Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane
Definition
Die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane ist ein komplizierter embryologischer Prozess, der sich ab einem bestimmten Zeitpunkt von der Entwicklung der weiblichen Geschlechtsorgane unterscheidet.
Genetik
Bereits bei der Befruchtung ist das genetische Geschlecht chromosomal determiniert. Die Frau besitzt zwei X-Chromosomen, während die Kombination eines X- und eines Y-Chromosomens für das männliche Geschlecht verantwortlich ist. Das auf dem kurzen Arm des Y-Chromosoms liegende SRY-Gen kodiert für den Testis-determinierenden Faktor (TDF). Er löst eine Kaskade aus, die zur Entstehung der männlichen Geschlechtsorgane führt. Ohne dieses Gen entwickeln sich weibliche Geschlechtsorgane.
Embryologie
Indifferente Gonaden
Bis zur 7. Entwicklungswoche kann man keine männlichen von weiblichen Geschlechtsoragnen differenzieren, obwohl das Geschlecht chromosomal bereits determiniert ist. Ende des ersten Monats bildet sich an der dorsalen Wand der intraembryonalen Zölomhöhle die paarige Urniere. Medial von ihnen proliferiert das Zölomepithel. Es entstehen zwei Urogenitalleisten, in welche die Urgeschlechtszellen einwandern. Die Urogenitalleisten werden fortan als Genitalleisten und das Zölomepithel als Keimepithel bezeichnet. Durch die Einwanderung der Urkeimzellen (stammen aus der Dottersackwand) in das Zölomepithel werden die primären Keimstränge gebildet, die wiederum in das Gonadenmesenchym eindringen. Ab hier entwickeln sich die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane unterschiedlich. Die Hoden (beim Mann) und die Ovarien (bei der Frau) entwickeln sich jeweils aus mehreren Geweben der urogenitalen Anlage:
- Zölomepithel
- Urgeschlechtszellen
- Mesenchym
Indifferente Genitalgänge
Der Wolff-Gang entsteht zusammen mit der Vorniere, der Müller-Gang durch Invagination des Zölomepithels. Beide reichen bis in die Kloake. Anfangs sind beide Gänge sowohl bei männlichen, als auch bei weiblichen Embryos vorhanden. Aus ihnen entstehen durch geschlechtsspezifische Rückbildung die Genitalwege.
Äußeres indifferentes Genitale
Um die äußere Kloakenmembran verdichtet sich das Mesenchym und bildet einen ventral gelegenen Genitalhöcker (Tuberculum genitale) und lateral jeweils eine Kloakenfalte (= Genitalfalte bzw. Urogenitalfalte). Aus Entodermzellen des Sinus urogenitalis bildet sich die Urethralplatte, die sich zur Urethralrinne vertieft. Der Anorektalkanal wird vom Sinus urogenitalis durch das nach ventral herabwachsende Septum urorectale abgetrennt.
Hoden und männliche Genitalwege
Die Hodenentwicklung wird durch den Testis-determinierenden Faktor stimuliert. Aus den primären Keimsträngen gehen die Hodenstränge hervor, die sich vom Zölomepithel lösen. Die hufeisenförmigen Hodenstränge verbinden sich mit dem Rete testis und bestehen aus Prospermatogonien und Sertoli-Zellen. Sie produzieren das Anti-Müller-Hormon, das die Rückbildung der Müller-Gänge induziert. Ab der 8. Woche bilden sich zwischen den Hodensträngen die Leydig-Zellen, die etwa bis zum 5. Monat und später ab Beginn der Pubertät Testosteron bilden. Aus dem Wolff-Gang gehen der Nebenhodengang (Ductus epididymidis) und der Ductus deferens hervor.
Descensus testis
Mit der hinteren Leibeswand steht der Hoden anfangs über das Mesenterium urogenitale in Verbindung. Dieses verschmälert sich zum Mesorchium und setzt sich inguinal als Gubernaculum testis bis in die Skrotalwulst hin fort. Es dient als Leitstruktur für den Descensus des Hodens. Nerven, Gefäße und Samenleiter werden beim Descensus testis mitgenommen und bilden den Samenstrang des Leistenkanals.
Transabdominelle Phase
Die Hoden werden ins kleine Becken bis an den Leistenkanaleingang verlagert.
Transinguinale Phase
Der Hoden wandert durch den Leistenkanal schräg an der vorderen Bauchwand entlang bis ins Skrotum. Hier ist seine endgültige Lage.
Bläschendrüse
Die Bläschendrüse geht aus einer Ausstülpung des Wolff-Gangs hervor.
Prostata
Die Prostata entsteht aus Epithelzellen der Wand des Sinus urogenitalis.
Äußere männliche Geschlechtsorgane
Der Genitalhöcker wächst stark und wird schließlich zum Phallus. Die Urethra geht aus der Urethralrinne hervor. Corpus spongiosum penis und Glans penis werden von den Genitalfalten gebildet. Das Skrotum geht aus den Labioskrotalwülsten hervor.
Quellen
- mediscript Kurzlehrbuch Embryologie, Susanne Schulze, 2. Auflage, Elsevier Urban&Fischer-Verlag
- Thieme via medici
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