Milztorsion (Hund)
Definition
Eine Milztorsion ist die Drehung der Milz um ihre vaskuläre Aufhängung. Durch die Drehung wird vor allem die Vena lienalis abgeklemmt und es kommt zum Blutstau und damit zur Splenomegalie.
Prädisposition
Als prädisponiert für eine Milztorsion gelten: Deutscher Schäferhund, Bernhardiner, Irischer Setter und Deutsche Dogge. Da eine Milztorsion meist zusammen mit einer Magendrehung (Hund) einhergeht, sind alle großen, tiefbrüstigen Rassen als prädisponiert zu betrachten. Generell ist die Milztorsion allerdings selten beim Hund, bei der Katze ist sie gar nicht beschrieben.
Klinik
Diagnostik
Die Splenomegalie ist eventuell schon bei der Palpation des Abdomens zu bemerken. Ansonsten kommen weitere bildgebende Verfahren wie Röntgen und Ultraschall in Frage. Zunächst bietet sich ein Übersichtsröntgen an, auf welchem man gegebenenfalls eine Vergrößerung sowie eine Verlagerung der Milz sehen kann. Oft ist das Abdomen nicht im Detail zu betrachten aufgrund eines Blutergusses.
Zusätzlich wäre ein Ultraschall zur Abklärung zu empfehlen. Auch kann man hier mittels Dopplersonographie den Blutfluss am Hilus betrachten und eventuelle Abklemmungen der Gefäße diagnostizieren.
Die Milz hat als Aufgabe die Vermehrung und Differenzierung der Lymphozyten sowie das Aussortieren älterer Erythrozyten. Außerdem ist sie Speicherort von Thrombozyten, Erythrozyten und Monozyten und besitzt die Fähigkeit zur Hämatopoese. Aufgrund dieser Eigenschaften gehen Einschränkungen der Milzfunktion oft mit Anämie, Thrombozytopenie und einer Leukozytose einher.
Therapie
Als Therapie kommt nur die Splenektomie in Frage. Ein Zurückdrehen der Milz ist nicht zu empfehlen, da so Toxine und Entzündungsmediatoren in den Kreislauf gelangen können.
Komplikationen
Folgende Komplikationen können bei einer Splenektomie entstehen:
- Ischämie des linken Pankreasschenkels
- ventrikuläre Extrasystolen
- Hämorrhagie
- disseminierte intravasale Koagulation
- Magendilatation und -drehung.
Eventuell vorher subklinische Infektionen mit Ehrlichia, Babesia oder Mykoplasmen könnten klinisch werden, da die Erythrophagozytose der Milz nicht mehr gegeben ist.
Bei einer Splenektomie wird aufgrund des erhöhten Risikos der Magendrehung nach Entfernung der Milz meist eine Gastropexie durchgeführt, vor allem bei großen und tiefbrüstigen Hunden.
Ätiologie
Angenommen wird, dass die Milztorsion meist in Zusammenhang mit einer Magendrehung steht. Es ist möglich, dass der Magen sich teilweise zurückdreht, die Milz aber in ihrer verdrehten Position verbleibt. Eine alleinige Drehung der Milz ist selten.
Hat sich die Milz einmal gedreht, wird aufgrund ihrer geringeren Gefäßwanddicke als erstes die Vena lienalis abgeklemmt. Dadurch kommt es zu einem Blutstau und es entsteht eine Splenomegalie. Meist wird nach einer Zeit auch die Arteria lienalis abgeklemmt.
Die Milztorsion kann akut sowie chronisch auftreten. Bei der akuten Milztorsion können die Hunde Anzeichen eines hypovolämischen oder toxischen Schocks aufweisen und ein schnelles Handeln ist notwendig. Bei der chronischen Milztorsion ist eine Diagnosestellung nicht so leicht, da die Symptome, wie z.B. Lethargie, Anorexie, Erbrechen und Diarrhoe sehr unspezifisch sind und über Wochen bestehen können.
Prognose
Die Prognose einer Splenektomie nach einer Milztorsion ist generell gut. Für die chronische Milztorsion ist die Prognose besser als für die akute, aufgrund eines möglichen Auftretens eines hypovolämischen oder toxischen Schocks.
Quellen
- Fossum, Theresa Welch (2009): Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage, München.
- Neiger, Reto (2014): Differenzialdiagnosen Innere Medizin bei Hund und Katze. Vom Leitsymptom zur Diagnose. 2. Auflage, Stuttgart.
- Tobias, Karen M.(2009): Manual of Small Animal Soft Tissue Surgery. 1.Auflage, Ames (USA).
- Tobias, Karen M. & Johnston, Spencer A. (2012): Veterinary surgery: Small animal. 1. Auflage, St. Louis (USA).
- Wilczek, Christa & Merl, Kristin (2012): Memovet. Praxis-Leitfaden Tiermedizin. 7.Auflage, Stuttgart.