Anti-Müller-Hormon
Englisch: Anti-Müllerian hormone, Müllerian inhibiting factor (MIF)
Definition
Das Anti-Müller-Hormon, kurz AMH ist ein zu den Glykoproteinen gehörendes Proteohormon, das eine entscheidende Bedeutung in der sexuellen Differenzierung im Rahmen der Embryonalentwicklung aufweist.
Geschichte
Der Name Anti-Müller-Hormon stammt von dem Entdecker der Müller-Gänge, dem aus Koblenz stammenden Physiologen und Anatom Johannes Peter Müller.
Aufbau
Das Glykoprotein besteht aus einer 535 Aminosäuren langen Polypeptidkette. Die Biosynthese erfolgt ausschließlich bei männlichen Embryonen in den Sertoli-Zellen des embryonalen Hoden und bei der erwachsenen Frau. AMH wird, wie Inhibin, zur TGF-β-Superfamilie gezählt.
Funktion
Embryonalphase
AMH bewirkt die Rückbildung der Müller-Gänge, so dass aus diesen lediglich die Hodenanhängsel zurückbleiben. Dieser Vorgang ist bis zur 8. Woche der Embryogenese abgeschlossen. Weibliche Embryonen können kein AMH bilden. Als Folge bilden sich hier aus den Müller-Gängen Gebärmutter, Scheidengewölbe und Eileiter.
Generative Phase
Bei Frauen im gebärfähigen Alter wird das Anti-Müller-Hormon von den Granulosazellen des Ovars produziert. Es dient der Protektion der Eizellreserve im Ovar. AMH schützt einerseits die Primordialfollikel vor einer zu schnellen Rekrutierung, zum anderen wirkt es einer zu schnellen Degeneration der Oozyten und einer vermehrten Atresie der Follikel entgegen.
Konzentrationsverlauf
Das Konzentrationsmaximum an AMH findet sich beim männlichen Embryo während des Rückgangs der Müller-Gänge. Beim erwachsenen Mann liegt die Konzentration bei rund 1,5–4,3 µg/l. Bei der Frau besteht eine direkte Korrelation zwischen der Anzahl reifungsfähiger Follikel und der AHM-Serumkonzentration. Die Konzentration bei 18-30-jährigen liegt bei 1–10 µg/l, danach beginnt der Pegel stark zu sinken.
Pathophysiologie
Klinik
In der Fertilitätsdiagnostik ist das Anti-Müller-Hormon ein wichtiger prognostischer Marker für die ovarialen Reserven der erwachsenen Frau. Mit steigendem Alter sinkt der AMH-Wert und korreliert mit den sinkenden Eizellreserven, was wiederum mit der verminderten Chance einer spontanen Konzeption assoziiert ist. Um diese Reserven einzuschätzen, kann bei Frauen mit Sterilitätsproblemen das AMH bestimmt werden. Die Sensitivität dieses Tests ist jedoch bislang (2020) relativ gering.
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