Methämoglobinbildner: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Englisch''': methemoglobin-forming agents''
'''''Englisch''': <name lang="en">methemoglobin-forming agents</name>''


==Definition==
==Definition==

Aktuelle Version vom 21. März 2024, 09:53 Uhr

Englisch: methemoglobin-forming agents

Definition

Als Methämoglobinbildner werden Stoffe bezeichnet, die das Eisen-Ion des Hämoglobins von Fe2+ zur Fe3+ oxidieren können. Dadurch bewirken sie die Bildung von Methämoglobin.

Substanzen

Als Methämoglobinbildner kommen zahlreiche Substanzen in Betracht. Beispiele sind:

Pharmakologie

Wird Hämoglobin durch Oxidation des Eisens zu Methämoglobin (MetHb) umgesetzt, geht die Fähigkeit des Sauerstofftransports verloren. Der Anteil an MetHb vom Gesamthämoglobin wird unter Normalbedingungen durch das Enzym Methämoglobin-Reduktase unter 1,5 % gehalten. Erhöhte MetHb-Werte können durch Intoxikationen mit Methämoglobinbildnern auftreten und gehen mit einer Mangelversorgung an Sauerstoff einher. Signifikante toxische Symptome (z.B. Zyanose, Kopfschmerz, Vertigo) können ab einem Anteil von 15 bis 20 % MetHb auftreten. Sehr hohe MetHb-Werte (60 bis 80 %) führen zu Bewusstlosigkeit, Schock sowie Hypothermie und nehmen unter Umständen einen letalen Verlauf.

Methämoglobinbildner sind für Personen mit Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel sowie Säuglinge (geringere Methämoglobin-Reduktaseaktivität) besonders toxisch.

siehe auch: Methämoglobinämie

Antidote

Als wirksames Antidot gegen eine Vergiftung mit Methämoglobinbildnern hat sich die Toluidinblau (Toloniumchlorid, intravenöse Applikation) erwiesen. Dieses wirkt als Reduktionsmittel gegenüber dreiwertigen Eisen-Ionen (Fe3+) und reduziert diese wieder zum zweiwertigen Fe2+. Unter Umständen ist zusätzlich eine Hämodialyse indiziert (z.B. Nitritvergiftung).

Medizinische Indikationen

4-Dimethylaminophenol (4-DMAP) ist ein Methämoglobinbildner von verhältnismäßig geringer Toxizität und dient (neben Pharmaka mit anderen Wirkmechanismen) als Antidot bei Blausäurevergiftung. Cyanid-Ionen der Blausäure binden an Fe3+-Ionen von Enzymen der Atmungskette und führen durch Blockade derselben zu innerer Erstickung. Hierbei beruht die Wirkung von 4-DMAP auf der Bindung von Cyanid-Ionen (CN) durch das Fe3+-Ion des MetHb. Dadurch wird das Cyanid im Blut gebunden und und erreicht nicht die Atmungskette innerhalb einer Zelle.

Literatur

  • Mutschler et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen, 8. Aufl, Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft.
  • Lüllmann et al.: Pharmakologie und Toxikologie, Thieme Verl. 2003, 15. Aufl.