Cystoisosporose (Schwein)
Synonyme: Cystoisosporainfektion des Schweines, Isosporose (veraltet)
Definition
Als Cystoisosporose des Schweines bezeichnet man eine häufige Parasitose beim Schwein, die durch Protozoen verursacht wird.
Erreger
Die Cystoisospora-Infektion ist eine der häufigsten Ursachen von Ferkeldurchfällen. Phylogenetische Untersuchungen zeigen, dass die Gattung Cystoisospora enger mit den Gattungen Toxoplasma und Neospora verwandt ist als mit der Gattung Eimeria.
Oozysten von Cystoisospora suis sind 17 bis 25 x 16 bis 22 µm groß und mit einer glatten und farblosen Hülle überzogen. Nach der Sporulation sind in jeder Oozyste zwei - im Durchschnitt 13 x 9 µm große - Sporozysten mit je vier Sporozoiten und einem Sporozystenrestkörper enthalten.
Vorkommen
Cystoisospora suis ist weltweit verbreitet. Befallen sind in erster Linie Saugferkel. Die Prävalenz variiert zwischen verschiedenen Betrieben, ist jedoch im Allgemeinen hoch.
Entwicklung
Die asexuellen Vermehrungsstadien parasitieren hauptsächlich in den Epithelzellen der Dünndarmzotten, manchmal auch des Colons. Die meisten Stadien sind im mittleren und kaudalen Jejunum sowie Ileum zu finden. Eine erste Vermehrung erfolgt durch Endodyogenie.
Nach der ungeschlechtlichen Vermehrung werden zwei Merontengenerationen mit je 2 bis 16 Merozoiten gebildet. Gamonten findet man bereits ab dem 4. Tag p.i. Die Präpatenz liegt bei 5 bis 7 Tagen, die Patenz bei 8 bis 16 Tagen.
Eine Oozystenausscheidung läuft zyklisch ab und ist mit durch bis zu drei Ausscheidungsgipfeln im Abstand von 2 bis 3 Tagen charakterisiert (aufgrund durch zusätzliche Merontengenerationen, die sich synchrom zum ersten oder zweiten Ausscheidungszyklus entwickeln).
Epidemiologie
Eine Übertragung der Parasiten erfolgt von Ferkel zu Ferkel. Im Kot von Sauen sind oftmals keine oder nur geringe Mengen Cystoisospora-Oozysten zu finden. Es können extraintestinale Stadien in Leber, Milz und Lymphknoten entstehen.
Die größte Oozystenausscheidungsrate kann bei 2 bis 3 Wochen alten Ferkeln gefunden werden. Konsequente Hygienemaßnahmen können zwar die Befallsrate reduzieren, jedoch sind auch in gut geführten Betrieben Cystoisospora-Ausbrüche möglich.
Pathogenese
Cystoisospora suis ist äußerst pathogen. Eine Erkrankung verläuft dann umso schwerer, je früher ein Schwein sich mit Cystoisospora suis infiziert. Nehmen neugeborene Ferkel bereits 100 oral applizierte Oozysten auf, können diese eine Erkrankung verursachen. Gleichzeitige Infektionen mit anderen Enteropathogenen (z.B. Rotavirus, Clostridien) können das Krankheitsbild deutlich erschweren.
Die klinischen Erscheinungen korrillieren mit der Zahl aufgenommener Oozysten sowie dem Grad der durch die Parasiten bedingten Villusatrophie und Epithelzellzerstörung. Aufgrund der Villusatrophie kommt es zu Verdauungs- und Resorptionsstörungen, wobei die Darmfunktion über den Infektionszyklus hinaus beeinträchtigt sein kann.
Immunität
Ferkel, die eine Infektion mit Cystoisospora suis durchgestanden haben, bilden gegen nachfolgende homologe Infektionen eine Immunität aus. Man fand jedoch heraus, dass die mit zunehmendem Alter reifende unspezifische Abwehr (Altersresistenz) deutlich wichtiger als die spezifische Immunität ist. Daher geht man auch davon aus, dass abgesetzte Ferkeln zwar häufig infiziert sind, jedoch kein Zusammenhang zwischen einem Cystoisospora-Befall und Durchfall zu erkennen ist.
Pathologie
Die Cystoisosporose führt zu katarrhalischen bis fibrinös-nekrotischen Entzündungen des Jejunums und Ileums. Makroskopisch kann man oft einen diffus-hyperämischen Dünndarm erkennen, der mit dünnflüssiger - Fibrinflocken oder Milchkoagula enthaltender - Ingesta gefüllt ist.
Im histologisch Schnittbild erkennt man eine Villusatrophie, Mukosaödeme und Kryptenhyperplasie. Die Mukosaoberfläche ist mit einer Fibrinauflagerung sowie nekrotischem Exsudat überzogen.
Klinik
Eine Cystoisosporose führt zu wässriger, weißlicher bis gelblicher, übelriechender Diarrhö - insbesondere bei 5 bis 15 Tage alten Ferkeln. Abhängig vom Befallsgrad kommen Exsikkose und Abmagerung hinzu, die bis zu Tod (selten) führen können. Die Inkubationszeit beträgt 3 bis 4 Tage.
Erkrankte Ferkel zeigen eine geringere Gewichtszunahme als nicht infizierte Tiere und neigen zum Kümmern. Oftmals kann ein Auseinanderwachsen (unterschiedlich große Tiere innerhalb einer Altersklasse) betroffener Würfe beobachtet werden.
Diagnose
Da Ferkelkot grundsätzlich fetthaltig ist, kann mit einem gewöhnlichen Flotationsverfahren keine Diagnostik gemacht werden. Mithilfe der Salz-Zucker-Flotation nach Henriksen können die Oozysten zuverlässig nachgewiesen werden.
Therapie
Die Cystoisosporose kann mit einer einmaligen oralen Applikation (5 %ige Suspension) von 20 mg/kgKG Toltrazuril therapiert werden. Die Behandlung führt zu einer Verzögerung sowie Reduzierung der Oozystenausscheidung und vermindert so die klinischen Symptome.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Durch ausnahmslose Sauberkeit (inkl. Desinfektion) in Stallungen kann ein Cystoisospora-Befall reduziert bzw. verhindert werden.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005