Propofol-Infusionssyndrom
Akronym: PRIS
Definition
Das Propofol-Infusionssyndrom, kurz PRIS, ist eine schwerwiegende Stoffwechselentgleisung, die bei einer Langzeitgabe von Propofol auftreten kann. Kennzeichen des PRIS sind eine metabolische Azidose, eine Rhabdomyolyse und Störungen der Hämodynamik. Das PRIS stellt eine lebensbedrohliche Komplikation einer Narkose bzw. Sedierung mit Propofol dar.
Epidemiologie
Das PRIS tritt insgesamt mit einer relativ geringen Inzidenz auf. Bei Patienten, die mindestens 24 Stunden mit Propofol sediert wurden, kann das Syndrom jedoch mit einer Häufigkeit von etwa 1% beobachtet werden. Die Letalität ist hoch und beträgt bis zu 85%.[1] Besonders gefährdet sind Kinder und Patienten, die sehr hohe Dosierungen von Propofol erhalten.
Pathogenese
Die genaue Pathogenese des PRIS ist bisher noch nicht eindeutig erforscht. Man nimmt an, dass eine gestörte Fettsäuresynthese mit konsekutiver Entkoppelung der Atmungskette die Ursache ist. Unklar ist, ob Propofol selbst oder ein Metabolit das Syndrom auslöst. Hochdosierte, langfristige (> 5 Stunden) und wiederholte Infusionen begünstigen die Entwicklung eines PRIS.
Symptome
Im Rahmen eines PRIS kommt es in der Regel zu einer Herzinsuffizienz mit Herzrhythmusstörungen und einer metabolischen Azidose (Laktatazidose). Im EKG können atrioventrikuläre Blockaden und eine gestörte ventrikuläre Erregungsausbreitung auftreten, die an ein Brugada-Syndrom erinnert. Ausgeprägte Bradykardien können zur Asystolie führen.
Bei vielen Patienten lässt sich darüber hinaus noch die Entstehung einer Rhabdomyolyse und eines akuten Nierenversagens beobachten. Die Rhabdomyolyse zeigt sich durch einen Anstieg der Kreatinkinase und des Myoglobins im Serum. Vermutlich induziert das erhöhte Myoglobin auch die Nierenschädigung.
Therapie
Bei Verdacht auf ein PRIS wird die weitere Gabe von Propofol sofort ausgesetzt. Die Sedierung kann mit einem anderen Sedativum fortgeführt werden. Ist das Auftreten eines PRIS anamnestisch bekannt, muss auf Propofol verzichtet werden.
In der Regel verbessert sich der Zustand des Patienten nach Abbruch der Propofolgabe. Patienten mit einem PRIS bzw. Zustand nach PRIS benötigen eine intensivmedizinische Betreuung. Im Vordergrund steht die symptomatische Behandlung des Patienten mit ausreichender Volumengabe und Behandlung der metabolischen Azidose. Ggf. können bei insuffizienter Hämodynamik Katecholamine gegeben werden.
Eine kontinuierliche Hämodialyse bzw. Hämofiltration führt meist zur Besserung der Symptomatik - möglicherweise, weil Metaboliten von Propofol dialysierbar sind. Sie muss jedoch frühzeitig erfolgen, um noch wirksam zu sein.
Quellen
- ↑ Wappler, Frank: Das Propofol-Infusionssyndrom: Klinik, Pathophysiologie und Therapie einer seltenen Komplikation. Dtsch Arztebl 2006; 103(11)
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