Englisch: anestrus
Als Anöstrus bezeichnet man die Ruhephase zwischen zwei Brunstphasen im Sexualzyklus der Hündin.
Hündinnen sind saisonal monoöstrisch und weisen ein durchschnittliches Läufigkeitsintervall von 6 bis 7 Monaten auf. Bei einer Schwankungsbreite von bis zu 12 Monaten durchlaufen die Hündinnen - unter Berücksichtigung des Alters und der Rasse - bis zu drei Zyklen pro Jahr.
Die Hündin weist einen vierteiligen Sexualzyklus auf:
Der Anöstrus folgt auf den Metöstrus und zeichnet sich durch das völlige Fehlen äußerer Zeichen sexueller Aktivität aus. Untersuchungen zufolge weiß man, dass sich im Laufe der anöstrischen Phase 3- bis 4-mal Follikel anbilden, sodass im Blut leichte hormonelle Schwankungen (v.a. Östradiol) messbar sind. Die angebildeten Follikel reifen jedoch nicht aus, sonder atresieren.
Die Dauer des Anöstrus ist sehr variabel und unterliegt verschiedenen Einflussfaktoren. Er bestimmt letztendlich die Länge des Sexualzyklus und somit die Anzahl der Zyklen pro Jahr und Tier.
Anhand verschiedener klinisch sowie labordiagnostisch messbaren Parametern können die einzelnen Sexualzyklen festgestellt werden. Durch die Kombination aus Hormonmessungen, der typischen Morphologie der Vagina in den unterschiedlichen Phasen und der Beurteilung von vaginalzytologischen Abstrich kann der Anöstrus eindeutig bestimmt werden.
Während dem Anöstrus befinden sich die meisten Hormone auf Basalniveau. Unter Berücksichtigung der Follikel-assoziierten Schwankungen des Östradiolspiegels sind alle Hormone im unteren Bereich der messbaren Grenze:
In späteren Anöstrus steigt die FSH-Konzentration jedoch an und induziert so die Follikelanbildung. Anschließend fällt der Wert in der frühen follikulären Phase wieder auf Basalwerte ab und steigt dann wie LH vor der Ovulation massiv an.
Im Zuge der gynäkologischen Untersuchung werden Vulva, Vagina und Portio vaginalis cervicis beurteilt:
Zyklusphase | Schleimhautfarbe | Schleimhaut | Sekret |
---|---|---|---|
Anöstrus | hellrosa | flach, kaum Längsfältelung, feucht-glänzend | kaum bis gar keiner vorhanden |
Da der Aufbau des Vaginalepithels starken hormonellen Einflüssen unterliegt, kann mithilfe einer vaginalzytologischen Untersuchung der Hormonstatus bestimmt werden. Mit einem angefeuchteten und sterilen Vaginaltupfer wird im dorsalen Scheidendach die oberste Zelllage abgetragen und auf einen Objektträger überführt. Dieser wird fixiert, gefärbt (Giemsa-Färbung) und unter dem Mikroskop beurteilt.
Zyklusphase | Histologie |
---|---|
Anöstrus | vorherrschend Basal- und Parabasalzellen |
Tags: Hund, Hündin, Läufigkeit, Metöstrus, Proöstrus, Sexualzyklus, Östrus
Fachgebiete: Gynäkologie, Veterinärmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 3. November 2019 um 18:21 Uhr bearbeitet.
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