QRS-Komplex-Alternans
Definition
Die QRS-Komplex-Alternans beschreibt eine periodische Änderung der Morphologie, Amplitude oder Achse des QRS-Komplexes im EKG-Verlauf. Das Phänomen gehört zur Gruppe der elektrischen Alternanzen und kann mechanisch und/oder elektrophysiologisch bedingt sein.
Hintergrund
Die QRS-Komplex-Alternans entsteht durch eine wechselnde Ausbreitung der ventrikulären Erregung infolge elektrischer Instabilität oder räumlicher Verlagerung des Herzens. Elektrophysiologisch beruht sie auf heterogenen Depolarisationsprozessen der Erregungsleitung, etwa bei Ischämie oder veränderten Refraktärzeiten.
Ein Sonderphänomen ist die elektrische Alternans beim Perikarderguss, hier resultiert ein wechselndes EKG-Bild durch die Pendelbewegung des Herzens im flüssigkeitsgefüllten Perikardraum.
Abgrenzung
Die bidirektionale ventrikuläre Tachykardie kann im EKG ähnlich wie eine QRS-Alternans wirken, zeigt jedoch eine Tachykardie mit alternierender QRS-Achse durch abwechselnde Aktivierung zweier ventrikulärer Erregungsbahnen. Sie tritt typischerweise bei Digitalisintoxikation oder einem Phäochromozytom auf.
Im Gegensatz dazu erscheint die QRS-Alternans im Sinusrhythmus und beruht auf Schwankungen der Erregungsausbreitung, nicht auf einer eigenständigen Rhythmusstörung.
Ursachen
Die QRS-Komplex-Alternans lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückzuführen, u.a.:
- Perikardtamponade/großer Perikarderguss
- Tachyarrhythmien
- Elektrolytstörungen (z.B. schwere Hypokaliämie)
- Myokardischämie
- Digitalisintoxikation
- Post-Schrittmacherimplantation
Diagnostik
Die Diagnostik basiert vor allem auf dem 12-Kanal-EKG, in dem sich eine sichtbare Alternans der QRS-Morphologie in mehreren Ableitungen zeigt. Bei Verdacht auf eine mechanische Ursache, etwa einen Perikarderguss, sollte zusätzlich eine Echokardiographie erfolgen. Laboruntersuchungen zur Kontrolle von Elektrolyten und Medikamentenspiegeln, insbesondere bei Verdacht auf Digitalisintoxikation, ergänzen die Diagnostik. Ein Langzeit-EKG kann bei intermittierenden Phänomenen oder struktureller Herzerkrankung hilfreich sein.
EKG-Merkmal
Typisch ist eine alternierende Variation der QRS-Komplexe:
- Wechselnde Höhe der R-Zacken („groß–klein–groß–klein“)
- Alternierende QRS-Achse (v.a. bei Perikardtamponade)
- Unterschiedliche Konfiguration der QRS-Komplexe bei Medikamentenüberdosierungen/Elektrolytentgleisungen
Die Frequenz entspricht meist dem Herzschlagrhythmus (1:1-Alternans).
Therapie
Die Behandlung richtet sich nach der Grunderkrankung:
- Perikardtamponade: Notfallentlastung durch Perikardpunktion oder chirurgische Fensterung
- Ischämie oder Tachyarrhythmie: Kausaltherapie (Reperfusion, Rhythmuskontrolle, Elektrolytmanagement)
- Digitalisintoxikation: Absetzen, ggf. Gabe von Digitalis-Antitoxin
Literatur
- Klinge, Rainer: Das Elektrokardiogramm, Thieme Verlag, 2025
- Gertsch, Das EKG auf einem Blick und im Detail, 1. Aufl., Springer, 2007
- Linder, Schnellinterpretation des EKG: Ein programmierter Kurs, Springer-Verlag 2004