Ventrikelseptumdefekt (Hund)
Synonym: VSD, Kammerseptumdefekt, Kammerscheidewanddefekt
Englisch: ventricular septal defect
Definition
Als Ventrikelseptumdefekt bezeichnet man eine seltene angeborene Herzerkrankung beim Hund.
Ätiopathogenese
Die meisten Ventrikelseptumdefekte sind im membranösen, dorsalen Teil des Septums nahe der Aortenklappe lokalisiert. Es besteht oft ein Shuntfluss von links nach rechts, bedingt durch die Druckunterschiede zwischen linkem (120/8 mmHg) und rechtem Ventrikel (20/4 mmHg). Zur Shuntumkehr (Blutfluss von rechts nach links) kann es beim Bestehen von weiteren Herz- und/oder Lungengefäßanomalien kommen.
Am häufigsten treten kleine Kammerseptumdefekte mit geringem Shuntvolumen und ohne Veränderung der ventrikulären Druckverhältnisse auf. Da vermehrt Blut durch die Lunge und zurück in den linken Vorhof fließt, wird vor allem das linke Herz vermehrt belastet.
Größere Defekte und Shuntvolumen führen zusätzlich zu einer Druck- und Volumenüberladung des rechten Ventrikels.
Symptome
Die klinischen Symptome sind abhängig von der Größe des Defekts und den Shuntvolumina. Zu ihnen zählen unter anderem Leistungsintoleranz, Müdigkeit oder Atemnot.
Tiere mit kleinen Ventrikelseptumdefekten können auch lebenslang symptomlos bleiben.
Diagnostik
Eine Verdachtsdiagnose kann bereits nach der Auskultation geäußert werden. Ein lautes systolisches Herzgeräusch mit Punctum maximum auf der rechten Thoraxseite ist typisch. Patienten mit kleinen Defekten haben meist ein lautes Herzgeräusch, Tiere mit größeren Defekten eher ein leises oder sogar gar kein Geräusch. Häufig ergibt sich der Verdacht eines Ventrikelseptumdefekts bereits radiologisch. Im Röntgenild ist eine linksseitige oder generalisierte Kardiomegalie mit vergrößertem Lungenarteriensegment erkennbar.
Die endgültige Diagnose wird mittels Echokardiographie gestellt. Mit ihr können sowohl der Schweregrad beurteilt, als auch andere Missbildungen ausgeschlossen werden. Da kleine Ventrikelseptumdefekte in der zweidimensionalen Untersuchung häufig nicht darstellbar sind, sollte immer eine Doppleruntersuchung durchgeführt werden. Zusätzlich kann man mittels Farbdoppler die Blutflussrichtung evaluieren. Parallel dazu ist immer ein Elektrokardiogramm anzufertigen, wobei viele Tiere mit kleinen Defekten ein normales EKG aufweisen. Bei größeren Shunts kann eine verbreiterte P-Welle (Vergrößerung des linken Vorhofs) und/oder eine Erhöhung der R-Zacke (Vergrößerung des linken Ventrikels) erkennbar sein.
Differentialdiagnostik
Aufgrund des auskultatorischen Befundes muss vor allem eine Trikuspidalklappeninsuffizienz als Differentialdiagnose in Betracht gezogen werden.
Therapie
Bei asymptomatischen und hämodynamisch kompensierten Defekten ist keine Therapie notwendig.
Falls bereits Anzeichen einer Dekompensation bestehen, kann unter anderem mittels Nachlastsenkern (z.B. Amlodipin) der linksventrikuläre Auswurf verbessert und der Shuntfluss verringert werden. Ein chirurgischer Verschluss wird in der Tiermedizin derzeit (2021) nicht routinemäßig durchgeführt. Es kann aber alternativ die Pulmonalarterie mittels "pulmonary artery banding" verengt werden, wodurch der Druck im rechten Ventrikel steigt und somit weniger Blut von der linken in die rechte Herzkammer fließt.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- LMU Tierkardiologie. Ventrikel-Septum-Defekt (VSD) (Zugriff 07.02.2021)
um diese Funktion zu nutzen.