Bacillus-cereus-Infektion (Geflügel)
Synonym: Bacilleus cereus-assoziierte Erkrankung
Definition
Die Bacillus-cereus-Infektion ist eine bei Hühner- und Putenküken in den ersten Lebenswochen septikämisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch Sporenbildner der Gattung Bacillus ausgelöst wird.
Ätiologie
Bacillus cereus ist ein grampositives, sporenbildendes, bewegliches und 1 bis 1,2 x 4 bis 7 µm großes Stäbchenbakterium. Das Bakterium wächst unter aeroben Bedingungen auf festen Nährmedien in Form von rauen und unscharf begrenzten Kolonien.
Der Erreger gilt als fakultativ pathogen und ist zur Bildung verschiedener Toxine befähigt, u.a. Lecithinase, Hämolysine und Enterotoxine.
Epidemiologie
Bacillus cereus ist ubiquitär verbreitet und kommt sowohl in der Einstreu, als auch in Futtermitteln, im Kot und im Erdboden vor. Die Entstehung klinisch manifester Erkrankungen hängt sowohl von den belastenden infektiösen als auch nicht-infektiösen Faktoren ab.
Pathogenese
Als Infektionsquellen kommen hauptsächlich die kontaminierte Umgebung und verseuchtes Futter in Frage. Eine hohe Erregerbelastung bei gleichzeitig geschwächtem Immunsystem prädisponieren für eine klinische Manifestation.
Klinik
Erkrankungen kommen primär bei Jungtieren und nur selten bei Alttieren vor.
Bei Küken werden perakute bis akute Verlaufsformen beobachtet, während bei adulten Tieren meist ein protrahierter Krankheitsverlauf mit und ohne Störungen des Allgemeinbefindens beobachtet wird. Innerhalb der Herde kommt es zu einer erhöhten Kükenmortalität mit sporadischen Erkrankungen bei adulten Vögeln.
Pathohistologie
Erkrankte Küken leiden an ödematösen und hämorrhagischen Entzündungen der Unterhaut sowie der serösen Häute. Zusätzlich können Dottersackretentionen beobachtet werden. Bei älteren Tieren fallen v.a. scharf abgesetzte und herdförmige Nekrosen in der vergrößerten Leber und Milz auf, die auch histologisch nachweisbar sind.
Diagnose
Differentialdiagnosen
Differentialdiagnostisch sind bakterielle und parasitäre Erreger auszuschließen, die Septikämien bei Küken verursachen können, u.a.:
Therapie
Durch eine frühzeitig eingeleitete antibiotische Therapie mit Makrolidantibiotika, Lincosamiden oder Aminoglykosiden können Neuerkrankungen von Küken effektiv therapiert werden. Zu Behandlungsversuchen bei adulten Tieren liegen jedoch bislang (2021) keine Daten vor.
Prophylaxe
Durch ein ausgereiftes Hygiene- und Betriebsmanagement kann die Erregerbelastung minimiert werden.
Zoonotische Bedeutung
Menschen infizieren sich durch den Genuss von kontaminierten Lebensmitteln. Infolge dessen kommt es durch die Enterotoxine zu einer Intoxikation und dadurch zu Erbrechen und Diarrhö.
Literatur
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7