Chronisch-infektiöse Endometritis (Pferd)
Synonym: chronische infektiöse Gebärmutterschleimhautentzündung
Definition
Als chronisch-infektiöse Endometritis bezeichnet man beim Pferd eine Form der Endometritis, die durch fakultativ pathogene Erreger hervorgerufen wird.
Pathogenese
Die chronisch-infektiöse Endometritis kann durch verschiedene Erreger ausgelöst werden. Zu den häufigsten gehören:
- Streptococcus zooepidemicus
- Escherichia coli
- Pseudomonas aeruginosa
- Candida spp.
- Aspergillus spp.
- Mucor spp.
Streptococcus zooepidemicus ist der häufigste Erreger von Genitalinfektionen bei der Stute. Es handelt sich um einen Mikroorganismus der Hautflora, der z.B. während der Belegung in den Uterus gelangt und danach nur ungenügend eliminiert wird. Escherichia coli wird vermehrt bei Stuten isoliert, die anatomische Abweichungen des Perineums und der Vulva aufweisen und somit für Infektionen mit Fäkalkeimen empfänglicher sind. Ein ungenügender Labialschluss oder eine abweichende Labialstellung sind prädisponierend für eine Endometritis.
Klinik
Akute Gebärmutterentzündungen zeichnen sich durch eine vemehrte Exsudatbildung aus, wobei vaginaler Ausfluss nur bei mittel- bis hochgradigen Endometritiden beobachtet werden kann. In diesen Fällen kommt es zur Verklebung der Schweifhaare und der umgebenden Haut.
Oft können keine klinischen Symptome beobachtet werden (asymptomatischer Verlauf). Ein Hinweis auf eine Endometritis zeigt sich dann nur durch wiederholte erfolglose Belegungsversuche der Stute.
Diagnostik
Ein Verdacht lässt sich meist schon nach der Durchführung einer gynäkologischen Untersuchung äußern. Bei der rektalen Palpation und Sonographie kann eine mehr oder weniger starke Füllung des Uterus dargestellt werden. Im Zuge der vaginalen Inspektion erscheint die Zervixschleimhaut häufig stark gerötet. Zusätzlich kann oft ein eitriges Sekret am Scheidenboden oder an der Zervix beobachtet werden.
Bei Verdacht sollte immer ein Uterustupfer zum Nachweis des Erregers und Erstellen eines Antibiogramms entnommen werden. Bei chronischen Entzündungen empfiehlt es sich aufgrund der höheren Sensitivität eine Uterusspülprobe oder eine Endometriumsbiopsie durchzuführen.
Therapie
Ziel der Therapie ist, alle prädisponierenden Faktoren umgehend zu beseitigen, da es sonst zu Rezidiven kommt. Bei einem mangelhaften Vulvaschluss ist daher eine Caslick-Operation indiziert. Erst dann empfiehlt es sich, die Endometritis zu bekämpfen.
Die Behandlung der Endometritis wird im Optimalfall während der Rosse durchgeführt, da durch die offen stehende Zervix ein Abfluss des Exsudats gewährleistet werden kann. Befindet sich die Stute zum Zeitpunkt der Therapie nicht in Rosse, sollte eine Luteolyse mittels Applikation von PGF2α induziert werden. Geht die Endometritis mit einer pathologischen Füllung des Uterus einher, muss mehrmals täglich eine Uterusspülung (0,9%iger NaCl-Lösung) durchgeführt werden. Dabei werden jeweils ein bis zwei Liter der Lösung in den Uterus eingebracht und wieder abgehebert. Dieser Vorgang wird solange durchgeführt, bis die Spülflüssigkeit wieder klar abläuft. Uterusspülungen können mehrmals täglich und unter Umständen auch über mehrere Wochen hinweg durchgeführt werden. Um die Entleerung des Uterus begünstigen zu können, kann gleichzeitig Oxytocin subkutan verabreicht werden. Zusätzlich sollte eine systemische Gabe von Antibiotika (laut Antibiogramm) über mindestens sieben Tage erfolgen.
Der Therapieerfolg ist etwa zehn Tage nach Ende der Antibiose und Uterusspülungen mittels Entnahme eines erneuten Uterustupfers oder ggf. einer Uterusbiopsie zu überprüfen. Es wird empfohlen, die Stute für etwa zwei Rossezyklen nicht zu belegen, um sowohl Rezidive als auch ausbleibende Trächtigkeiten zu vermeiden.
Literatur
- Aurich, Christine. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2004.