Endocarditis valvularis (Hund)
Synonyme: Herzklappenentzündung
Definition
Als Endocarditis valvularis, kurz EV, bezeichnet man eine seltene erworbene Herzerkrankung beim Hund.
Ätiopathogenese
Die Endocarditis valvularis ist eine Entzündung des Endokards, die auch die Herzklappen befällt. Die Klappenbeteiligung verursacht infolgedessen eine Klappeninsuffizienz, wobei meist die Aorten- und/oder Mitralklappe betroffen sind.
Hervorgerufen wird die Erkrankung durch eine temporäre oder persistierende Bakteriämie - ausgelöst durch eine allgemeine oder lokale bakterielle Infektion. Unter anderem können auch infizierte venöse Dauerkatheter und eine damit einhergehende Thrombophlebitis ursächlich sein.
Fokale Endothelschädigungen der Klappen begünstigen hierbei die Ansiedelung und Vermehrung von Bakterien. Da der Druck im linken Herzen erhöht ist, kommt es an der Aorten- und Mitralklappe eher zu kleinen Verletzungen, als an den Klappen des Niederdrucksystems (rechtes Herz).
Prädisponierend sind ein schlechter Immunstatus des Patienten (z.B. Morbus-Cushing) und vorgeschädigte Klappen.
Insbesondere die Aortenklappeninsuffizienz kann rasch zur Volumenüberladung und Stauungsinsuffizienz der linken Hauptkammer führen. Zusätzlich kann es durch die bakterielle Besiedelung zur Bildung von infizierten Thromben kommen. Diese können überall in den großen Kreislauf, vor allem aber in die Nieren, verschleppt werden und dort Abszesse und Infarkte verursachen.
Erreger
Mögliche Erreger der Endocarditis valvularis beim Hund sind:
Symptome
Aufgrund der bestehenden Vorerkrankung (lokale oder systemische bakterielle Infektion) stehen die Symptome der Endokarditis zu Beginn oft im Hintergrund. Die auftretenden klinischen Anzeichen sind außerdem aufgrund der möglichen Thrombembolien mit Einbezug extrakardialer Organe meist heterogen.
An eine Endocarditis valvularis sollte immer gedacht werden, wenn die Patienten Fieber haben und gleichzeitig ein Herzgeräusch aufweisen. Weitere mögliche Symptome sind unter anderem:
- Lethargie
- Anorexie
- Rückenschmerzen
- Polyarthritis
Diagnostik
Die Diagnosestellung kann aufgrund der variablen Symptome schwierig sein. In der Literatur werden diagnostische Haupt- und Nebenkriterien angeführt, um die Diagnosefindung zu erleichtern. Die Erkrankung besteht mit großer Wahrscheinlichkeit, sobald entweder zwei Hauptkriterien oder ein Hauptkriterium und drei Nebenkriterien oder fünf Nebenkriterien vorliegen.
Zu den Hauptkriterien gehören z.B.:
- echokardiographisch darstellbare vegetative Veränderungen (z.B. periannuläre Abszesse)
- Auftreten eines früher nicht nachweisbaren Herzgeräusches
- mindestens zwei positive Blutkulturen mit einem typischen Erreger
Die Nebenkriterien sind unter anderem:
- Fieber
- Thromboembolie
- Vorliegen einer immunbedingten Erkrankung oder eines prädisponierenden Faktors (Venenkatheter, Subaortenstenose etc.)
- mittel- bis hochgradige Aortenklappeninsuffizienz
- positive Blutkultur
- Nachweis von Antikörpern
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen kommen andere Herzerkrankungen in Frage, die nicht in Zusammenhang mit bakteriellen Infektionen stehen, z.B.:
- Mitralklappenendokardiose
- Aortenstenose
- Ventrikelseptumdefekt
- Persistierender Ductus arteriosus Botalli
Therapie
Die Therapie fokussiert einerseits die Bekämpfung der bakteriellen Infektion, andererseits die Behandlung der Volumenüberladung.
Die Antibiotikatherapie sollte anhand eines Antibiogramms der Blutkultur ausgewählt werden. Da das Ergebnis jedoch häufig erst nach einigen Tagen vorliegt, muss die Therapie bereits davor nach empirischen Kriterien begonnen werden. Eine häufig verwendetete Kombinationen ist Enrofloxacin und Amoxicillin. Die Therapie muss etwa über 12 Wochen durchgeführt werden, wobei zwei Wochen nach Beginn der Behandlung und eine Woche nach Absetzen der Medikation eine erneute Blutkultur entnommen werden sollte. Falls Bartonellen bei der Blutkultur identifiziert werden, wird die Anwendung von Azithromycin über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Wochen empfohlen.
Stauungsinsuffizienzen müssen abhängig vom Patienten behandelt werden. Meist wird eine Kombination aus Furosemid und einem ACE-Hemmer angewendet.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- LMU Tierkardiologie. Endocarditis (Zugriff 09.02.2021)