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Sexualzyklus (Hund)

Synonyme: Zyklus, Läufigkeitszyklus

1. Definition

Als Sexualzyklus der Hündin bezeichnet man die hormonell gesteuerten und zyklisch ablaufenden Veränderungen an den Geschlechtsorganen.

2. Physiologie

Die Hündin zeigt einen saisonal monoöstrischen Zyklus, sodass das durchschnittliche Läufigkeitsintervall zwischen 6 und 7 Monate beträgt. Aufgrund der großen Vielfalt bestehen jedoch erhebliche rassebedingte und individuelle Unterschiede in der Dauer und dem Auftreten der Läufigkeit. Die normale Schwankungsbreite beträgt zwischen 4 und 12 Monate, wobei kurze Intervalle eher bei kleinen Rassen sowie beim Deutschen Schäferhund, lange Intervalle bei Basenji und Dingo beobachtet werden können.

3. Zyklus

Der Sexualzyklus der Hündin gliedert sich grundsätzlich in vier Phasen, wobei - je nach Autor und Literatur - zusätzliche Zwischenstadien unterschieden werden können:

3.1. Proöstrus

Der Proöstrus (Vorbrunst) dauert zwischen 3 und 27 Tage (durchschnittlich 9 Tage) und ist gekennzeichnet durch das Anschwellen der Vulva und das Auftreten von blutigem Vaginalausfluss. In dieser Phase sind Hündinnen schon attraktiv für Rüden, lassen sich aber nicht decken. Gegen Ende des Proöstrus lassen die Hündinnen vermehrt die Nähe der Rüden zu, sodass sie diese nicht mehr aktiv abwehren, sondern sich meist niedersetzen und sich beschnuppern lassen.

3.2. Östrus

Der Östrus (Brunst) dauert zwischen 4 und 24 Tage (durchschnittlich 9 Tage) und ist zu Beginn durch eine eindeutig Deckbereitschaft der Hündin gekennzeichnet. Der Vaginalausfluss wechselt von blutig zu fleischwasserähnlich und kann eventuell leicht schleimige Beimengungen aufweisen. Die Vulva ist in dieser Phase eher klein und weicher als im Proöstrus. Die Ovulationen beginnen meistens zwischen dem 2. und 4. Tag des Östrus und erstrecken sich über 24 bis 48 Stunden.

Östrische Hündinnen reagieren auf Berührungen der kaudalen Rückenpartie mit Seitenhaltung der Rute und Hochziehen der Vulva (Duldungsreflex). Diese Reaktion lässt eindeutig auf eine vorliegende Brust deuten.

3.3. Metöstrus

Als Metöstrus wird die Phase der lutealen Aktivität bezeichnet, in der sich die meisten Hündinnen in den ersten zwei Tagen noch decken lassen. Der Metöstrus dauert zwischen 9 und 12 Wochen und endet (je nach Literatur) entweder mit dem Zeitpunkt der Luteolyse oder mit dem Abschluss der Regenerationsvorgänge am Uterus.

3.4. Anöstrus

Im Anöstrus fehlen jegliche äußere Zeichen des Sexualzyklus. Untersuchungen zufolge weiß man, dass sich im Anöstrus etwa 3- bis 4-mal Follikel anbilden und im Blut einen leichten Östrogenanstieg bewirken. Diese reifen jedoch nicht aus, sondern atresieren. Die Dauer des Anöstrus ist äußerst variabel, weshalb die Läufigkeitsintervalle starken Schwankungen unterliegen.

4. Labordiagostik

Während der anöstrischen Phase sind die Blutkonzentrationen der Sexualsteroide niedrig. Die Progesteronwerte betragen unter 1 ng/ml, die Östradiolwerte liegen unter 10 pg/ml. Werden jedoch regelmäßige Blutabnahmen durchgeführt, können während des gesamten Anöstrus kurzfristige Anstiege der Östradiol- und FSH-Konzentrationen festgestellt werden. Im späten Anöstrus nimmt die FSH-Konzentration zu, sodass die Follikelanbildung induziert wird. Anschließend fällt die FSH-Konzentration in der frühen follikulären Phase wieder auf Basalwerte ab und steigt dann - wie LH - vor der Ovulation massiv an. Aufgrund der Follikelanbildung gegen Ende des Anöstrus können vorübergehend leicht erhöhte Östradiolspiegel gemessen werden.

Zu Beginn der Läufigkeit nimmt aufgrund der wachsenden Follikel die Östradiolinkretion zu und führt am Ende des Proöstrus zu Maximalkonzentrationen zwischen 40 und 90 pg/ml, die in Form einer markanten Spitze im graphischen Hormonverlauf feststellbar sind. Der Östrus beginnt mit einer abrupten Abnahme der Östradiolkonzentrationen bei gleichzeitigem Anstieg der Progesteronwerte. Der erste Progesteronanstieg tritt um den präovulatorischen Anstieg von LH auf, der die Ovulation auslöst. Der LH-Anstieg auf Werte um die 20 µg/L kann auch zweigipflig erfolgen und tritt etwa 96 bis 24 Stunden vor der Ovulation auf. Der LH-Peak dauert rund 35 Stunden an, wohingegen der FSH-Peak 110 Stunden anhält.

Zum Zeitpunkt des LH-Peaks liegen die Progesteronwerte bei 1,5 bis 2 ng/ml. Nach dem ersten Progesteronanstieg um den präovulatorischen LH-Peak herum steigt die Konzentration von Progesteron um den Ovulationszeitpunkt rasch auf 4 bis 10 ng/ml an. Dieser Hormonanstieg setzt sich auch nach der Ovulation fort und pendelt sich für die Dauer von ca. 3 Wochen auf einem Niveau von ca. 30 ng/ml ein. Gegen Ende der metöstrischen Phase sinkt die Konzentration jedoch allmählich wieder auf anöstrische Basalkonzentrationen von unter 1 ng/ml ab.

5. Klinik

Bei der gynäkologischen Untersuchung können anhand des Verhaltens der Hündin, der typischen Ausbildung der Vulva und der vaginalen Untersuchung mithilfe eines Spekulums verschiedene Befunde erhoben werden, die Rückschlüsse auf den aktuellen Stand des Zyklus erlauben.

Zyklusphase Schleimhautfarbe Schleimhaut Sekret
früher Proöstrus rosa beginnendes Ödem, Längs- und Querfalten, feucht-glänzend reichlich, blutig
später Proöstrus blassrosa ausgeprägtes Ödem, Sekundärfältelung, feucht-glänzend blutig
Östrus blass hyperplastisch, maximale Felderung, matt-pappig, klebrig fleischwasserähnlich
früher Metöstrus blassrosa flach, leichte Längsfältelung, feucht-glänzend gelblich-schleimig
Anöstrus hellrosa flach, kaum Längsfältelung, feucht-glänzend kaum bis gar keiner vorhanden

Durch eine vaginalzytologische Diagnostik kann anhand des Aufbaus des Vaginalepithels - der starken hormonellen Einflüssen unterliegt - nahezu eindeutig die Zyklusphase festgestellt werden. Mit einem angefeuchteten Vaginaltupfer wird Zellmaterial der obersten Zelllage entnommen und nach Giemsa-Färbung mikroskopisch beurteilt.

Zyklusphase Histologie
früher Proöstrus Intermediär- und Superfizialzellen, Erythrozyten, vereinzelt Leukozyten
später Proöstrus Zunahme von Superfizialzellen, die allmählich verhornen
Östrus verhornte Superfizialzellen (80 bis 90 %)
früher Metöstrus Schaumzellen (modifizierte Parabasalzellen mit Vakuolen) und Metöstruszellen (modifizierte Parabasalzellen mit neutrophilen Granulozyten)
später Metöstrus vorwiegend unverhornte Superfizial- und Intermediärzellen, vereinzelt neutrophile Granulozyten
Anöstrus vorherrschend Basal- und Parabasalzellen

6. Erkrankungen

Der Sexualzyklus kann aufgrund unterschiedlicher Ursachen verschiedene Abweichungen von der Norm aufweisen:

7. Literatur

  • Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.

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