Potocki-Shaffer-Syndrom
nach L. Potocki und L. G. Shaffer
Synoynm: Deletion 11p11.2, Proximales 11p Deletions-Syndrom
Englisch: Potocki-Shaffer syndrome, chromosome 11p11.2 deletion syndrome, P11pDS und proximal 11p deletion syndrome
Definition
Das Potocki-Shaffer-Syndrom ist ein seltenes, genetisches bedingtes Syndrom, das sich u.a. durch multiple, benigne Knochentumoren (Osteochondrome) und kraniofaziale Dysmorphien äußert.
- ICD10-Codes: Q93 - Monosomien und Deletionen der Autosomen, anderenorts nicht klassifiziert; Q93.5 - Sonstige Deletionen eines Chromosomenteils
Epidemiologie
Die Prävalenz liegt bei unter 1 zu 1.000.000. Bisher wurden weltweit weniger als 100 Fälle beschrieben.
Ätiologie
Bei den dokumentierten Fällen lag teilweise eine familiäre Häufung vor, es wurden 23 Fälle aus 14 Familien beschrieben. In diesen Fällen wurde das Syndrom autosomal-dominant vererbt. In den meisten Fällen wird das Syndrom jedoch nicht vererbt, sondern entsteht durch Mikrodeletion des Abschnitts 11.2 auf dem kurzen Arm von Chromosom 11. Sie findet während der Bildung der Gameten oder in der frühen Fetalentwicklung statt und betrifft mehrere hier lokalisierte Gene, u.a.:
EXT2
Das Gen EXT2 kodiert für das Protein Exotosin-2. Es bindet im Golgi-Apparat an das Exotosin-1 und beeinflusst die Bildung von Heparansulfat. Ist EXT2 beeinträchtigt, kommt es zur Bildung von Knochentumoren.
ALX4
ALX4 kodiert für verschiedene Transkriptionsfaktoren, die an der Bildung des Schädels beteiligt sind. Durch Verlust dieses Gens kommt es zu einer vergrößerten vorderen Fontanelle.
PHF21A
Dieses Gen kodiert für BHC80, das an den Corepressorkomplex BHC bindet. Der Komplex ist für die Genregulation von Nervenzellgenen verantwortlich.
Symptome
Das klinische Bild hängt vom Umfang des Genverlusts ab. Die häufigsten Symptome sind:
- Multiple Osteochondrome (Exostosen), sehr selten können diese maligne entarten
- Erweiterte Parietalforamina
- vergrößerte vordere Fontanelle
Gelegentlich können Gesichtsanomalien (Brachycephalie, schmaler Nasenrücken, schmales Philtrum) sowie eine Intelligenzminderung auftreten. Eher seltene Symtpome sind Sehstörungen, Hörstörungen, Herzfehler und Fehlbildungen des Urogenitalsystems.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird aufgrund der klinischen Symptome gestellt. Sie kann entweder zytogenetisch durch die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH-Test) oder molekularbiologisch bestätigt werden. Sollte bei den Eltern eines betroffenen Kindes ein weiterer Kinderwunsch bestehen, wird eine Untersuchung auf balancierte Translokationen empfohlen. Damit lässt sich das Risiko abschätzen, mit dem ein weiteres Kind das Syndrom erbt.
Therapie
Eine ursächliche Behandlung des Syndroms ist derzeit (2017) nicht möglich. Die Therapie erfolgt symptomatisch. Dazu gehört eine Frühförderung für Patienten mit Intelligenzminderung und Entwicklungsverzögerung. Es wird außerdem eine regelmäßige Untersuchung auf Seh- und Hörstörungen empfohlen, sowie sie regelmäßige Kontrolle der Knochentumoren So lassen sich maligne entartete Exostosen ggf. frühzeitig erkennen.
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