen am Docht einer Öllampe) kann eine chemische Pneumonitis auslösen.
siehe auch: Feuerspuckerlunge
Während einer Vorführung kann es zu Verbrennungen durch Verpuffungen oder eine plötzliche Änderung der Windrichtung kommen.
Das Verschlucken größerer Flüssigkeitsmengen kann Vergiftungserscheinungen auslösen. Durch die Reizung der gastrointestinalen Mukosa treten Aufstoßen, Übelkeit, Brechreiz, Bauchschmerzen und Diarrhö auf. Systemische Wirkungen betreffen vor allem das Zentralnervensystem. Es kann zu Benommenheit, Schwindel, Ataxie und Bewusstseinstrübung bis hin zum Koma kommen. Durch eine Sensibilisierung des Myokards gegenüber Katecholaminen kann ein tödliches Kammerflimmern ausgelöst werden.
Aufgrund von Verwechslungen wurde auch Methanol zum Feuerspeien verwendet, was eine schwere Methanolvergiftung zur Folge haben kann.
Bei Hautkontakt kommt es zur Entfettung und durch die Reizwirkung zu Hautrötungen. Bei längerer Einwirkung wurde auch Blasenbildung beobachtet. Bei Kontakt mit den Augen treten ebenfalls Reizwirkungen mit Brennen, Rötung und Lakrimation auf.
Quelle
- ↑ Borer H, Koelz AM. «Feuerspeierlunge» (Kohlewasserstoffpneumonitis). Schweiz Med Wochenschr 1994
Weblinks
- Wie gefährlich ist Feuerspucken? Blog von Feuerpädagogik e.V., abgerufen am 29.10.2024
- BgVV warnt: Das Spiel mit dem Feuer kann lebensgefährlich sein. Pressemitteilung 41/2001, 19.12.2001, abgerufen am 29.10.2024
- Risikobewertung von Lampenölen auf Kohlenwasserstoffbasis. Aktualisierte Stellungnahme des BfR vom 25. Februar 2004, abgerufen am 29.10.2024
- Lampenöl auf der Basis von Petroldestillaten. Bundesamt für Gesundheit (BAG) Schweiz Juni 2012, abgerufen am 29.10.2024
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