Descensus testis
Synonyme: Hodenabstieg, Hodendeszensus
Definition
Als Descensus testis bezeichnet man die Wanderung des Hodens vom Ort seiner embryonalen Anlage durch den Leistenkanal in das Skrotum.
Ablauf
Hoden und Nebenhoden liegen etwa in der 8. Entwicklungswoche an der dorsalen Bauchwand an, bedeckt von Serosa.
Bedingt durch das Körperwachstum kommt es in der 11.-16. Entwicklungswoche zu einer Verlagerung des Hodens in die Leistenregion. Der Hoden kommt zunächst präinguinal zum Liegen. Diese Phase bezeichnet man als transabdominalen Abstieg (transabdominaler Deszensus). Das untere Keimdrüsenband wird zum Gubernaculum testis, dem Führungsband des Hodens. Es handelt sich hierbei um einen bindegewebigen Strang mit glatter Muskulatur, der bis in die Labioskrotalwülste zieht.
Bis zum 7. Entwicklungsmonat liegt der Hoden retroperitoneal in der Abdominalhöhle in der Nähe des Leistenkanals.
Ab dem 7. Entwicklungsmonat kommt es durch wasserbindende Glykosaminoglykane dann zu einer Anschwellung im unteren Anteil des Gubernaculums und zu einer Verkürzung durch Muskelkontraktion. Dadurch wird der Hoden transinguinal nach kaudal gezogen. Die Gefäße und Nerven des Hodens (Nervus ilioinguinalis und Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis) werden mitgezogen. Sie bilden so den Funiculus spermaticus, den Samenstrang. Der Deszensus erfolgt durch den Leistenkanal über die Schambeinkante in den Skrotalwulst.
Parallel hierzu entwickelt sich eine Ausstülpung im parietalen Peritoneum und bildet so den Processus vaginalis. Der Processus vaginalis schiebt sich am Gubernaculum vorbei. Später in der Entwicklung obliteriert der Processus, wobei die dem Hoden anliegenden 2 Blätter des Processus das Epiorchium und Periorchium bilden.
Am Ende des erfolgreichen Descensus liegt der Hoden im Skrotum (Hodensack), kaudal über das Residuum des Gubernaculum testis mit der Hodenhülle verwachsen. Eine fehlende Verbindung durch das Gubernaculum erzeugt eine abnorme Beweglichkeit des Hodens, was die Entstehung einer Hodentorsion begünstigt.
Klinik
Eine Störung des Hodenabstiegs (Maldescensus testis) führt zur Lageanomalie (Hodendystopie), wie zum Beispiel zu einem Bauchhoden. Dabei kann ein oder beide Hoden betroffen sein.
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