Bielschowsky-Dollinger-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen

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'''''Englisch:''' Bielschowsky-Dollinger syndrome, Bielschowsky's amaurotic idiocy''
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==Genetik==
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Das Bielschowsky-Dollinger-Syndrom wird [[autosomal-rezessiv]] vererbt. Ursächlich sind [[Mutation]]en im [[Genlokus]] p15 auf [[Chromosom 11]]. Der resultierende [[Enzymdefekt]] ist gekennzeichnet durch einen Aktivitätsverlust der [[lysosomal]]en [[Tripeptidylpeptidase 1]].  
Das Bielschowsky-Dollinger-Syndrom wird [[autosomal-rezessiv]] vererbt. Ursächlich sind [[Mutation]]en im [[Genlokus]] p15 auf [[Chromosom 11]]. Der resultierende [[Enzymdefekt]] ist gekennzeichnet durch einen Aktivitätsverlust der [[lysosomal]]en [[Tripeptidylpeptidase 1]].  
Die geläufige Klassifizierung als [[Gendefekt]] ''CLN2'' richtet sich nach der Reihenfolge der historischen Entdeckung von Mutationen bei [[neuronal]]en [[Ceroidlipofuszinosen]].  
 
Das Bielschowsky-Dollinger-Syndrom wird auch als CLN2 bezeichnet. Diese Klassifizierung der neuronalen Ceroidlipofuszinosen richtet sich nach der Reihenfolge der Entdeckung ursächlicher Mutationen.


==Pathogenese==
==Pathogenese==
[[Neuronal]]e [[Ceroidlipofuszinosen]] sind charakterisiert durch die Ablagerung von wachsartigen [[Ceroid-Lipofuszin]]en in [[Nervenzellen]] und anderen [[Gewebe]]n. Die [[intrazellulär]] gespeicherten [[Protein|protein]]- und [[Fett|fettreichen]] Abfallstoffe bestehen beim Bielchowsky-Dollinger-Syndrom vor allem aus der Untereinheit ''c'' der [[mitochondrial]]en  [[ATP-Synthase]]. Die gestörte [[Lipidspeicherung]] wirkt [[toxisch]] und führt zu einem irreversiblen Untergang der gesunden Nervenzelle.  
Neuronale Ceroidlipofuszinosen sind charakterisiert durch die Ablagerung von wachsartigen [[Ceroid-Lipofuszin]]en in [[Nervenzellen]] und anderen [[Gewebe]]n. Die [[intrazellulär]] gespeicherten [[Protein|protein]]- und [[Fett|fettreichen]] Abfallstoffe bestehen beim Bielchowsky-Dollinger-Syndrom vor allem aus der Untereinheit ''c'' der [[mitochondrial]]en  [[ATP-Synthase]]. Die gestörte Lipidspeicherung wirkt [[toxisch]] und führt zu einem irreversiblen Untergang der gesunden Nervenzelle.  


==Histologie==
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==Diagnose==
==Diagnose==
Durch den [[molekulargenetisch]]en Nachweis einer [[Mutation]] im ''CLN2''-[[Gen]] kann eine sichere Diagnose des Bielschowsky-Dollinger-Syndroms gestellt werden.
Durch den [[Molekulargenetik|molekulargenetisch]]en Nachweis einer Mutation im ''CLN2''-[[Gen]] kann eine sichere Diagnose des Bielschowsky-Dollinger-Syndroms gestellt werden.
Die [[Elektronenmikroskopie]] dient der Darstellung charakteristischer Merkmale in [[Lymphozyten]] oder [[Biopsat]]en. Im [[laborchemisch]]en [[Enzymtest]] kann die mangelnde Aktivität der [[Tripeptidylpeptidase]] in [[Leukozyten]], [[Trockenblutproben]] oder in [[Fibroblast|Hautfibroblasten]] nachgewiesen werden.  
Die [[Elektronenmikroskopie]] dient der Darstellung charakteristischer Merkmale in [[Lymphozyten]] oder [[Biopsat]]en. Im [[laborchemisch]]en [[Enzymtest]] kann die mangelnde Aktivität der Tripeptidylpeptidase in [[Leukozyten]], [[Trockenblutprobe]]n oder in [[Fibroblast|Hautfibroblasten]] nachgewiesen werden.  


Bei der [[klinische Untersuchung|klinischen Untersuchung]] wird eine [[progredient]]e [[Hirnatrophie]], besonders das [[Cerebellum]] betreffend, im [[MRT]] sichtbar. Zusätzlich zeigen sich charakteristische Veränderungen im [[EEG]].  
Bei der [[klinische Untersuchung|klinischen Untersuchung]] wird eine [[progredient]]e [[Hirnatrophie]], besonders das [[Cerebellum]] betreffend, im [[MRT]] sichtbar. Zusätzlich zeigen sich charakteristische Veränderungen im [[EEG]].  

Version vom 21. März 2016, 15:06 Uhr

Synonyme: Bielschowsky-Jansky-Dollinger-Syndrom, Jansky-Bielschowsky-Syndrom, spätinfantile NCL, CLN2
Englisch: Bielschowsky-Dollinger syndrome, Bielschowsky's amaurotic idiocy

Definition

Beim Bielschowsky-Dollinger-Syndrom handelt es sich um eine erblich bedingte, neuronale Ceroidlipofuszinose (NCL), einhergehend mit einer Gehirndegeneration im Kleinkindalter.

Epidemiologie

Die Inzidenz für die klassisch spätinfantile Erkrankung liegt in Deutschland bei 1:100000 Lebendgeborenen.

Genetik

Das Bielschowsky-Dollinger-Syndrom wird autosomal-rezessiv vererbt. Ursächlich sind Mutationen im Genlokus p15 auf Chromosom 11. Der resultierende Enzymdefekt ist gekennzeichnet durch einen Aktivitätsverlust der lysosomalen Tripeptidylpeptidase 1.

Das Bielschowsky-Dollinger-Syndrom wird auch als CLN2 bezeichnet. Diese Klassifizierung der neuronalen Ceroidlipofuszinosen richtet sich nach der Reihenfolge der Entdeckung ursächlicher Mutationen.

Pathogenese

Neuronale Ceroidlipofuszinosen sind charakterisiert durch die Ablagerung von wachsartigen Ceroid-Lipofuszinen in Nervenzellen und anderen Geweben. Die intrazellulär gespeicherten protein- und fettreichen Abfallstoffe bestehen beim Bielchowsky-Dollinger-Syndrom vor allem aus der Untereinheit c der mitochondrialen ATP-Synthase. Die gestörte Lipidspeicherung wirkt toxisch und führt zu einem irreversiblen Untergang der gesunden Nervenzelle.

Histologie

Im Elektronenmikroskop zeigt das histologische Bild der Erkrankung kurvilineare Einschlusskörperchen im Zytoplasma von Nervenzellen oder Lymphozyten. Die Nervenzellen sind vergrößert durch die Anhäufung von pathologischem Material.

Symptome

Die klinischen Kennzeichnen manifestieren sich nach normaler frühkindlicher Entwicklung im Kleinkindalter, wobei die Symptome langsam und schrittweise auftreten. Nachdem sich zunächst der psychomotorische Stillstand und eine therapieresistente Epilepsie ausbilden, verläuft die Krankheit progressiv.

Diagnose

Durch den molekulargenetischen Nachweis einer Mutation im CLN2-Gen kann eine sichere Diagnose des Bielschowsky-Dollinger-Syndroms gestellt werden. Die Elektronenmikroskopie dient der Darstellung charakteristischer Merkmale in Lymphozyten oder Biopsaten. Im laborchemischen Enzymtest kann die mangelnde Aktivität der Tripeptidylpeptidase in Leukozyten, Trockenblutproben oder in Hautfibroblasten nachgewiesen werden.

Bei der klinischen Untersuchung wird eine progrediente Hirnatrophie, besonders das Cerebellum betreffend, im MRT sichtbar. Zusätzlich zeigen sich charakteristische Veränderungen im EEG.

Therapie

Alle neuronalen Ceroidlipofuszinosen sind unheilbar und führen zu einem frühen Tod zwischen dem 10. und 15. Lebensjahr. Die Therapie ist palliativ und versucht die Symptome zu lindern.

Die Wirksamkeit von Gentransfertherapie, Transplantation bzw. Injektion von Stammzellen oder Enzymersatztherapie wird erforscht, ist aber derzeit nicht wissenschaftlich belegt.