Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis (Hund)
Abkürzung: SRMA
Synonyme: Steroidresponsive Menigitis-Arteriitis, Meningitis-Arteriitis des Hundes, aseptische Meningitis, steril-eitrige Meningitis
Englisch: beagle pain syndrome
Definition
Vorkommen
Die SRMA betrifft vorwiegend junge Hunde (zwischen 8 und 18 Monaten) und bevorzugt große Rassen wie Boxer, Deutsch Kurzhaar oder Berner Sennenhunde. Beim Beagle wird ein genetischer Faktor vermutet.
Ätiologie
Die Ätiologie ist bislang (2022) noch nicht vollständig geklärt. Man vermutet, dass die Erkrankung durch exogene Stimuli, z.B. unbekannte infektiöse Agenzien oder auch Toxine, ausgelöst wird.
Pathogenese
Neben den ungeklärten Auslösern sind auch die genauen Pathomechanismen noch nicht vollständig verstanden. Unabhängig vom Auslöser werden komplexe immunpathologische Veränderungen hervorgerufen, die zu einer exzessiven intrathekalen (innerhalb der Dura mater) und systemischen IgA-Synthese führen. Diese überschießende Immunreaktion löst die typischen Symptome aus.
Klinik
Die klassische akute Verlaufsform ist von einem steifen Gangbild mit starken, zervikal betonten Schmerzen und Fieber geprägt. Betroffene Hunde halten den Kopf vermehrt tief und lassen sich im Bereich der Halswirbelsäule nur beschränkt manipulieren. In der Blutuntersuchung zeigt sich meistens eine deutliche Leukozytose mit Linksverschiebung.
Ein atypischer, unbehandelter und chronischer Verlauf geht häufig mit neurologischen Ausfallserscheinungen wie Ataxie, Dysmetrie und Paresen einher. Bei dieser Verlaufsform finden sich häufig keine signifikanten Veränderungen des Blutbildes.
Differenzialdiagnosen
Als Differenzialdiagnosen müssen folgende Erkrankungen ausgeschlossen werden:
- Granulomatöse Meningoenzephalitis
- bakterielle Meningitis
- Diskospondylitis
- zervikale Diskopathie sowie andere kompressive Rückenmarskläsionen
Bei der protrahierten Form sind auch Neoplasien auszuschließen.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus der typischen Klinik (zervikale Schmerzen, Leukozytose, Fieber). Die Diagnose wird dann mittels MRT bzw. CT-Untersuchung inkl. Liquorpunktion und -analyse gesichert.
Der Liquor cerebrospinalis zeigt eine deutliche Eiweißerhöhung, einen erhöhten IgA-Spiegel und eine massive neutrophile Pleozytose mit Linksverschiebung. Die chronische Verlaufsform geht nur mit geringen Liquorveränderungen einher, z.B. mit mononukleärer Pleozytose. Die Liquorkultur ist steril und der Wirbelsäulenbefund unauffällig. Als beweisend gilt eine gleichzeitige signifikante Erhöhung des IgA-Spiegels im Liquor cerebrospinalis und im Serum. Parallel dazu ist das C-reaktive Protein (CRP) erhöht, das oft auch zum Monitoring des Krankheitsverlaufs dient.
Therapie
Aufgrund der nicht-infektiösen Genese sind Antibiotika wirkungslos. Wegen der teils schweren Symptome werden initial jedoch häufig Gehirn-gängige Wirkstoffe (z.B. Trimethoprim-Sulfadiazin) eingesetzt, bis das tatsächliche Ergebnis vorliegt.
Bei positivem Befund ist eine Therapie mit Kortikosteroiden (Prednisolon p.o.) indiziert. Hierfür eignet sich beispielsweise folgendes Behandlungsschema:
- 2 mg/kgKG/Tag für 2 Tage
- 2 mg/kgKG 1 mal täglich für 14 Tage oder bis eine deutliche Besserung eintritt
- 1 mg/kgKG 1 mal täglich für 28 Tage
- 0,5 mg/kgKG 1 mal täglich für 28 Tage
- 0,5 mg/kgKG 1 mal jeden 2. Tag für 2 Monate
Bei Symptomfreiheit kann die Therapie beendet werden. Gemäß der Literatur sollte vor jeder Dosisreduktion eine Liquorkontrolle erfolgen. Aufgrund des Aufwandes und des Nutzen-Risiko-Verhältnisses wird dies in der alltäglichen Praxis jedoch nur selten durchgeführt.
Durch das vorzeitige Absetzen des Prednisolons kann es zu schwer kontrollierbaren Rezidiven kommen. Bei einem Rückfall sowie bei chronischen Verlaufsformen ist daher unbedingt eine Langzeittherapie durchzuführen. Kann durch Kortikosteroide keine Besserung erzielt werden, ist eine Kombination mit Azathioprin (1-1,5 mg/kgKG 1 mal täglich jeden 2. Tag) möglich.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose ist bei jungen Hunden und frühzeitiger adäquater Therapie günstiger als bei älteren Hunden, die schon längere Zeit an Symptomen leiden.
Literatur
- Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2017. Praktikum der Hundeklinik. 12., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219961-3
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