Östrus (Hund)
Synonym: Brunst
Englisch: estrus
Definition
Als Östrus bezeichnet man die Phase nach dem Proöstrus im Laufe des Sexualzyklus der Hündin.
Sexualzyklus
Hündinnen sind saisonal monoöstrische Tiere mit einem durchschnittlichen Läufigkeitsintervall von 6 bis 7 Monaten. Bei einer Schwankungsbreite von 4 bis 12 Monaten durchlaufen Hündinnen - abhängig vom Alter und von der Rasse - ein bis drei Zyklen pro Jahr.
Zyklusphasen
Klinik
Der Östrus schließt sich an den Proöstrus an und dauert zwischen 4 und 24 Tage (durchschnittlich 9 Tage). Mit Eintritt der östrischen Phase nimmt die Deckbereitschaft der Hündin deutlich zu. Der Vaginalausfluss wechselt von blutig zu fleischwasserähnlich und kann Schleimbeimengungen aufweisen. Bei einzelnen Hündinnen persistiert der im Proöstrus typische blutige Ausfluss, ohne jedoch den Sexualzyklus zu beeinträchtigen.
Die Vulva nimmt im Gegensatz zum Proöstrus wieder eine kleinere Größe an, erscheint jedoch deutlich weicher. In den meisten Fällen setzen die Ovulationen am 2. bis 4. Tag des Östrus ein und erstrecken sich über 24 bis 48 Stunden.
Typisch für den Östrus ist, dass Hündinnen bei Berührungen der kaudalen Rückenpartie mit einer Seitenhaltung der Rute und Hochziehen der Vulva reagieren (Duldungsreflex). Beim Vorliegen deutlicher Duldungszeichen kann mit großer Sicherheit angenommen werden, dass die Hündin in der östrischen Phase ist.
Diagnose
Der Östrus lässt sich anhand verschiedener Parameter feststellen. Die Kombination aus Hormonmessungen, charakteristischer Morphologie der Vagina und der Beurteilung vaginalzytologischer Abstriche erlaubt eine eindeutige Feststellung der Zyklusphase.
Endokrinologie
Der Sexualzyklus unterliegt hormonellen Einflüssen, sodass anhand der im Blut messbaren Hormonkonzentrationen die unterschiedlichen Zyklusphasen abgegrenzt werden können. Der im Proöstrus peakförmige Anstieg der Östrogenkonzentrationen (ca. 40 bis 90 pg/ml) nimmt am Beginn des Östrus abrupt ab. Gleichzeitig steigt der Prosteronspiegel deutlich an, sodass der erste Höchstwert um den prävoluatroischen Anstieg von LH auftritt und so die Ovulation induziert wird. Der meist zweigipflige LH-Anstieg (ca. 20 µg/L) tritt rund 96 bis 24 Stunden vor der Ovulation auf und dauert rund 35 Stunden. Gegen Ende des Östrus nimmt die LH-Konzentration langsam ab, um im Metöstrus wieder den Basalwert (< 1 ng/ml) zu erreichen.
Vaginalinspektion
Im Zuge der gynäkologischen Untersuchung werden auch die Vulva, die Vagina und die Portio vaginalis cervicis beurteilt. Anhand ihrer Morphologie können Rückschlüsse auf den Zyklusverlauf gewonnen werden.
Zyklusphase | Schleimhautfarbe | Schleimhaut | Sekret |
---|---|---|---|
Östrus | blass | hyperplastisch, maximale Felderung, matt-pappig, klebrig | fleischwasserähnlich |
Vaginalzytologie
Mithilfe einer vaginalzytologischen Diagnostik kann die untersuchende Person anhand des Aufbaus des Vaginalepithels (unterliegt starken hormonellen Einflüssen) eindeutig die Zyklusphase feststellen. Mit einem mit steriler NaCl-Lösung angefeuchteten Vaginaltupfer wird durch ein Spekulum hindurch Zellmaterial der obersten Zelllage der dorsalen Vagina entnommen. Anschließend wird es gefärbt (Giemsa-Färbung) und mikroskopisch beurteilt.
Zyklusphase | Histologie |
---|---|
Östrus | verhornte Superfizialzellen (80 bis 90 %) |
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
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