Sulfonamid-Antibiotikum: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
K (0FCA4E9878DF4 verschob Seite Sulfonamid-Antibiotika nach Sulfonamid-Antibiotikum und überschrieb dabei eine Weiterleitung) |
(kein Unterschied)
|
Version vom 2. Juni 2013, 09:03 Uhr
Synonym: Sulfonamide
Definition
Sulfonamid-Antibiotika sind eine Gruppe von Antibiotika, die als gemeinsames chemisches Merkmal eine Sulfanilamid-Struktur enthalten. Sulfonamide waren in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die ersten wirksamen antibakteriellen Mittel.
Wirkungsmechanismus
Sulfonamid-Antibiotika interferieren mit dem Folsäure-Stoffwechsel der Bakterien. Sie besetzen in den relevanten Enzymen die Bindungsstelle für p-Aminobenzoesäure und bewirken so eine Blockade bei der Bildung von Tetrahydrofolsäure. Dadurch wird die DNA-Synthese der Bakterienzellen gestört. Da Menschen Folsäure als Vitamin aufnehmen sind Sulfonamide für die menschlichen Zellen nicht toxisch. Bakterien, die keine Folsäure benötigen bzw. synthetisieren, weisen eine Resistenz gegen Sulfonamide auf.
Substanzen
Sulfonamid-Antibiotika werden aufgrund besser wirksamer und besser verträglicher Alternativen nur noch selten eingesetzt. Die eingesetzten Sulfonamide sind:
- Sulfamethoxazol (in Kombination mit Trimethoprim als Cotrimoxazol)
- Sulfadiazin
- Sulfamerazin
Pharmakokinetische Eigenschaften
Die aktuell eingesetzten Sulfonamide sind alle gut resorbierbar und werden durch tubuläre Sekretion und Filtration renal eliminiert. Die Sulfonamide werden demnach alle oral verabreicht und können mit einer ein- bis dreimaligen Tagesdosierung ausreichend wirksame Plasmaspiegel aufrecht erhalten.
Indikationen
Sulfonamid-Antibiotika werden nur noch selten eingesetzt. Am häufigsten sicherlich in Form von Cotrimoxazol zur Therapie von Harnwegsinfektionen, da sich das Präparat gut in den Harnwegen anreichert. Weitere Einsatzgebiete sind z.B. die Pneumocystis-Pneumonie und die Toxoplasmose. Sulfonamide werden darüber hinaus in lokal wirksamen Externa eingesetzt.
Gruppenspezifische Nebenwirkungen
Bei den Sulfonamiden sind einige gruppenspezifische Nebenwirkungen zu beachten:
- Überempfindlichkeitsreaktionen - Bei Sulfonamiden kommt es überdurschnittlich häufig zu Überempfindlichkeitsreaktionen. Das Spektrum umfasst Hautreaktionen wie Arzneimittelexantheme, Stevens-Johnson-Syndrom, Lyell-Syndrom und hämatologische Reaktionen mit Anämie (u.a. Autoimmunhämolytische Anämie), Leukopenie und Thrombopenie
- Arzneimittelinterferenzen - Aufgrund einer hohen Plasmaproteinbindung konkurrieren Sulfonamide mit anderen Medikamenten um Bindungsstellen, darunter Cumarin-Derivate und Sulfonylharnstoffe
- Kernikterus - Auch Bilirubin wird durch Sulfonamide aus der Plasmaproteinbindung verdrängt. So kann es bei Neugeborenen und Ungeborenen zu gefährlich hohen Bilirubinspiegeln mit Ablagerung in Kerngebieten des Gehirns kommen. Eine Anwendung im letzten Trimenon der Schwangerschaft und bei Neugeborenen ist daher obsolet.
Die bei früher eingesetzten Sulfonamiden gefürchtete Nierenschädigung durch Auskristallisation von Sulfonamiden im Tubulussystem ist bei den noch verwendeten Substanzen nicht mehr häufig. Im Gegensatz zu den früher verwendeten Sulfonamid-Antibiotika sind die heute verwendeten Substanzen alle gut wasserlöslich.