Portioektopie
Synonyme: Ektropium, Pseudoerosion
Englisch: cervical ectopy, cervical ectropion, cervical eversion
Definition
Als Portioektopie bezeichnet man die Verlagerung des endozervikalen Drüsenepithels auf die vaginale Portiooberfläche unter dem Einfluss von Östrogen. Es handelt sich um eine benigne Veränderung, die häufig im Rahmen einer gynäkologischen Routineuntersuchung beobachtet wird.
Epidemiologie
Ätiologie
Die Entstehung einer Portioektopie steht mit erhöhten Östrogenspiegeln im Zusammenhang.[1] Sie kann sich im Laufe der Pubertät durch den Einfluss der weiblichen Geschlechtshormone oder durch künstliche Zufuhr von Hormonen entwickeln.[2] Auch bei schwangeren Frauen ist eine physiologische Portioektopie häufig nachweisbar. Bei Frauen in der Postmenopause wird eine Portioektopie, aufgrund der niedrigen Östrogenspiegel, nur selten diagnostiziert.[1]
Pathogenese
Der äußere Muttermund öffnet sich unter Östrogeneinfluss und schiebt das schleimbildende Zylinderepithel der Endozervix auf die Ektozervix vor.[2]
Im Verlauf kommt es zum Ersatz des Zylinderepithels durch Plattenepithel. Dieser Vorgang wird auch als Plattenepithelmetaplasie oder überhäutete Ektopie bezeichnet.[3][4] Es wird vermutet, dass sexuelle Aktivität, ein niedriger pH-Wert der Vagina und chronische Entzündungen eine Rolle in der Umwandlung des Epithels spielen.[1]
Ausgangspunkt für die Metaplasie ist die Hyperplasie der Reservezellen (Basalzellen) des endozervikalen Drüsenepithels, die sich anschließend zu Plattenepithelzellen differenzieren. Diesen Vorgang bezeichnet man als absteigende Überhäutung. Eine weitere Ursache für die Umwandlung von Zylinder- in Plattenepithel besteht in einer sogenannten aufsteigenden Überhäutung, durch regenerierendes Plattenepithel.[4][1]
Symptome
Meistens ist eine Portioektopie asymptomatisch. Mögliche Symptome, die auftreten können, sind z.B.:[1]
Eine Portioektopie ist mit einer chronischen Zervizitis assoziiert. Frauen mit einer Portioektopie haben darüberhinaus ein erhöhtes Risiko sich mit HIV oder Neisseria gonorrhoeae zu infizieren.[1]
Die Transformationszone, die durch die Portioektopie entsteht, ist ein Prädilektionsstelle für HPV-Infektionen.[5]
Diagnostik
Die Cervix uteri ist bei der gynäkologischen Untersuchung mittels Kolposkopie leicht zugänglich. Areale die makroskopisch suspekt imponieren, können biopsiert und anschließend histologisch untersucht werden.[1] Eine andere bewährte klinische Untersuchungsmethode ist der Essigsäuretest. Hierbei stellt sich das Zylinderepithel nach der Essigprobe weiß da.[6]
Morphologie
Makroskopische Morphologie
Die ektropionierte Zervikalschleimhaut ist gut vaskularisiert und erscheint daher rötlich. Sie ist vulnerabel, entzündlich infiltriert und feinpapillär gestaltet.[2]
Die vom Plattenepithel überzogene Portio ist gräulich bis weiß. Werden zervikale Drüsen vom Plattenepithel überhäutet, bilden sich schleimhaltige Retensionszysten (Ovula Nabothi) aus.[2]
Mikroskopische Morphologie
Die Endozervokalmukosa besteht aus einem einreihigen schleimbildenden Zylinderepithel, die Grenze zum Plattenepithel der Ektozervix ist scharf begrenzt. Das überhäutende Plattenepithel stammt aus dem peripheren Epithel der Portio und aus der Reservezellhyperplasie. Zunächst liegt ein dünnes Epithel aus unreifen Plattenepithelzellen, nach vollständiger Reifung der Metaplasie ein reguläres, deutlich geschichtetes Plattenepithel vor.[1]
Therapie
Eine asymptomatische Portioektopie muss nicht therapiert werden. Falls Beschwerden bestehen, sollten zunächst hormonolle Verhütungsmethoden abgesetzt werden.[1] Bei persistierenden Beschwerden kann eine Destruktion des Zylinderepithels mittels Laserkoagulation oder Kryosation durchgeführt werden. Vor der Zerstörung des Epithels sollten maligne Veränderungen ausgeschlossen werden.[7]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Aggarwal, Amor. Cervical Ectropion , StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing, 2021
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Carlos Thomas. Makropathologie Lehrbuch und Atlas zur Befunderhebung und Differenzialdiagnostik. 9. Auflage, 2003
- ↑ Gynäkologische Zytologie, abgerufen am 22.10.2021
- ↑ 4,0 4,1 Elling et al. Das Zervixkarzinom, Springer-Verlag, 1991
- ↑ Medizinisches Versorgungszentrum am OPZ-Hürth, abgerufen am 22.10.2021
- ↑ I care Krankheitslehre. 1. Auflage. Stuttgart: Thieme, 2015.
- ↑ Lasch, Fillenberg. Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe, Springer Verlag, 2017
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