Stehende Sedierung (Pferd)
Englisch: standing sedation
Definition
Vorteil
Viele kleinere Eingriffe können mithilfe einer stehenden Sedierung am Pferd durchgeführt werden. Durch eine stehende Sedierung können eventuell auftretende Nachteile bzw. Komplikationen, die eine Anästhesie in Seiten- oder Rückenlage mit sich bringt, vermieden werden. Zusätzlich ist das Pferd nicht der mit einer erhöhten Mortalität einhergehenden Aufwachphase ausgesetzt.
Wirkstoffe
Für eine stehende Sedierung stehen grundsätzlich drei Stoffgruppen mit verschiedenen Arzneistoffen zur Verfügung, die abhängig vom Gesundheitszustand und vom bevorstehenden Eingriff ausgewählt werden:
Stoffgruppe | Wirkstoff |
---|---|
Phenothiazine: | Acepromazin |
α2-Agonist: | Xylazin, Detomidin oder Romifidin |
Opioide: | Butorphanol, Morphin und Methadon |
Ketamin (Narkotikum) kann zusätzlich als Analgetikum in einer sehr niedrigen Dosis (0,4 bis 0,8 mg/kgKG/Stunde) als Dauertropfinfusion (DTI) hinzugefügt werden. Ketamin scheint besonders gut bei sehr schmerzhaften Eingriffen zu helfen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Protokoll
Alle Medikamente sind intravenös zu verabreichen. Folglich ein beispielhaftes Protokoll, wie eine Sedierung am stehenden Tier durchgeführt werden kann:
Wirkstoffe | Dosierung (mg/kgKG) |
Information |
---|---|---|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Diese Kombination aus sedierenden und analgetisch wirksamen Arzneistoffen sorgt für eine stabile und tiefe Sedierung, die je nach Dosis und Wahl des α2-Agonisten zwischen 20 und 60 Minuten anhält. Während der Sedierung muss kontinuierlich auf die Reaktionen des Pferdes geachtet werden, um die Tiefe der Sedierung und den Grad der Ataxie bestimmen zu können. Anhand der klinischen Parameter ist die Dosis entsprechend anzupassen. Die Dosis nachfolgender Medikamentengaben muss niedriger sein als die Dosis des initialen Bolus.
Management
Um die stehende Sedierung sowohl für das Tier als auch für die Menschen in der nahen Umgebung so sicher wie möglich durchzuführen, sind folgende Punkte zu beachten:
- Bei länger andauernden oder schmerzhaften Eingriffen ist vor der Sedierung ein Venenverweilkatheter zu setzen.
- Um den Flüssigkeitshaushalt aufrecht halten zu können (z.B. starkes Schwitzen aufgrund α2-Agonisten), sollte zusätzlich eine Infusion mit kristalloider Lösung (10 ml/kgKG/Stunde) verabreicht werden.
- Da die Tiere aufgrund verschiedener Wirkstoffe stark schwitzen, kühlen sie schnell aus. In regelmäßigen Abständen muss daher die rektale Temperatur gemessen und gegebenenfalls mittels Wärmedecken oder Rotlichtlampen nachgeholfen werden.
- α2-Agonisten führen zu einer verstärkten Diurese, weshalb bei längeren Eingriffen ein Harnkatheter gesetzt werden muss.
- Um ein Anschwellen der Nasenschleimhaut zu verhindern, sollte der Kopf gestützt und auf Herzhöhe positioniert werden.
- Die Maulhöhle sollte vorsichtshalber nach noch vor der eigentlichen Sedierung ausgespült werden.
- Da nie ausgeschlossen werden kann, dass das Pferd trotz vorsichtigem Titrieren der einzelnen Wirkstoffe stark ataktisch wird, zusammenbricht und niedergeht, müssen für diese Komplikation Vorkehrungsmaßnahmen getroffen werden.
Literatur
- Eva Eberspächer-Schweda. MemoVet, AnästhesieSkills, Perioperatives Management bei Klein-, Heim- und Großtieren. Schattauer-Verlag, 2017.
um diese Funktion zu nutzen.