Kontrastmittel
Abkürzung: KM
Englisch: contrast medium, contrast agent
Definition
Kontrastmittel, kurz KM, sind Arzneimittel, die nicht der Heilung oder Linderung von Krankheiten dienen, sondern bei der Krankheitserkennung helfen. Sie werden in der bildgebenden Diagnostik (Röntgendiagnostik, Sonografie, MRT) im Rahmen von sogenannten Kontrastmitteldarstellungen angewendet.
Eigenschaften
Das ideale Kontrastmittel hat keine Wirkung, es führt lediglich durch Kontrastgebung (daher der Name) zur besseren Erkennbarkeit anatomischer Strukturen. Es kann darüber hinaus in bestimmten Fällen durch das Phänomen der Kontrastmittelanreicherung eine orientierende Auskunft über die Dignität einer Gewebeveränderung geben.
Am weitesten entfernt von diesem Ideal war das in den 30er Jahren des 20. Jahrhundert verwendete Thorotrast. Diese Mittel wurde im Körper im retikulohistiozytären System gespeichert. Das Mittel war jedoch radioaktiv und verursachte bei vielen Patienten maligne Tumoren. Thorotrast wird heute nicht mehr verwendet.
Kontrastmittelarten
Röntgendiagnostik
In der Röntgendiagnostik gängige Kontrastmittel sind:
Parenterale Kontrastmittel
Zu den parenteralen Kontrastmitteln gehören Iodhaltige bzw. iodsubstituierte Kontrastmittel, die injiziert und über die Nieren wieder ausgeschieden werden. Diese häufig verwendeten Kontrastmittel dienen zur Darstellung der Nieren (Urographie), der Venen (Phlebographie), der Arterien (Arteriographie) und anderer Organe. Wichtigstes Anwendungsgebiet heute ist die Computertomographie.
Orale Kontrastmittel
- Nicht-wasserlösliche Bariumsulfat-haltige Suspensionen (BaSO4), die nicht resorbiert werden und zur Darstellung von Speiseröhre, Magen, Dünn- und Dickdarm dienen. Sie können oral oder rektal appliziert werden.
- Wasserlösliche KM (meist jodhaltig, z.B. Triiodbenzol) werden bei Kontraindikation von Bariumsulfat eingesetzt, z.B. bei Fistelverdacht oder Aspirationsgefahr. Oral verabreicht werden sie - bei intaktem Gastrointestinaltrakt - nicht resorbiert.
siehe Hauptartikel: Röntgenkontrastmittel, Kontrastmittel (CT)
Sonografie
Kontrastmittel werden vor allem in der Sonografie des Abdomens eingesetzt. Man spricht hier von sogenannten Echokontrastverstärkern. Die Kontrastmittel bestehen aus Luft- oder Gasbläschen, die von einer Hülle umgeben sind. Das Kontrastmittel hat also eine schaumähnliche Konsistenz. Die Intensität und Dauer der Kontrastanhebung im Gewebe hängt von den mechanischen Eigenschaften der Hülle ab. Die Bläschen zerplatzen nach einigen Minuten, sodass der Bläscheninhalt resorbiert und abgeatmet wird.
siehe Hauptartikel: Kontrastmittel (Ultraschall)
Magnetresonanztomografie
Bei der MRT können durch Kontrastmittel Gefäße und Organe besser sichtbar gemacht werden. Man unterscheidet zwei Arten von MR-Kontrastmitteln:
- Extrazelluläre Kontrastmittel: Sie werden am häufigsten bei der MRT eingesetzt. Es handelt sich um gadoliniumhaltige Verbindungen, die über die Nieren ausgeschieden werden. Die besondere Struktur der Elektronenhülle der Gadolinium-Ionen beschleunigt die Wassermagnetisierung in ihrer unmittelbaren Umgebung. Bereiche mit Kontrastmittel können so heller dargestellt werden. Das erlaubt z.B. eine selektive Darstellung der Gefässe.
- Intrazelluläre Kontrastmittel: Diese Kontrastmittel reichern sich in bestimmten Geweben an. Zu ihnen gehören u.a. superparamagnetische Eisenoxidpartikel zur Untersuchung der Leber und Manganverbindungen zur MR-Untersuchung des Pankreas.
siehe Hauptartikel: Kontrastmittel (MRT)
Abbaubare Kontrastmittel
Für die MRT-Diagnostik wird intensiv nach abbaubaren Kontrastmitteln geforscht. Ein Erfolg versprechender Vertreter ist die Brenztraubensäure, ein Abbauprodukt des Glucosestoffwechsels, das vom Körper vollständig verstoffwechselt werden kann.
Risiken
- Iodhaltige KM können bei Schilddrüsenfunktionsstörungen (manifeste Hyperthyreose, autonomes Adenom) eine Hyperthyreose oder eine thyreotoxische Krise induzieren. In diesem Fall kann die Schilddrüse mit Perchlorat und Thiamazol blockiert werden. Eine Schilddrüsenszintigraphie oder Radioiodtherapie wird durch zuvor verabreichtes iodhaltiges KM behindert oder unmöglich. Außerdem sollten orale Antidiabetika (z.B. Metformin) nach intravenöser Gabe von jodhaltigen Kontrastmitteln nicht eingenommen werden. Durch die Kontrastmittelgabe kann die Nierenfunktion temporär eingeschränkt sein, sodass Metformin akkumuliert und eine weitere Gabe selten eine Laktatazidose induzieren kann.
- Bariumsulfat kann nach enteraler Gabe bei Perforationen von Organen (z.B. perforierte Sigmadivertikulitis, Ösophagusperforation nach Fremdkörperverletzung) in die freie Bauchhöhle gelangen und eine Peritonitis auslösen. Entsprechende Kontraindikationen der enteralen Bariumgabe sind Ileus, Z.n. tiefer Biopsie oder Polypektomie (Gefahr der Perforation), Z.n. Operation mit enteralen Anastomosen. In diesem Fall sollte ionisches, wasserlösliches Kontrastmittel verabreicht werden.
- Bei oralen gegebenen Kontrastmitteln besteht bei Schluckstörungen eine Aspirationsgefahr. Im Falle der Aspiration von Bariumsulfat kann es zu einer Aspirationspneumonie kommen. Jodhaltige, ionische Kontrastmittel sind hochosmolar und hygroskopisch - sie können bei Aspiration zu einem Lungenödem führen. Vor Gabe eines oralen Kontrastmittels sollte der Patient daher immer einen Probeschluck mit Wasser durchführen, um eine etwaige Aspirationsgefahr auszuschließen. Bei erhöhtem Aspirationsrisiko sollte nicht-ionisches, wasserlösliches Kontrastmittel verabreicht werden.
siehe Hauptartikel: Kontrastmittelreaktion