Weaver-Syndrom
nach David Weaver, US-amerikanischer Kinderarzt und Humangenetiker
Synonym: Weaver-Smith-Syndrom
Englisch: Weaver syndrome
Definition
Das Weaver-Syndrom ist ein sehr seltenes Großwuchssyndrom, das mit Gesichtsdysmorphien und einer leichten geistigen Retardierung einhergeht.
- ICD10-Code: Q87.3
Epidemiologie
Das Weaver-Syndrom ist eine sehr seltene Erkrankung, deren Prävalenz bis heute (2017) unbekannt ist. Bislang wurden in der Literatur nur etwa 50 Fälle beschrieben. Neugeborene männlichen Geschlechts sind doppelt bis dreifach so oft betroffen, wie weibliche Neugeborene (Verhältnis 2-3:1).
Ursache
Das Weaver-Syndrom tritt häufig sporadisch auf, es sind jedoch auch Fälle mit einem autosomal-dominanten Erbgang beschrieben. Ursächlich für die Erkrankung können zwei unterschiedliche Mutationen sein. Zum einen kann die Mutation das NSD1-Gen an Genlokus 5q35 betreffen, zum anderen das EZH2-Gen an Genlokus 7q36.1. Im Normalfall codieren beide Gene für eine Histon-Methyltransferase und beeinflussen damit die Genexpression und Struktur des Chromatins. Sie spielen eine wichtige Rolle im Körperwachstum, sowie bei der Osteogenese, Myogenese, Lymphopoese und Hämatopoese.
Klinik
Die Symptome des Weaver-Syndroms können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Alle betroffenen Neugeborenen haben vermehrte Körpermaße (Makrosomie) und ein bestimmtes Erscheinungsbild. Folgende Symptome wurden beschrieben:
- Erscheinungsbild
- Breite Stirn
- Makrozephalie
- Flacher Hinterkopf
- Tief liegende, vergrößerte Ohren
- Breite Nasenwurzel
- Hypertelorismus
- Langes Philtrum
- Mikrogenie
- Skoliose und/oder Kyphose
- Extremitäten
- Vierfingerfurchen
- Kamptodaktylie
- Klinodaktylie
- Klumpfüße
- Ausgeprägte Fingerkuppenpolster
- Tief sitzende Fuß- und Fingernägel
- Bewegungseinschränkung der Ellenbogen- und Kniegelenke
- Akzeleriertes Knochenalter
- Cutis laxa im Nacken
- Allgemeinsymptome
- Hypertonie oder Hypotonie
- Psychomotorische Entwicklungsverzögerung
- Leisten- und Inguinalhernien
- Tiefe, raue Stimme
- Augen
- Tumore
- Nervensystem
Diagnostik
Die Diagnose eines Weaver-Syndroms wird aufgrund des klinischen Erscheinungsbildes gestellt. Schon pränatal kann mit Hilfe des Ultraschalls eine Makrosomie festgestellt werden. Postnatal können durch eine Röntgenuntersuchung verkürzte Rippen, eine Instabilität der Halswirbelsäule und Wirbelsäulenkrümmungen (Skoliose und/oder Kyphose) nachgewiesen werden. Zur Sicherung der Diagnose kann eine molekulargenetische Untersuchung durchgeführt werden, welche die unterschiedlichen Mutationen nachweist.
Differentialdiagnosen
Folgende Differentialdiagnosen sind möglich:
Therapie
Die Therapie des Weaver-Syndroms erfolgt bislang symptomatisch. Eine Frühförderung zur Behandlung von Entwicklungsstörungen ist wichtig. Eine Operation zur Korrektur von Skelettfehlbildungen kann in Betracht gezogen werden.
Prognose
Die Prognose des Weaver-Syndroms ist gut. Betroffene haben meist eine normale Lebenserwartung. Die Körpergröße eines Erwachsenen ist normal.
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