Vaginalzytologie (Hund)
Synonym: Exfoliative Vaginalzytologie
Definition
Unter Vaginalzytologie versteht man ein gynäkologisches Diagnoseverfahren bei der Hündin, das im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung durchgeführt wird.
Hintergrund
Die Vaginalzytologie ist ein spezielles Untersuchungsverfahren, bei dem nach durchgeführtem Vaginalabstrich eine zytologische Beurteilung der entnommenen Zellen vorgenommen werden kann. Die histologischen Befunde geben Aufschluss über die Zyklussituation.
Physiologie
Die vaginale Tunica mucosa unterliegt bei der Hündin zyklusabhängigen Veränderungen, weshalb das typische Zellbild zur Zyklusbestimmung herangezogen werden kann. Bei der Hündin können vier Phasen im Zyklus unterschieden werden:
Zyklusphase | Information |
---|---|
Proöstrus: |
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Östrus: |
|
Metöstrus: |
|
Anöstrus: |
|
Die Auf- und Abbauvorgänge in den oberflächlichen Schleimhautschichten stehen in enger Verbindung zur Konzentration der reproduktionsrelevanten Hormone, die den Zyklus regulieren. Aus diesem Grund spiegelt der Zustand des Vaginalepithels die spezifische endokrine Lage des jeweiligen Zyklusabschnitts wider.
Indikationen
Die exfoliative Vaginalzytologie wird bei folgenden Indikationen durchgeführt:
- Zyklusbestimmung
- Eingrenzung des Deck- oder Besamungszeitpunkts
- Nachweis einer erfolgten Bedeckung mit Ejakulation
- Abklärung des Zyklusstands vor Einleitung einer Therapie
- Verdacht einer ovariellen Funktionsstörung
- Verdacht auf ovarielles Restgewebe nach unvollständiger Kastration
Instrumente
Sowohl für die Probennahme, als auch für die anschließende zytologische Beurteilung, sind verschiedene Instrumente notwendig:
- Röhrenspekulum oder Spreizspekulum (kleine Hunde)
- steriler Tupferträger (z.B. Stieltupfer), sterile Dratöhse oder sterile Feinbürste (z.B. "Cyto-Brush")
- Objektträger
- Färbetechniken (z.B. HE-Färbung, PAP-Färbung)
- Lichtmikroskop
Durchführung
Die Hündin steht mit dem Kopf abgeneigt vor dem Untersucher auf einem Tisch. Die Labien werden trocken gesäubert und dann gespreizt. Anschließend kann das Spekulum vorsichtig eingeführt (zuerst nach dorsal, anschließend nach kranial gerichtet). Nach Adspektion kann die Tupferprobe durchgeführt werden.
Die Entnahmestelle für den Abstrich liegt deutlich kranial des Hymenalrings, direkt kaudal der Pseudozervix. Der Tupfer wird vorab mit steriler und isotoner Kochsalzlösung befeuchtet. Der durch das Spekulum eingeführte Tupferträger wird am Vaginaldach und/oder der Vaginalwand unter leichtem Druck von kranial nach kaudal entlang geführt. Proben aus dem Bereich des Vaginalbodens sollten vermieden werden, da die Gefahr einer Kontamination besteht.
Anschließend wird der Tupferträger in 2 bis 3 Bahnen nebeneinander auf dem Objektträger ausgerollt. Mithilfe eines Fixationssprays wird der Abstrich fixiert, dann getrocknet, vorsichtig mit Wasser abgespült und nach erneutem Trocknen gefärbt.
Histologie
Der Vaginalausstrich kann unter dem Lichtmikroskop histologisch befundet werden. Hierbei müssen alle Zellen anhand der Größe und Form begutachtet werden. Abhängig vom Zyklusstand können folgende Zellen vorgefunden werden:
Zelltyp | Information |
---|---|
Basalzellen: |
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Parabasalzellen: |
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Intermediärzellen: |
|
Superfizialzellen: |
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Schollenzellen: |
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Diagnose
Da der zelltypische Aufbau den hormonellen Einflüssen unterliegt, kann anhand des Zellbilds der Zyklusstand festgemacht werden.
Zyklusphase | Histologie |
---|---|
früher Proöstrus |
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später Proöstrus |
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Östrus |
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früher Metöstrus |
|
später Metöstrus |
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Anöstrus |
|
Literatur
- Günzel-Apel A, Bostedt H (Hrsg.). 2016. Reproduktionsmedizin und Neonatologie von Hund und Katze. Mit 250 Abbildungen und 150 Tabellen. Stuttgart: Schattauer GmbH. ISBN: 978-3-7945-2249-1
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