Sauerstofflangzeittherapie
Synonym: Sauerstoff-Langzeittherapie, Langzeitsauerstofftherapie
Englisch: long-term oxygen therapy, LTOT, LOT
Definition
Unter der Sauerstofflangzeittherapie ist ein Behandlungsverfahren zu verstehen, in dessen Rahmen dem Patienten über mindestens 15 Stunden pro Tag Sauerstoff zugeführt wird. Zur Anwendung kommt diese Methode bei Erkrankungen, die mit einem chronischen Sauerstoffmangel (Hypoxie) im arteriellen Blut zusammenhängen.
Hintergrund
Oftmals kann mit der Sauerstofflangzeittherapie eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität des Patienten erreicht werden. Auch eine lebensverlängernde Wirkung wurde häufig beobachtet.
Gründe für eine Hypoxie/Hypoxämie
- Lähmungen (Paresen) im Bereich der Atemmuskulatur
- angeborene Herzfehler
- Herzinsuffizienz
- chronisch rezidivierende Lungenembolie (z. B. in Folge einer Gerinnungsstörung des Blutes)
- Verlegung oder Verengung der zuführenden Atemwege als Folge diverser Lungenerkrankungen
- chronisch obstruktive Lungenerkrankung
- Sarkoidose
- Lungenemphysem
- pulmonale Hypertonie
- gestörter Schleimtransport in der Lunge, insbesondere durch die Mukoviszidose (Zystische Fibrose)
- Bronchialkarzinom
- Verletzungen der Lunge
- Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
- Lungenfibrose
- Einengung des Brustkorbes durch Änderung der knöchernen Strukturen
Pathologie
Als Folge einer chronischen Hypoxie kann es zu zahlreichen gesundheitlichen Folgen kommen. Sichtbare Anzeichen sind v. a. die extrem geringe Belastbarkeit des Patienten mit deutlich verminderter Leistungsfähigkeit und signifikant schneller Ermüdung. Häufig können zyanotische Verfärbungen im Bereich der Lippen oder der Finger sichtbar sein. Kompensatorisch kommt es häufig zu einer Hypertonie des Lungenkreislaufes mit Verdickung der Lungengefäße (Zunahme an Bindegewebe). Dies bewirkt eine weitere Erschwerung der alveolären Sauerstoffaufnahme. Des Weiteren steigt der Hämatokrit stark an, was zu einer Erhöhung der Viskosität des Blutes führt.
Indikation
Eine Sauerstofflangzeittherapie ist angezeigt, wenn der Sauerstoffpartialdruck über einen längeren Zeitraum wiederholt den Wert von 55 mmHg unterschreitet (chronische Hypoxämie) und andere Therapiemethoden nicht zu einer Besserung geführt haben. Die Indikation ist außerdem auch bei einem Sauerstoffpartialdruck zwischen 55 und 60 mmHg gegeben, wenn zusätzlich eine Polyglobulie mit einem Hämatokrit ≥ 55 % bzw. ein Cor pulmonale besteht.
Für mobile Patienten eignet sich eine mobile Sauerstofftherapie mit transportablen Sauerstoffgeräten zum Erhalt der Mobilität und zur Unterstützung der Patientencompliance bezogen auf die tägliche Nutzungsdauer von mindestens 15 Stunden.
Durchführung
- Sauerstoffkonzentrator: Elektrisches Gerät saugt die Umgebungsluft an und konzentriert den enthaltenen Sauerstoff, ehe der Patient diesen dann über ein spezielles Mundstück einatmen kann
- Druckgasflasche: Eine komplette Gasflasche mit flüssigem Sauerstoff wird mit einem Schlauch und einem Mundstück verbunden, über das der Patient den bei Austritt sofort gasförmig gewordenen Sauerstoff einatmen kann.
- Flüssigsauerstoffsystem: Hier wird der Sauerstoff bei rund -180 °C in einem Tank aufbewahrt, über das der Patient ihn inhalieren kann. Auch kleine, tragbare Geräte existieren nach dieser Technik.
Wirkung
- Erhöhung des Sauerstoffgehaltes im arteriellen Blut
- Verbesserung der Leistungsfähigkeit des Patienten
- Absenkung des pulmonalen Blutdruckes und gegebenenfalls Zurückbildung der Gefäßhypertrophie
- Erniedrigung der Viskosität des Blutes durch Absinken des Hämatokrits
Nebenwirkungen
- Austrocknen der Nasenschleimhaut
- Infektionen durch unsaubere Tanks oder Mundstücke
- Lorrain-Smith-Effekt
- Atmungsinsuffizienz
Literatur
- AWMF-Leitlinie: S2k Leitlinie zur Langzeit-Sauerstofftherapie Stand 2020, abgerufen am 07.09.2022
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