Mikrosporie
Synonyme: Mikrosporosis, Phytoalspecie, Gruby-Krankheit, Porrigo decalvans, Kleinsporenflechte, Microsporie
Englisch: microsporosis, microsporum infection
Definition
Die Mikrosporie ist eine Dermatomykose, die durch eine Infektion mit Microsporum-Arten ausgelöst wird und vor allem bei Kindern und Jugendlichen auftritt.
Ätiologie
Der häufigste Erreger einer Mikrosporie ist Microsporum canis, der u.a. im Fell bzw. auf der Haut von Katzen und Hunden vorkommt und durch Berührung der Tiere übertragen wird. Weitere, aber seltenere Erreger sind:
- Microsporum gypseum (Übertragung über den Erdboden)
- Microsporum audouinii (Übertragung von Mensch zu Mensch)
Klinik
Das Krankheitsbild, dass durch die Microsporum-Arten ausgelöst wird, bezeichnet man als Tinea.
Eine Mikrosporie betrifft in erster Linie die Kopfhaut (Tinea capitis). Charakteristisch für eine Mikrosporie ist das Auftreten von scharf begrenzten rundlichen Alopezieherden auf der Kopfhaut. Die Haare sind an diesen Stellen etwa 2 bis 3 mm über der Kopfhaut abgebrochen und erscheinen als schwarze Punkte. Häufig wird dieser Befund mit einer "gemähten Wiese" verglichen. Die Alopezieherde weisen zudem feine, hellgraue Schuppen auf und können im Rahmen eines chronischen Verlaufes konfluieren. In der Regel wachsen die Haare nach Abheilung des betroffenen Areals wieder nach.[1]
Auch ein Übergang auf das restliche Integument ist möglich und wird dann als Tinea corporis bezeichnet. Hier sind rundliche, randbetonte, schuppende und hellrote Areale zu beobachten, die insbesondere im Gesicht, am Rumpf und den Extremitäten auftreten.[1]
Die Mikrosporie kann mit einem Pruritus einhergehen.
Die Inkubationszeit der Erkrankung liegt zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen. Eine Mikrosporie ist hoch kontagiös und kann in Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. Kindergärten) kleine Epidemien verursachen.
Diagnostik
Die Diagnostik besteht aus einer sorgfältigen Anamnese, in der insbesondere nach Haustieren oder dem Kontakt zu anderen Tieren gefragt wird. Zudem wird das klinische Erscheinungsbild erfasst. Bei Beleuchtung des betroffenen Hautareals mit einer Wood-Lampe erkennt man eine grünliche Fluoreszenz der Krankheitsherde.
Die Sicherung der Diagnose erfolgt durch den Erregernachweis im Nativpräpärat oder in einer Kultur.[1]
Neben dem Indexpatienten sollten auch die Familienmitglieder untersucht werden.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen einer Mikrosporie sind beispielsweise:[1]
Therapie
Die Therapie einer Mikrosporie besteht aus einer systemischen Behandlung oder einer Lokaltherapie.
Systemische Therapie
Für die systemische Therapie stehen folgende Medikamente zur Verfügung:[1]
- Terbinafin 250 mg einmal täglich für 4 bis 6 Wochen oder
- Griseofulvin 500 bis 1.000 mg täglich in zwei Einzeldosen für 6 bis 8 Wochen
- Fluconazol 50 mg einmal täglich für 4 bis 7 Wochen, alternativ 150 mg einmal pro Woche für 4 bis 8 Wochen
- Itraconazol 100 bis 200 mg einmal täglich direkt nach einer Hauptmahlzeit für 4 Wochen
Für Kinder ist in Deutschland bisher nur Griseofulvin zugelassen, das jedoch in deutschsprachigen Ländern zurzeit nicht im Handel verfügbar ist (2024). Daher ist ein Bezug über internationale Apotheken oder ein Off-Label-Use anderer Arzneimittel notwendig.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Topische Therapie
Die topische Therapie bzw. Lokaltherapie besteht unter anderem aus einer Rasur oder dem Zurückschneiden der Haare. Dies kann zu einer Reduktion der Therapiedauer führen. Darüber hinaus kommen topische Antimykotika vom fungiziden Wirkungstyp (z.B. Ciclopirox) zum Einsatz. Diese sollten täglich für ungefähr eine Woche auf die gesamte Kopfbehaarung aufgetragen werden und nicht ausschließlich auf die befallenen Herde. Etwa zweimal pro Woche sollten die Haare mit einem antimykotischen Shampoo gewaschen werden. Zudem sollte eine Behandlung der infektiösen Tiere erfolgen.[1]
Betroffene sollten Hygieneutensilien wie beispielsweise Bürsten, Rasierer oder Handtücher zu Behandlungsbeginn desinfizieren bzw. entsorgen und nicht mit anderen Personen teilen.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Pschyrembel - Mikrosporie, abgerufen am 24.03.2022
- ↑ Derup et al.: Tinea capitis bei Kindern – ein buntes Krankheitsbild Monatsschrift Kinderheilkunde, 2022
Literatur
- Altmeyers - Enzyklopädie - Mikrosporie, abgerufen am 24.03.2022
- Leading Medicine Guide - Mikrosporie, abgerufen am 24.03.2022