Dermanyssus gallinae
von griechisch: derma - Haut; nyssein - stechen
Synonym: Rote Vogelmilbe
Englisch: chicken mite, red mite
Definition
Dermanyssus gallinae ist eine Milbe aus der Gattung Dermanyssus innerhalb der Ordnung Mesostigmata.
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Parasitiformes
- Ordnung: Mesostigmata
- Familie: Dermanyssidae
- Gattung: Dermanyssus
- Art: Dermanyssus gallinae
- Gattung: Dermanyssus
- Familie: Dermanyssidae
- Ordnung: Mesostigmata
- Überordnung: Parasitiformes
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Dermanyssus gallinae ist eine kleine bis mittelgroße Milbe, die je nach Sättigungsgrad zwischen 0,7 und 1 mm lang ist. Die Weibchen sind nüchtern flach-oval und grau-weiß gefärbt, nach der Aufnahme von Wirtsblut walzenförmig und dunkelrot bis schwarzblau. Sie besitzen lange, stilettenförmige Cheliceren (Kieferklauen) mit winzigen Chelae (Scheren), die nur bei starker Vergrößerung lichtmikroskopisch sichtbar sind. Die Analplatte ist gleich lang wie breit und der Anus ist in der hinteren Körperhälfte ausgebildet. Die Männchen besitzen nur eine einzige ventrale Blatte.
Die Eier messen etwa 400 x 260 µm.
Entwicklung
Dermanyssus gallinae ist ein temporärer Ektoparasit, der bevorzugt Hühner - aber auch andere Vogelarten - befällt. Die Entwicklung findet in unmittelbarer Umgebung der Wirte statt und durchläuft mehrere Stadien:
- Ei → Larve → 1. Nymphenstadium → 2. Nymphenstadium → Adulti
Sowohl die Nymphen- als auch Adultstadien sind hämatophag, das heißt, dass sie sich ausschließlich von Blut ernähren. Sie befallen ihre Wirte fast nur nachts und saugen dann für ca. 0,5 bis 1,5 Stunden Blut. Nachdem die Adulten ihre Blutmahlzeit abgeschlossen haben, legen die Weibchen einige Eier ab. Unter günstigen Bedingungen (z.B. bei 20 bis 25 °C und ca. 70 % Luftfeuchtigkeit) dauert die Entwicklung einer einzelnen Generation zwischen 7 und 12 Tagen. Temperaturbereiche unterhalb von -20 °C sowie oberhalb von +45 °C töten die Parasiten ab.
Adulte Milben können ohne Nahrungsaufnahme und bei niedrigen Temperaturen 5 bis 9 Monate überleben.
Vorkommen
Dermanyssus gallinae kommt weltweit vor und befällt bevorzugt Hühner - aber auch andere Wirtsgeflügel wie z.B. Puten, Gänse, Tauben, Ziervögel sowie viele wild lebende Vogelarten (Stare, Spatzen, usw.). Sollten keine Vögel verfügbar sein, infestieren sie auch Säugetiere (Pferde, Hunde, Kaninchen u.ä.) sowie den Menschen.
Epidemiologie
Dermanyssus gallinae ist der häufigste und schädlichste Ektoparasit in Geflügelställen. Unter intensiven Haltungsbedingungen findet die Milbe ganzjährig geeignete Entwicklungsbedingungen vor. Tagsüber verbergen sich die Milben in Schlupfwinkeln (z.B. unter Sitzstangen, in Ritzen von Nestern), um nachts die Wirte zur Nahrungsaufnahme zu befallen. Bei einer hohen Milbendichte können die Parasiten teils auch tagsüber am Wirt vorgefunden werden.
Klinik
Stiche von Dermanyssus gallinae sind sehr schmerzhaft und verursachen erheblichen Juckreiz. Die Tiere fallen besonders durch ihr unruhiges Verhalten, Schreckhaftigkeit, makroskopisch sichtbare Hautirritationen, Sekundärverletzungen, Schädigungen des Federkleides und auch Federausfall (durch ständiges Picken) auf. Ein starker Befall führt zu einer Anämie, einem starken Rückgang der Lege- und Mastleistung, Apathie, Gewichtsverlust sowie Kachexie.
Zusätzlich können Rhinitis, Otitis externa, Konjunktivitis und erhöhte Mortalität im Geflügelbestand beobachtet werden.
Diagnose
Dermanyssus gallinae kann in Schlupfwinkeln, Ecken, Käfigen, Legenestern und Ritzen sowie Spalten in den Wänden aufgefunden werden. Bei einer hohen Befallsdichte befinden sich die Milben morgens (direkt nach der Dunkelphase) noch auf den Wirten und können makroskopisch oder mit einer Lupe identifiziert werden.
Bei der Sektion sind tote Milben im Schleim der Schnabelhöhle und seltener auch im Gehörgang oder im Federkleid nachweisbar.
Differenzialdiagnose
Bekämpfung
Bei einem Milbenbefall sollte der Geflügelstall geleert, gründlich mechanisch gereinigt (unter Verwendung von Dampfstrahlreinigern) und gegebenenfalls mit geeigneten Akariziden (z.B. Pyrethroide, Organophosphate oder Carbamate) behandelt werden. Schadhafte Bereiche (z.B. vergrößerte Fugen) müssen ausgebessert werden.
Zur Umgebungsbehandlung muss oftmals auch eine Behandlung der Tiere erfolgen. Hierzu eignet sich Phoxim (2.000 ppm, 2 mal im Intervall von 7 Tagen).
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Bedeutung für den Menschen
Dermanyssus gallinae kann in seltenen Fällen auch auf den Menschen übergehen. Die Stiche verursachen (v.a. an Rumpf und Extremitäten) juckende Erytheme und Papeln.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
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