Ohrräude (Katze)
Synonym: Otodectes-Befall
Definition
Als Ohrräude der Katze bezeichnet man eine durch Ohrmilben (Otodectes cynotis) hervorgerufene Otitis externa.
Ätiologie
Die Erkrankung wird durch die Ektoparasiten hervorgerufen. Die Milben parasitieren sowohl bei der Katze als auch beim Hund, Frettchen und verschiedenen Fuchsarten. Die Dauer des Entwicklungszyklus vom Ei über ein Larven- und zwei Nymphenstadien beträgt etwa 15 bis 21 Tage.
Die Übertragung erfolgt meist von Tier zu Tier, wobei die Infektion gelegentlich auch über unbelebte Vektoren (z.B. Kämme) stattfinden kann. In Krusten und Borken überleben die Milben mitunter mehrere Wochen - auch abseits vom Wirt.
Epidemiologie
Die Häufigkeit eines Befalls wird für Mitteleuropa mit etwa 14 bis 26 % angegeben. Ohrräude tritt insbesondere bei jungen und frei lebenden Katze auf. Die Milben parasitieren an der Innenfläche der Ohrmuschel und im äußeren Gehörgang. Dort stechen sie die Epidermis an und ernähren sich von der Lymphe und Entzündungsprodukten der Wirte.
Klinik
Im Anfangsstadium treten durch die mechanische Schädigung der Otodectes-Milben sowohl Juckreiz als auch Zerumen- und Exsudatbildung auf. Die klinischen Symptome einer Otitis externa parasitaria sind unter anderem:
- Rötung und Schwellung des Gehörganges
- Kopfschütteln
- hochgradiger Juckreiz
- bakterielle oder pilzbedingte Sekundärinfektionen
In seltenen Fällen kann es zu Komplikationen wie Perforation des Trommelfells und damit einhergehender Otitis media, Taubheit und Horner-Syndrom kommen.
Diagnostik
Der Milbennachweis ist unter Umständen schon bei der adspektorischen Untersuchung mithilfe eines Otoskops erfolgreich. In unklaren Fällen ergänzt man die mikroskopische Untersuchung von Ohrtupfer- oder Krustenproben.
Insbesondere beim gleichzeitigen Vorliegen von Sekundärinfektionen ist die Befallsstärke oft nur noch gering, weshalb häufig bei einmaliger Untersuchung keine Milben nachzuweisen sind.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen kommen z.B. ein Befall mit Notoedres cati, Flohspeichelallergie, atopische Dermatitis oder Futtermittelallergien in Frage.
Therapie
Alle im Haushalt lebenden Hunde und Katzen sind in die Behandlung miteinzubeziehen. Zusätzlich zur gründlichen Reinigung des äußeren Gehörgangs (z.B. mit einem milden Keratolytikum) muss eine Therapie mit einem Antiparasitikum durchgeführt werden. Dazu sind verschiedene Spot-on-Applikationen von Selamectin- oder Imidacloprid-Moxidectin-Kombinationen geeignet. Die Anwendung muss im Abstand von ca. vier Wochen wiederholt werden, bis keine Ohrmilben mehr nachweisar sind.
Zoonotisches Potential
Otodectes-Milben können in seltenen Fällen auf den Menschen übergehen und das Krankheitsbild der "Pseudokrätze" hervorrufen.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
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