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Syndrom des minimalen Bewusstseins

Synonym: Zustand minimalen Bewusstseins
Englisch: minimally concious state(MCS), minimally response state

1. Definition

Das Syndrom des minimalen Bewusstseins, kurz SMB, beschreibt eine neurologische Bewusstseinsstörung nach Hirnschädigung. Die Betroffenen zeigen Phasen von Bewusstlosigkeit ggf. mit geöffneten Augen im Wechsel mit reproduzierbaren Verhaltensweisen, die auf eine bewusste Wahrnehmung der Umwelt hindeuten.

2. Hintergrund

Nach schwerer Hirnschädigung unterscheidet man zwischen den Krankheitsbildern Koma, Syndrom reaktionsloser Wachheit (SRW) und Syndrom des minimalen Bewusstseins. Der Zustand des minimalen Bewusstseins kann dabei unmittelbar aus dem Koma hervorgehen oder auch als Remissionstadium nach dem Syndrom reaktionsloser Wachheit auftreten.

2.1. Phasen

Die verschiedenen Phasen der Bewusstseinsstörung können wie folgt verlaufen:

  • Normalzustand: voll orientiert
  • Verwirrtheitssyndrom: Funktionelle Kommunikation, funktioneller Objektgebrauch
  • Syndrom des minimalen Bewusstseins: Blickfixation, Befolgen einfacher Aufforderungen
  • Syndrom reaktionsloser Wachheit: Augen intermittierend offen, nicht kontaktfähig, bewusstlos
  • Koma: Augen geschlossen, nicht kontaktfähig, bewusstlos

3. Ätiologie

Die zentrale Ursache des Zustandes minimalen Bewusstseins ist stets eine Störung der Hirnfunktion. Sie kann verschiedene Ursachen haben:

4. Klinik

Betroffene können sowohl Phasen ohne erkennbares Bewusstsein, jedoch mit offenen Augen, als auch Phasen mit eindeutigen und reproduzierbaren Zeichen der Wahrnehmung zeigen. Hier kann u.a. eine Zuwendung, Fixierung und Verfolgung von optischen und akustischen Reizen möglich sein.

Motorisch sind zweckgerichtete willkürliche Bewegungen auf äußere Reize, sowie das Greifen nach Gegenständen und das Befolgen von einfachen Aufforderungen möglich. Ja/Nein-Fragen können gestisch oder verbal beantwortet werden. Die beim Syndrom reaktionsloser Wachheit dominierenden motorischen Automatismen mit Kaubewegungen und Gähnen sowie Primitivreflexen, weichen hier zugunsten zielgerichteter Bewegungen.

Bei den Patienten besteht eine Harn- und Stuhlinkontinenz.

5. Diagnose

Die Diagnosestellung erfolgt klinisch. Charakteristisch ist der Wechsel zwischen fehlendem Bewusstsein und eindeutigen, reproduzierbaren Zeichen von Bewusstsein. Dabei sind wiederholte Untersuchungen unter gleichen Bedingungen erforderlich, z.B. mit Hilfe der revidierten Coma Recovery Scale (CRS-R). Folgende Zusatzuntersuchungen können ggf. die Diagnose absichern:

6. Differenzialdiagnosen

7. Therapie

Therapieversuche umfassen die medikamentöse Therapie mit L-Dopa, Dopaminergika, Amantadin oder Modafinil. Ein gesicherter Effekt ist bislang (2020) nicht belegt.

Darüber hinaus kommen rehabilitative Verfahren mit basaler Stimulation, Kontrakturprophylaxe und Haltungswechsel zum Einsatz.

8. Prognose

Die Prognose des Zustandes minimalen Bewusstseins ist günstiger als für das Syndrom reaktionsloser Wachheit. Es fehlen allerdings aussagekräftige Studien über den Langzeitverlauf.

9. Literatur

  • Hufschmidt et al.: Neurologie Compact. 8. Auflage. Thieme Verlag.
  • Gernot Marx et al.: Die Intensivmedizin. 12. Auflage. Springer Verlag.
  • Bender et al.: Wachkoma und minimaler Bewusstseinszustand [1] letzter Zugriff am 7.12.20

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