Nebennierenmetastase
Definition
Eine Nebennierenmetastase ist eine sekundäre Tumorabsiedlung in der Nebenniere, die von einem primären malignen Tumor an einer anderen Lokalisation ausgeht.
Hintergrund
Die Nebenniere ist aufgrund ihrer kräftigen Gefäßversorgung ein häufiger Ort hämatogener Metastasierung, die meist asymptomatisch verläuft und häufig erst im Rahmen der onkologischen Bildgebung oder Staging-Diagnostik nachgewiesen wird. Metastasen treten meist in der Rinde auf.
Vorkommen
Nebennierenmetastasen kommen bei bis zu 25 % aller Tumorpatienten im fortgeschrittenen Stadium vor. Häufige Primärtumoren sind:
- Nicht-kleinzelliges Bronchialkarzinom (NSCLC)
- Nierenzellkarzinom
- Kolorektales Karzinom
- Mammakarzinom
- Melanom
- Magen- und Ösophaguskarzinom
- Pankreaskarzinom
Die Metastasierung ist häufig unilateral, kann aber auch bilateral auftreten.
Klinik
In den meisten Fällen sind Nebennierenmetastasen klinisch asymptomatisch und werden zufällig in der Bildgebung entdeckt. Symptome treten selten auf und meist erst bei:
- bilateralem Befall mit Nebenniereninsuffizienz: Hypotonie, Adynamie, Hyponatriämie und Hyperkaliämie
- großen Raumforderungen mit Kompression umliegender Strukturen
- hormonaktiven Metastasen, z.B. aus neuroendokrinen Tumoren
Diagnostik
Radiologie
Die radiologische Bildgebung spielt eine zentrale Rolle bei der Erkennung, Charakterisierung und Verlaufskontrolle von Nebennierenmetastasen. Häufig handelt es sich um einen inzidentellen Befund im Rahmen des onkologischen Stagings, typischerweise im CT-Thorax/Abdomen oder bei der PET-CT. Das zentrale diagnostische Ziel ist die Abgrenzung zwischen benigner Nebennierenläsion (z.B. Adenom) und einer Metastase. Letztere sind oft > 3 cm, inhomogen, unscharf begrenzt oder zeigen periphere Nekrosen. Adenome hingegen sind klein, homogen und glatt begrenzt.
Computertomographie
Die native CT ist der erste diagnostische Schritt bei unklaren Nebennierenläsionen. Ein Adenom weist durch intrazelluläres Fett typischerweise eine geringe native Dichte von < 10 Hounsfield-Einheiten (HU) auf. Eine Nebennierenmetastase hat hingegen höhere native Dichtewerte, typischerweise > 20 HU. Bei unklarem Befund (z.B. Dichte zwischen 10 - 20 HU) erfolgt eine mehrphasige CT mit Kontrastmittel inklusive einer Spätaufnahme nach 10 bis 15 Minuten. Ziel ist es, den Washout des Kontrastmittels zu bestimmen:
- Adenom: rascher Washout (absoluter Washout > 60 %, relativer > 40 %)
- Metastase: langsamer, unvollständiger Washout
Magnetresonanztomographie
Die MRT hilft ebenfalls bei der Abklärung der Dignität, insbesondere wenn der CT-Befund unklar bleibt, oder wenn eine Kontrastmittelgabe kontraindiziert ist. Hilfreich ist dabei die IP- und OOP-Sequenz, die den Nachweis von intrazellulärem Fett ermöglicht. Daher weisen Adenome in der Opposed-Phase einen Signalabfall auf. Metastasen zeigen keinen Signalverlust.
PET-CT
Die FDG-PET-CT ist ein wertvolles Instrument zur Dignitätsbeurteilung bei Tumorpatienten mit unklarer Nebennierenläsion. Metastasen zeigen eine deutlich erhöhte FDG-Anreicherung (hoher SUV), Adenome meist nur eine geringe oder keine FDG-Aufnahme.
Biopsie
Eine Biopsie der Nebenniere wird nur selten durchgeführt, wenn:
- der Primärtumor nicht bekannt ist,
- Bildgebung keine eindeutige Dignität erlaubt,
- das Ergebnis konkrete therapeutische Konsequenzen hätte.
Vor einer Biopsie muss ein Phäochromozytom ausgeschlossen werden, da es sonst zu einer potentiell lebensbedrohlichen Katecholaminfreisetzung kommen kann.
Differentialdiagnosen
- Nebennierenadenom
- Phäochromozytom
- Nebennierenrindenkarzinom
- Myelolipom
- Metastatische Infiltration durch Lymphom
- Nebennierenabszess oder Blutung
Therapie
Die Mehrzahl der Nebennierenmetastasen wird nicht aktiv behandelt, sondern im Rahmen der Gesamterkrankung systemisch mitbehandelt oder kontrolliert belassen. Lokale Therapien (Adrenalektomie oder SABR) kommen selektiv bei solitären oder oligometastasierten Patienten mit kurativer Intention zum Einsatz.