Myofasziales Schmerzsyndrom
Synonym: Myofaszielles Schmerzsyndrom
Englisch: myofascial pain syndrome, MPS, chronic myofascial pain, CMP
Definition
Das Myofasziale Schmerzsyndrom, kurz MSS, ist ein Schmerzsyndrom mit charakteristischen, lokalen Schmerzen des Bewegungsapparates. Dabei liegt weder eine rheumatische, entzündliche oder neurologische Ursache zugrunde.
Ursache
Das Myofasziale Schmerzsyndrom wird in der Regel durch funktionelle Faktoren ausgelöst. Charakteristisch ist eine lokale Überempfindlichkeit im Muskelgewebe, insbesondere an sogenannten Triggerpunkten. Diese entstehen meist durch eine Überbelastung der betroffenen Muskulatur, was zu einer lokalen Hypoxie und einer verminderten Calcium-Rückführung ins sarkoplasmatische Retikulum führt. Die Folge ist eine tastbare Dauerkontraktion des Muskels, von der die Schmerzen ausgehen. Weiterhin können Kälte, Stress, Fehlernährung oder Stoffwechselstörungen ein myofasziales Schmerzsyndrom auslösen.
Symptome
Das Myofasziale Schmerzsyndrom äußert sich durch lokalisierte, druckempfindliche Muskelschmerzen, die häufig in benachbarte Körperregionen ausstrahlen.
Begleitend können Bewegungseinschränkungen, Muskelschwäche sowie vegetative Symptome wie Hautrötung, Schwitzen oder Schwindel vorkommen.
Die Schmerzen verstärken sich meist durch Belastung, Kälte, Stress oder Fehlhaltungen und betreffen bevorzugt Nacken-, Schulter-, Gesichts- und Lendenmuskulatur.
Diagnose
Die Diagnose des Myofaszialen Schmerzsyndroms wird klinisch gestellt und beruht auf einer gezielten körperlichen Untersuchung der betroffenen Muskulatur.
Zentrale diagnostische Kriterien sind das Auffinden eines druckschmerzhaften, hyperirritablen Punkts innerhalb eines tastbaren, verspannten Muskelstrangs (myofaszialen Triggerpunkts (MTrP)).
Bei Palpation löst dieser typischerweise lokale sowie ausstrahlende Schmerzen aus (referred pain).
Häufig treten zusätzlich eine „local twitch response“ – eine kurze, lokale Zuckungsreaktion des Muskels bei mechanischer Stimulation.
Ergänzende diagnostische Kriterien umfassen:
- Eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Muskels
- Muskelschwäche
- Schmerzverstärkung bei Stress oder Kälte
- ein „jump sign“ (Abwehrbewegung oder Zurückzucken bei Palpation)
- autonome Begleitphänomene (Hautveränderungen, Schwitzen, lokale Temperaturänderungen)
Bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Elastographie können die klinische Untersuchung unterstützen, etwa durch Darstellung veränderter Muskelstruktur oder verminderter Elastizität, sind jedoch nicht Teil der Routinediagnostik.
Laboruntersuchungen und apparative Diagnostik dienen primär dem Ausschluss anderer Ursachen (z. B. entzündliche, metabolische oder neurologische Erkrankungen) und nicht der Bestätigung des myofaszialen Schmerzsyndroms.
Differentialdiagnose
- Fibromyalgie: Hierbei fehlen sowohl der Muskelhartspann als auch das reflektorische Zucken, außerdem treten die Schmerzen beim MSS lokal begrenzt auf.
- Polymyalgia rheumatica
- Myopathien
- Neuropathien
- Somatoforme Störungen
Therapie
Physiotherapie
Physiotherapeutische Anwendungen, wie z.B. Massagen oder Wärmeanwendungen (z.B. Rotlicht oder Fangopackungen), kommen oft zum Einsatz und können dem Patienten Linderung verschaffen. Aktive Bewegungstherapien, sportliche Betätigungen und Schulung der eigenen Körperwahrnehmung sind weitere wichtige Therapiepfeiler. Die regelmäßige Durchführung eines autogenen Trainings kann die Symptomatik ebenfalls bessern.
Medikamentöse Therapie
In einigen komplizierten Fällen kann die Anwendung von Muskelrelaxantien oder Analgetika sinnvoll sein, z.B.:
- Diclofenac: 50-150 mg/Tag
- Flupirtin: 100-600 mg/Tag
- Ibuprofen: 400-2.400 mg/Tag
- Metamizol: 500-4.000 mg/Tag
- Naproxen: 500-1.250 mg/Tag
- Methocarbamol: max. 7,5 g/Tag (1 Tablette = 750 mg)
- Tolperison: 50-450 mg/Tag
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Eine weitere wirksame Therapieform ist die Infiltration von Botulinumtoxin oder eines Lokalanästhetikums in die betroffenen Triggerpunkte.