Sotrovimab
Handelsname: Xevudy®
Synonyme: GSK4182136, VIR-7831
Englisch: sotrovimab
Definition
Sotrovimab ist ein humaner monoklonaler Antikörper, der zur Therapie von COVID-19 eingesetzt wird.
Chemie
Sotrovimab ist ein humaner monoklonaler Antikörper mit der Struktur eines Immunglobulins G1 (IgG1-kappa), bestehend aus 2 identischen Polypeptiden der leichten Kette (LC) mit jeweils 214 Aminosäuren und 2 identischen Polypeptiden der schweren Kette (HC) mit jeweils 457 Aminosäuren. Die Fc-Komponente von Sotrovimab enthält M428L- und N434S-Aminosäuresubstitutionen (LS-Modifikation), die zu einer längeren Halbwertszeit des Antikörpers führen. Sotrovimab wird in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt und hat eine molare Masse von etwa 149 kDa.[1][2]
Wirkmechanismus
Sotrovimab bindet an ein hochkonserviertes Epitop auf der Rezeptorbindedomäne (RBD) des Spikeproteins des Coronavirus SARS-CoV-2 und verhindert so die Kopplung des Virus an den ACE2-Rezeptor der Wirtszelle. Dadurch wird das Eindringen des Virus in die Wirtszelle blockiert und seine Vermehrung verhindert. Die Wirksamkeit des Antikörpers ist bei den verschiedenen Virussubtypen unterschiedlich.[1][2]
Pharmakokinetik
Sotrovimab hat nach intravenöser Infusion ein Verteilungsvolumen 7,9 Litern (ca. 0,1 l/kgKG). Die Biotransformation erfolgt durch Proteolyse. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt ca. 61 Tage.[2]
Indikationen
Sotrovimab ist indiziert zur Behandlung von Erwachsenen und Jugendlichen (ab 12 Jahren und mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg) mit COVID-19, die keine Sauerstoff-Supplementierung benötigen und ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 haben.[2]
Gegenüber der Delta-Variante von SARS-CoV-2 ist Sotrovimab uneingeschränkt wirksam. Gegenüber den Omikron-Varianten ist die Wirksamkeit um den Faktor 3 reduziert.[3] Die Omikron-Varianten BA.4.6, BA.2.75.2 und XBB werden schlecht, BQ.1 und BQ.1.1 nicht neutralisiert.[4]
Darreichungsform
Sotrovimab steht als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung zur Verfügung.
Dosierung
Es wird eine einmalige intravenöse Infusion von 500 mg empfohlen, die innerhalb von 5 Tagen nach Auftreten von COVID-19-Symptomen appliziert wird. Sotrovimab darf nicht als intravenöse Injektion oder als Bolusinjektion verabreicht werden.
Da es unter der Behandlung zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen (z.B. Anaphylaxie) kommen kann, sind die Patienten während und mindestens eine Stunde nach der Anwendung klinisch zu überwachen.
Die Infusion soll nach dem Verdünnen des Konzentrats bei Verwendung eines 50 ml Infusionsbeutels über 15 Minuten oder bei Verwendung eines 100 ml Infusionsbeutels über 30 Minuten unter Verwendung eines 0,2-µm-In-Line-Filters verabreicht werden.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Wechselwirkungen
Interaktionen, die durch die Biotransformation über das Cytochrom-P450 bedingt sein könnten, sind nicht relevant. Bei in vitro-Untersuchungen wurde kein Antagonismus mit Remdesivir oder Bamlanivimab festgestellt.[2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Sotrovimab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
Schwangerschaft und Stillzeit
Die Reproduktionstoxizität von Sotrovimab wurde bisher nicht untersucht. Da es sich um humanes IgG handelt, kann Sotrovimab über die Plazenta auf den Fötus übergehen. In einer kleinen Studie an Patientinnen, die während der Schwangerschaft wegen COVID-19 mit Sotrovimab behandelt wurden, konnten keine schwerwiegenden, auf Sotrovimab zurückzuführenden Auswirkungen auf den Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt festgestellt werden.[5]
Da nicht bekannt ist, ob Sotrovimab in die Muttermilch übergeht oder nach Aufnahme der Muttermilch systemisch resorbiert wird, ist im Einzelfall zu entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll.
Toxizität
Es liegen aktuell (2024) keine Erfahrungen zur Symptomatik einer Überdosierung oder Vergiftung mit Sotrovimab vor. Die Behandlung erfolgt in jedem Fall symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht bisher (2024) nicht zur Verfügung. In einer klinischen Studie wurde die Applikation eine Einzeldosis von 2.000 mg als intravenöse Infusion über 60 Minuten ohne toxische Reaktionen toleriert.[2] Aufgrund seiner pharmakokinetischen Eigenschaften (hohe Plasmaproteinbindung) ist eine sekundäre Giftentfernung durch Hämodialyse nicht effektiv. Antikörper und Antigen-Antikörper-Komplexe lassen sich durch Plasmapherese oder Austauschtransfusion entfernen.
Zulassung
Sotrovimab wurde 2021 durch die EMA zugelassen.[6] Die FDA erteilte Sotrovimab 2021 nur eine Notfallzulassung (Emergency Use Authorization).[1]
ATC-Code
- J06BD05 - Antiinfektiva zur systemischen Anwendung - Immunsera und Immunglobuline - Immunglobuline - Antivirale monoklonale Antikörper
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Emergency use authorization for sotrovimab, FDA, abgerufen am 16.08.2024
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Xevudy, EMA, abgerufen am 16.08.2024
- ↑ Einsatz monoklonaler Antikörper gegen COVID-19 – Xevudy (Sotrovimab) in Deutschland verfügbar. PEI 01.02.2022, abgerufen am 16.08.2024
- ↑ ETF warns that monoclonal antibodies may not be effective against emerging strains of SARS-CoV-2, EMA 09.12.2022, abgerufen am16.08.2024
- ↑ Wyszynski DF et al. Use of Sotrovimab in Pregnancy: Experiences from the COVID-19 International Drug Pregnancy Registry. Drug Saf. 2024
- ↑ Xevudy. EMA, abgerufen am 16.08.2024
Weblinks
- Drugbank - Sotrovimab, abgerufen am 16.08.2024
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Sotrovimab, abgerufen am 16.08.2024
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Sotrovimab, abgerufen am 16.08.2024
- PharmaWiki - Sotrovimab, abgerufen am 16.08.2024
- PubChem: 483928823
um diese Funktion zu nutzen.